„Wir geben der Natur eine Stimme, weil sie selbst keine hat“, beschreibt Stefan Stadler, Experte im Investigativ-Team von Greenpeace in Österreich, seine Arbeit. Er nimmt Hinweise zu Missständen aus der Bevölkerung entgegen, recherchiert Hintergründe, stöbert in Grundbuchauszügen und Firmenregistern und deckt selbst regelmäßig Umweltskandale auf – mit modernster Technik und wissenschaftlichen Untersuchungen.
Unser Team kam bereits zahlreichen Verbrechen an der Natur und der Umwelt auf die Spur: Wir untersuchten österreichische Seen und Gletscher auf potenziell gesundheitsschädliches Mikroplastik, deckten einen Skandal auf, der zur Schließung einer dubiosen Mülldeponie in St. Pölten führte, brachten ein heimisches Unternehmen dazu, den Export von Plastikmüll zu einer illegalen Deponie in Rumänien zu stoppen, und hatten einen spionagefilmreifen Konflikt mit einem großen Öl- und Gaskonzern, der mit dem Rücktritt des CEO endete.
Illegale Mülldeponierung in St. Pölten
Ein Skandal, der zum Himmel stinkt
Im Spätsommer 2024 erhält Stefan Stadler Hinweise von besorgten Bürger:innen aus St. Pölten. Der Grund: Die Massenabfalldeponie „Am Ziegelofen“ verpestet die Stadt. Die Bewohner:innen vermuten illegale Machenschaften. Stefan beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen.
In einem Grundbuchauszug findet er den Kaufvertrag für die Deponie aus dem Jahr 2019: Ungewöhnlich niedrige 900.000 Euro hat die Zöchling Abfallverwertungs GmbH für das 17,2 Hektar große Areal bezahlt. Hinzu kommen fragwürdige behördliche Genehmigungen. Stefan recherchiert weiter und analysiert gemeinsam mit der Greenpeace Mapping Unit hochauflösende Satellitenbilder der Deponie. Ihn beschleicht ein schlimmer Verdacht – also macht er sich mit Drohnen und Kameras auf den Weg nach St. Pölten.
Was er dort sieht, schockiert ihn. Statt den Müll fachgerecht zu entsorgen, werden offenbar tonnenweise unbehandelte Abfälle aus Haushalt und Gewerbe verscharrt. „Das ist streng verboten, weil so gefährliche Problem- und Schadstoffe aus dem Restmüll in die Umwelt gelangen können“, erklärt Stefan. „Für die Unternehmen rechnet sich das. Den wahren Preis zahlen aber Mensch und Natur!“
Greenpeace bereitet die Satellitenbilder sowie das Drohnenmaterial auf und leitet alles an die zuständigen Behörden weiter. Wenig später erfolgt eine unangekündigte Inspektion. Die Deponie wird umgehend geschlossen – und die Bürger:innen sind erleichtert.
Update April 2025: Nachdem Greenpeace den Fall ins Rollen brachte, fanden wir mithilfe von historischen Satellitenbildern heraus, dass die Zöchling Abfallverwertung GmbH mutmaßlich bereits seit 2021 illegale Falschdeponierungen durchführte – und erstatteten Strafanzeige. Ende März wurde die Deponie aufgrund der Ergebnisse behördlicher Abfallanalysen endgültig geschlossen. Greenpeace fordert die Überprüfung aller Standorte des Unternehmens sowie die Einführung eines neuen, umfassenden Kontrollsystems für Deponien.
Umweltschädliche Plastikmüllexporte nach Rumänien
Mit dem Abfall ist was faul
Auch im Ausland hat unser Ermittlungsteam dubiose Deponiegeschäfte aufgedeckt. Dass es in Ländern wie Rumänien oder Polen erhebliche Probleme mit der Abfallentsorgung gibt, ist längst bekannt. Doch landet auch österreichischer Müll dort? Um das herauszufinden, haben wir GPS-Tracker in Plastikmüllballen platziert. Und tatsächlich: Einer davon führte uns direkt zu einer Deponie nahe des Dorfs Ciocaia in Rumänien.
Stefan und sein Team machten sich auf den Weg, um sich selbst ein Bild von den Zuständen vor Ort zu machen. „So einen furchtbaren Gestank habe ich noch nie erlebt“, erinnert sich eine Aktivistin vor Ort. „Wir haben eine giftgrüne Flüssigkeit entdeckt, die aus dem Müll in ein angrenzendes Becken floss.“ Offenbar wurde das Gelände früher landwirtschaftlich genutzt, denn eine Wasserprobe zeigt alarmierende Pestizidwerte – tausendfach höher als erlaubt! Als wäre das nicht genug, wurde Plastikmüll offenbar nicht fachgerecht verbrannt, sondern illegal deponiert. Die potenziellen Folgen für dort lebende Pflanzen, Tiere und die Grundwasserqualität sind katastrophal. „Es war erschütternd zu sehen, wie in anderen Ländern mit unserem Müll umgegangen wird.“
Wenig später greifen rumänische Medien den Fall auf, das verantwortliche Unternehmen wird bestraft. Parallel dazu konfrontieren wir die österreichische Entsorgungsfirma mit den Vorwürfen, woraufhin sie den Export sofort stoppt. Unser Investigativ-Team ist sich sicher: „Hätten wir sie nicht erwischt, würden sie das heute noch machen!“
Mikroplastik in Österreichs Seen und Gletschern
Unberührte Natur? Von wegen!
