Das sind Österreichs 9 Betonschätze
Österreich hat gewählt! Über 400 EInsendungen haben wir in den letzten Wochen bei unserer Suche nach “Österreichs 9 Betonschätzen” erhalten.
Jetzt ist es endlich soweit. Mit mehr als 20.000 Stimmen von Menschen in Österreich und der Einschätzung unserer Fachjury haben wir die Gewinnerprojekte für jedes Bundeslands ermittelt. Das sind "Österreichs 9 Betonschätze".
Burgenland
Zurndorf Lager XXXLutz
rund 120.000 m²
Das Zentrallager der Firma XXXLutz ist eine der größten Baustellen Europas und liegt inmitten landwirtschaftlicher Nutzflächen, zum Teil auf fruchtbarem Ackerland.
Trotz der bereits enormen Größe dieses Lagers wird es seit 2023 erneut erweitert. Die Gesamtfläche soll auf 390.000 Quadratmeter ausgedehnt werden. Dabei erstreckt sich das Projekt bis an den Rand eines Natura-2000-, Vogel- und Europaschutzgebiets.
Diese Schutzgebiete sind als Lebensraum für gefährdete Vogel- und Fledermausarten extrem wichtig. Wird so nahe an diesen sensiblen Ökosystemen gebaut, riskiert man, dass die Lebensräume gestört oder sogar zerstört werden.
Kärnten
LKW-Verteilerzentrum LCAS-Nord (zuvor Alplog Nord)
rund 200.000 m²
Auf den „Federauner Feldern” ist ein LKW-Verteilerzentrum ohne Bahnanschluss geplant.
Der Bau würde sich direkt auf zwei angrenzende Natura-2000-Schutz- gebiete auswirken, die Teil des Naturparks Dobratsch sind. Das Areal ist für viele geschützte und selten gewordene Arten ein notwendiger Lebensraum und wird von zahlreichen Tiere als Brutplatz und Jagdrevier genutzt.
Die Bürgerinitiative „Rett’ma die Schütt” hat sich zum Ziel gesetzt, den Bau dieses LKW-Verteilerzentrums zu verhindern.
Niederösterreich
Ostumfahrung Wiener Neustadt
4.8 km lange Straße
Die Ostumfahrung Wiener Neustadt ist eine ab Herbst 2024 geplante Straßenverbindung östlich von Wiener Neustadt, die den Verkehr um die Stadt herum leiten soll.
Eine Schneise soll durch das wertvolle Naherholungsgebiet und Natura-2000-Schutzgebiet Fischa Au geschlagen werden. Diese Au ist ein wichtiges Rückzugsgebiet für zahlreiche Tiere. Ebenso sollen durch das Straßenprojekt wertvolle Böden und Äcker versiegelt und Bäuerinnen und Bauern enteignet werden. Einige Flächen entlang der Straße sollen bereits umgewidmet worden sein. Bis 2030 sollen hier auf weiteren 575.000 m² neue Gewerbeflächen entstehen. Die Notwendigkeit der Ostumfahrung wird mit der Entlastung des hohen Verkehrsaufkommens begründet. Eine Verkehrsstudie des Landes Niederösterreich zeigt jedoch, dass der Verkehr bis 2030 mit Umfahrung sogar noch stärker ansteigen würde, als ohne.
Seit Jahren protestieren Anrainer:innen, Umweltschutzorganisationen sowie die Bürger:inneninitiativen und -zusammenschlüsse „Vernunft statt Ostumfahrung” und „Lobau Bleibt” gegen dieses Projekt.
Oberösterreich
Betriebsbaugebiet Ehrenfeld II - Ohlsdorf
rund 180.000 m²
Mit dem Betriebsbaugebiet Ehrenfeld II wird ein Gewerbe- und Industrie- gebiet errichtet, für das 18 Hektar Wald gerodet wurden. Ein Bericht des Rechnungshofs bestätigt, dass die Rodung „nicht ordnungsgemäß zustande“ und „ohne ausreichende Prüfung der Voraussetzungen“ erfolgte.
Aus Umweltsicht ist es höchst problematisch, dass immer mehr Industrie- und Gewerbegebiete auf der grünen Wiese gebaut werden – oder auf wertvollen Waldflächen, wie im Fall von Ohlsdorf. Denn dadurch werden Natur- und Landwirtschaftsflächen sowie natürliche Lebensräume zerstört.
Das ist fatal für die Biodiversität, die heimische Landwirtschaft und die Bodenqualität.
Salzburg
Six Senses Residences Kitzbühel Alps
rund 30.000 m²
Das exklusive Luxus-Resort „Six Senses Residences Kitzbühel Alps” für Superreiche wird direkt beim Naturschutzgebiet Wasenmoos – einer einzigartigen Hochmoor-Landschaft – gebaut. Das Naturschutzgebiet beherbergt eine beeindruckende Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten und ist bekannt für seine sensiblen Moore.
Für den Bau wurden bereits zwei Hektar Wald gerodet. Expert:innen warnen, dass die Moore durch die Bauarbeiten entwässert werden und befürchten, dass die geplante Besucherzahl die empfindliche Fauna und Flora überlasten könnte. Die Größe des Resorts und das Fehlen einer Pufferzone verstärken diese Bedenken.
Außerdem wirbt das „Six Senses” damit, dass alle angebotenen „Residenzen” über Ferienwohnungsgenehmigungen verfügen. Es ist also anzunehmen, dass hier wertvolle Böden versiegelt werden, damit dann Wohnraum über Monate hinweg leer steht.
