Radler unter der Lupe
Der Marktcheck im Juni 2021
Beim geselligen Treffen mit Freunden und Freundinnen, nach dem Sport oder einfach zum Genießen: Radler erfreut sich speziell an heißen Tagen großer Beliebtheit. Auf die Idee Bier mit Limonade zu mischen, kam ein Alm-Wirt in der Nähe von München bereits 1922: Weil ihm an einem heißen Tag das Bier ausgegangen ist, hat er das Bierglas mit Zitronenlimonade aufgefüllt. Radler ist mittlerweile ein Klassiker, der gerne auch ohne Alkohol und in der kleinen 0,33 l-Flasche für den kleinen Durst gekauft wird. Da Bier ja in den meisten Supermärkten auch in Bio-Qualität und mehrheitlich in der umweltfreundlichen Mehrweg-Pfandflasche erhältlich ist, wollte Greenpeace wissen wie es beim Radler ausschaut. Die Ergebnisse des Marktchecks waren leider ernüchternd.
Kaum Bio-Radler in den Regalen
Radler in biologischer Qualität muss man in den Supermarktregalen mit der Lupe suchen: Wie der Marktcheck von Greenpeace zeigt, sind nur drei Bio-Radler von den insgesamt genannten 120 Produkten flächendeckend in Österreich erhältlich - und das nur bei zwei Supermärkten. Für alle Freunde und FreundInnen von Radler, die einen unbelasteten Genuss wollen, ist das ernüchternd.
Denn bio ist nicht nur für uns Menschen gut, sondern hat auch viele Vorteile für die Umwelt: So sind chemisch-synthetische Spritzmittel in der biologischen Landwirtschaft im Gegensatz zu herkömmlicher Produktionsweise nicht erlaubt. Das schont unsere Böden und fördert die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen. Leicht zu erkennen sind Bio-Produkte anhand des EU-Bio-Siegels, des stilisierten Blattes aus weißen Sternen auf grünem Grund.
Nur 22 Prozent in der Mehrweg-Flasche
Wie der Marktcheck auch zeigt, werden nur rund ein Fünftel aller Radler-Produkte in der Mehrwegflasche abgefüllt. Nicht genügend, wenn man die Vorgaben einer geplanten Gesetzesnovelle, die ab Anfang 2024 in Kraft treten soll, berücksichtigt: In rund zwei Jahren soll die Mehrweg-Quote in den Supermärkten für Bier und Biermischgetränke bei 60 Prozent liegen. Auch Diskonter wie Hofer, Lidl und PennyMarkt müssen dann Getränke in der wiederbefüllbaren Flaschen anbieten. Greenpeace fordert die Supermärkte und Hersteller auf, nicht abzuwarten, sondern bereits jetzt mit dem Ausbau des Angebots an Mehrweg-Flaschen zu beginnen. Schließlich haben fast alle österreichischen Brauereien Mehrweg-Abfüllanlagen, in denen auch Radler abgefüllt werden kann.
Bei den Auswirkungen auf unsere Umwelt hat die Mehrwegflasche im Vergleich zu Einweg-Glas und Dosen jedenfalls die Nase vorne. Eine Mehrwegflasche kann im Schnitt 40-Mal wiederbefüllt werden. Auch die Rückführungsquote, also die Menge an Verpackungsmaterial die zurückgegeben wird, ist bei Mehrweg aufgrund des Pfandes mit Abstand am höchsten.
Wie Mehrweg erkennen
Erkennbar sollten allen Mehrweg-Gebinde an folgendem Gütezeichen sein. Leider ist die Kennzeichnung nicht lückenlos und findet sich viel zu oft weder am Produkt noch am am Regal.
Durch klare Kennzeichnung von wiederbefüllbaren Flaschen und Gläsern, gute Platzierungen in den Geschäften, attraktive Preis-Aktionen und klare Kommunikation der Umweltvorteile haben es die Supermärkte in der Hand, Mehrweg wieder ins Schweinwerferlicht zu rücken.
Radler in der Alu-Dose geht gar nicht
Seit es keine verpflichtenden Mehrweg-Quoten im österreichischen Handel mehr gibt, ist der Anteil von Getränken in Dosen stark gestiegen. Das tut der Umwelt weh, weil die Gewinnung des Rohstoffes „Bauxit“ viele negative Umweltauswirkungen hat wie giftiger Rotschlamm beim Abbau, Gefährdung von Boden und Gewässern, hoher Flächenverbrauch, Verlust der Artenvielfalt – um nur einige zu nennen. Unnötig viel Energie braucht es auch bestehende Gebinde nicht wiederzubefüllen, sondern das Material einzuschmelzen und neue Flaschen oder Dosen herzustellen. Das Material auf mehrere hundert Grad zu erhitzen, braucht enorm viel Strom. Aluminium sollte aufgrund seiner schwerwiegenden Folgen nur in Bereichen eingesetzt werden, wo es nicht anders geht.
Wunsch nach mehr Mehrweg
Die ÖsterreicherInnen wollen wieder mehr Mehrweg. Konkret wünschen sich laut einer Greenpeace-Umfrage 88 Prozent der Befragten eine größere Auswahl an umweltfreundlichen Mehrweg-Pfandflaschen in den österreichischen Supermärkten. 91 Prozent der Befragten geben sogar an, dass sie Mehrwegflaschen (Glas oder PET) kaufen würden, sobald diese verstärkt angeboten werden.
Die Supermärkte im Vergleich
Platz 1 belegt das Tiroler Unternehmen MPreis: Hier sind immerhin 75 Prozent aller Radler-Produkte in der wiederbefüllbaren Pfandflasche und auch Radler in Bio-Qualität erhältlich. Die Tabelle unten zeigt, wie die Supermärkte beim Mehrweg-Angebot und der Auswahl bei Bio-Produkten im Vergleich abgeschnitten haben.
Die Ergebnisse des Marktchecks und die Infos zum Angebot bei den einzelnen Supermärkten sind nachzulesen beim Abschneiden der Supermärkte, die Kriterien im Detail bei Kriterien der Bewertung. Zahlen & Fakten rund zum Konsum von Radler und Tipps für den umweltfreundlichen Einkauf finden sich im Hintergrundpapier von Greenpeace.
Übrigens: Mit dem Marktcheck nimmt Greenpeace regelmäßig das Angebot der größten österreichischen Supermärkte unter die Lupe und veröffentlicht das Abschneiden der Märkte bei den unterschiedlichen Sortimenten immer hier
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Mit unseren Marktchecks zeigen wir auf, welche Produkte Konsument:innen in heimischen Supermärkten bedenkenlos kaufen können und wo noch Handlungsbedarf besteht. Bitte ermöglichen Sie es uns, noch viel weitere Checks durchzuführen und so das Angebot umweltfreundlicher Produkte zu verbessern!