Plastik ist nicht nur auf Mülldeponien ein Problem. Kleinste Kunststoffpartikel, sogenanntes Mikroplastik, verteilen sich durch den Wind in der Natur. Sie stammen aus Kosmetikprodukten, Verpackungen oder Textilien und wurden bereits nahezu überall auf der Welt nachgewiesen – mit potenziell gefährlichen Folgen für Mensch und Umwelt!
Im Sommer 2023 wollten wir herausfinden, ob Mikroplastik auch in Österreichs Seen zu finden ist. Neben neugierigen Badegästen entnahm der gelernte Chemielabortechniker Stefan Stadler die Proben selbst und analysierte sie gemeinsam mit der Greenpeace Science Unit in Großbritannien. Das erschreckende Ergebnis: In allen sieben untersuchten Gewässern wurde Mikroplastik gefunden.
Ein Jahr später untersuchte er die wohl größten Symbole unberührter Natur in Österreich – unsere Gletscher. Diese uralten Eismassen hoch oben in den Bergen sind nur schwer zugänglich. Für die Proben wanderte Stefan meist schon vor Sonnenaufgang los, stundenlang über Felsen und Wildbäche, mit schwerer Ausrüstung am Rücken. Doch oben kam die Ernüchterung: Auch das Schmelzwasser aller vier untersuchten Gletscher enthält Plastik.
Spionageskandal eines Öl- und Gasriesen
Greenpeace im Visier der OMV
Greenpeace deckt nicht nur Umweltverbrechen auf, sondern gerät auch selbst immer wieder ins Visier großer Öl- und Gaskonzerne. So auch im Jahr 2021: Unser Investigativ-Team erhält einen anonymen Hinweis, dass die österreichische OMV die Überwachungsfirma Welund auf uns angesetzt hat. Die Rede ist von einem detaillierten Spionageverteiler über unsere Aktivitäten.
Entsetzt stellen wir eine dringende Anfrage an die OMV und leiten gleichzeitig die Informationen an die Medien weiter. Während die OMV schweigt, geht die Investigativplattform DOSSIER der Sache auf den Grund – und findet heraus, dass auch in anderen Ländern wie Australien zu diesem Zeitpunkt eine systematische Überwachung von NGOs und der Zivilgesellschaft durch die OMV stattfindet. Ein echter Skandal!
In Österreich schlägt der Fall hohe Wellen. Der damalige grüne Vizekanzler Werner Kogler fordert OMV-Chef Rainer Seele schließlich ebenfalls auf, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Keine Antwort. Und der öffentliche Druck wächst. Nur wenig später tritt der Öl-CEO überraschend zurück. Angeblich aus privaten Gründen. Doch wer weiß: Ohne unsere Arbeit wäre Rainer Seele vielleicht heute noch CEO – und die Spionage wäre unentdeckt geblieben.
Unsere investigative Arbeit wirkt!
Die Erfolge der letzten Jahre beweisen, dass unser Einsatz einen echten Unterschied macht. „Umweltverbrechen werden systematischer, die Korruption wächst – und der Journalismus kann diese Aufgabe nicht mehr allein bewältigen“, erklärt Stefan Stadler die Notwendigkeit seiner Arbeit. „Doch gemeinsam können wir Missstände aufdecken und verhindern!“
Unsere monatelangen Recherchen, die professionelle Ausrüstung und der Zugang zu wichtigen Informationen kosten Zeit und Geld. Um diese wichtige Arbeit weiterhin unabhängig von Staaten und Konzernen leisten zu können, brauchen wir Menschen wie Sie. Bitte unterstützen Sie das Investigativ-Team von Greenpeace mit einer Spende!
So helfen Sie uns, Umweltskandale aufzudecken:
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„Die aufgedeckten Skandale der letzten Jahre haben gezeigt, wie wertvoll unsere professionelle Investigativarbeit für den Umweltschutz ist. Bitte helfen Sie uns, der Natur auch in Zukunft eine starke Stimme zu geben! Kontaktieren Sie mich gleich für ein persönliches Gespräch.“
Natalie Zoebl-Pawloff
Leitung High Level Engagement
Greenpeace
+43 699 17231808
natalie.zoebl@greenpeace.org


