Wälder sind unsere natürlichen Verbündeten gegen die Klimakrise. Gleichzeitig sind echte Wälder Hotspots der Biodiversität. Doch die Schützer brauchen Schutz. Weltweit.
Goldsuche am Amazonas
Wichtig blieb und bleibt der Einsatz für den Amazonas-Regenwald. Hier konnte Greenpeace mit einer erfolgreichen Kampagne und einer schnellen Reaktion Großes bewirken. Die Kampagne betraf die wachsende Gefahr der Goldsuche im Amazonasbecken. Einerseits wird bei der Goldsuche hochgiftiges Quecksilber eingesetzt; Flüsse werden dadurch weitreichend vergiftet. Gleichzeitig gehen die Goldsucher rücksichtslos gegen indigene Gemeinschaften vor.
In den letzten Jahren hatte aber auch die Intensität enorm zugenommen: Während früher vor allem Schaufeln und Spitzhacken verwendet wurden, setzten die Goldsucher zuletzt immer öfter große Bagger und andere Baumaschinen ein. Ganze Hügel werden inzwischen abgetragen. Greenpeace bemerkte dabei, dass viele der Maschinen aus dem Werk des koreanischen Hyundai-Konzerns in Brasilien stammen. In einer über mehrere Zeitzonen koordinierten, schlagkräftigen Kampagne wurde das gestoppt: Nach einer großen Pressekonferenz, 70 Medienberichten in Korea (unter anderem auf zwei der größten koreanischen Fernsehsender) und einer direkten Aktion bei einer Hyundai-Fabrik in Brasilien ging der Konzern nach nur 16 Tagen auf die Greenpeace-Forderungen ein und stoppte die Verwendung seiner Bagger für illegale Goldsuche.
Amazonas-Dürre
Wenige Monate später musste Greenpeace für eine Notfall-Aktion aktiv werden. Im brasilianischen Teil des Amazonas begann Ende September eine außergewöhnliche Dürre, weil die normale Trockenzeit vom El-Niño-Wetterphänomen verstärkt wurde. Ernteausfälle und Wassernot betrafen tausende Menschen, durch die Rekord-Tiefstände von Flüssen wurden indigene Gemeinschaften von der Versorgung abgeschnitten. Gleichzeitig stiegen die Wassertemperaturen in den Flüssen teilweise auf unvorstellbare 39 Grad. Diese Temperaturen sind tödlich, besonders für eine seltene Art: Im Lago Tefé im Norden Brasiliens wurden über hundert tote Flussdelfine (Botos) angespült, auch tausende Fische verendeten.
Doch Greenpeace musste nicht tatenlos zusehen, wie Delfine sterben und indigene Gemeinschaften Not leiden. Das Greenpeace-Büro in Brasilien begann sofort, Notfallmaßnahmen umzusetzen: Dabei wurde die Aktion „Wings of Emergency“ reaktiviert, die während der Pandemie Versorgungsflüge zu indigenen Gemeinschaften durchgeführt hatte. Auf den neuen Flügen wurden Tierärzt:innen und Hilfsmaterial für die „Boto-Koalition“ mitgenommen, die ihr Bestes gaben, so viele Delfine wie möglich zu retten. Außerdem wurden die Flüge genutzt, um Luftbilder der Region anzufertigen. Sie dienen dazu, medial Hilfe zu mobilisieren und eine wissenschaftliche Einschätzung zu ermöglichen, als Basis für weitere zielgerichtete Maßnahmen. So konnten die schlimmsten Folgen der Not durch schnelle Reaktion vor Ort gelindert werden.
87 Prozent der kartierten Altwälder stehen zwar unter strengem Schutz vor menschlichen Eingriffen, Greenpeace-Untersuchungen zeigen allerdings, dass die Waldzerstörung in Teilen der verbleibenden Urwälder anhält und dass es keine Kontrolle darüber gibt, wo das geerntete Holz in der EU landet. Diese Rodungen sind technisch legal, aber sie bleiben ein Verbrechen gegen die Wälder.
Die Kampagne veröffentlichte ihre Untersuchungen daher als „Nature Crime Files“. Das erste betrifft den Holzeinschlag in den alten Wäldern des Erzgebirges und im Wald von Ždánice in Tschechien, der auch mit öffentlichen und privaten Unternehmen in Verbindung steht. Die Tschechische Republik ist einer der größten Holzexporteure der EU und führt etwa die Hälfte ihres Holzes aus. GPS-Tracker wurden an Holzstapeln in der Nähe von Mariánské Údolí angebracht, wo unerlaubter Holzeinschlag stattfand, und in der Nähe von Snovídky, wo Holz aus Gebieten mit hoher biologischer Vielfalt für eine Papierfabrik der multinationalen Mondi-Gruppe bestimmt war. Die Ergebnisse machen deutlich, dass die EU es verabsäumt hat, ihre verbleibenden alten Wälder vor den Profitinteressen der Holzindustrie zu schützen.
Das zweite bisher veröffentlichte „Nature Crime File“ betrifft die neue Zellstofffabrik in Kemi in Finnland. Die intensive finnische Forstwirtschaft gilt als Hauptverursacher von Naturverlust in Finnland.
Greenpeace deckt auf 🔍
In Finnlands größter Papier- und Zellstofffabrik werden täglich im Schnitt 243 Eisenbahnwaggonladungen und 180 Lkw-Ladungen Holz transportiert. Oft werden daraus Wegwerfartikel wie Klopapier hergestellt – der Wald und seine Lebensräume werden für extrem kurzlebige Artikel vernichtet.
Das neue Zellstoffwerk in Kemi droht den ohnehin schon zu hohen Holzeinschlag in den nördlichen Wäldern Finnlands und Schwedens weiter zu verstärken. Betroffen ist auch der Lebensraum der indigenen Sami.
Greenpeace-Recherchen zeigen das Ausmaß der Naturzerstörung. Zusätzlich fand eine Aktion direkt am Werk statt. Über 30 Greenpeace-Aktivist:innen blockierten das Haupttor der neuen Fabrik, die Bahnstrecke und die Brücke zum Gelände und stellten eine fünf Meter hohe Eule aus wiederverwendeter Pappe als Vertreterin der bedrohten Tierarten am Haupttor auf. Acht Aktivist:innen kletterten auf Kräne, die für den Holztransport genutzt werden, und befestigten auf einem davon ein Transparent mit der Aufschrift „Naturverlust“.