Steiermark
Playworld Spielberg
rund 15.000 m²
Die Playworld Spielberg bezeichnet sich selbst als Österreichs größten Indoor-Freizeitpark für Familien.
Laut Angaben des Unternehmens ist die Playworld mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, die nächste Bushaltestelle „Spielberg Ort” ist jedoch rund einen Kilometer entfernt. Vor allem für Familien mit kleinen Kindern oder älteren Angehörigen kann das eine Herausforderung sein. So reisen erst recht viele Besucher:innen mit dem Auto an und der Individualverkehr wird gefördert.
Problematisch ist außerdem, dass durch das Spielen auf Beton, Asphalt und Kunstrasen Kindern von klein auf suggeriert wird, dass diese künstlichen Oberflächen die Norm sind. Wie sich dies langfristig auf Verständnis und Bezug zu Natur und Umwelt auswirkt, ist fraglich.
Anstatt Spielplätzen auf Asphalt und Kunstrasen brauchen wir mehr natürliche Spielflächen für Kinder und Familien.
Tirol
Zukünftiges Gewerbegebiet Unterbürg St. Johann
rund 75.000 m²
Das 7,5 Hektar große Areal, auf dem das Gewerbegebiet „Unterbürg” entstehen soll, umfasst fruchtbare Ackerflächen und war ursprünglich als landwirtschaftliche Vorsorgefläche ausgewiesen.
Dennoch spricht sich das Beratungsgremium des Landes Tirol für den Bau des Gewerbegebietes aus. Damit werden Flächen leichtfertig zerstört, die ausschließlich der heimischen Lebensmittelproduktion dienen dürften. Sogar die Tiroler Landwirtschaftskammer kritisierte das Projekt.
Laut Denkmalamt handelt es sich bei der Fläche außerdem um die letzte unverbaute Ortseinfahrt von St. Johann. Auf dem Areal befindet sich zusätzlich ein denkmalgeschützter Bauernhof.
Vorarlberg
Tunnelspinne Feldkirch
Gesamtlänge aller Tunnel-Äste 3.690 m
Bei der Tunnelspinne Feldkirch handelt es sich um ein enormes, bereits im Bau befindliches Tunnelprojekt in den Gemeinden Feldkirch und Frastanz.
Der Name “Tunnelspinne” ist auf die insgesamt vier Tunnel-Arme zurückzuführen, die in einem unterirdischen Kreisverkehr zusammenlaufen.
Expert:innen kritisieren die explodierenden Baukosten und Umwelt- belastungen – denn die Bauarbeiten zerstören hektarweise die natürliche Umgebung. Argumentiert wird das Projekt mit Verkehrsentlastung.
Es ist jedoch bereits mehrfach nachgewiesen, dass zusätzliche Straßen langfristig zu noch mehr Verkehr führen.
Wien
Stadtstraße Wien
3.3 km lange Straße
Die Stadtstraße ist ein bis zu sechsspuriges Straßenprojekt durch den Grüngürtel von Hirschstetten, Aspern und Breitenlee, teilweise durch Wohngebiet. Sie wurde 2018 im vereinfachten UVP-Verfahren genehmigt und soll bis Ende 2026 fertiggestellt werden.
Die Bauarbeiten haben bereits begonnen, begleitet von heftigem Protest durch Umweltschutzorganisationen und Klimaaktivist:innen, besonders durch die Initiative „Lobau Bleibt”.
Der Bau bedeutet, dass hochwertige landwirtschaftliche Flächen zerstört werden. Ebenso droht eine erhöhte Lärm- und Abgasbelastung durch den gesteigerten Schwer- und Transitverkehr.
Stoppt die Bodenversiegelung!
Stoppen wir die Betonlawine: Unterzeichnen Sie noch heute unsere Petition gegen zerstörerischen Bodenverbrauch in Österreich!
Petition unterzeichnenWarum ist Bodenversiegelung ein Problem?
Österreich verschleudert sein Land, als ob es endlos wäre. Es wird fahrlässig gebaut, versiegelt und planiert, ohne an die Zukunft zu denken. Pro Tag werden rund 11,5 Hektar Boden zerstört und unser wertvoller Boden wird für Siedlungen, Verkehr, Einkaufszentren verbetoniert, asphaltiert und planiert.
In den letzten 40 Jahren haben wir so bereits landwirtschaftliche Nutzflächen so groß wie das Burgenland verloren. Das gefährdet unsere heimische Lebensmittelproduktion und somit auch die Existenzgrundlage der österreichischen Bäuerinnen und Bauern.
Naturkatastrophen wie Trockenheit und Überschwemmungen werden verstärkt, weil das Regenwasser nicht mehr im Boden einsickern kann. Auch die Zerstörung unserer Felder und Wiesen ist gravierend, da unsere Lebensmittelversorgung auf dem Spiel steht. Obendrein verlieren Tiere, Pflanzen und Pilze ihren Lebensraum unter den Betonmassen – eine Katastrophe im Hinblick auf das Artensterben.
16 Fußballfelder
Täglich werden in Österreich 16 Fußballfelder wertvoller Böden verbaut, versiegelt oder beansprucht.
+49 Prozent
Seit 1987 haben Verkehrsflächen (z.B. Straßen, Kreisverkehre, Parkplätze,...) um rund 49 % zugenommen.
50.000 Hektar
versiegelte Fläche sind Leerstände, die durch eine Neunutzung Bodenzerstörung verhindern könnten.
Fragen & Antworten
Den ganzen Juni haben wir Menschen in Österreich dazu aufgerufen, uns die schlimmsten Beispiele für Bodenversiegelung zu schicken.
Alle Einsendungen wurden von Greenpeace anhand eines Kriterienkatalogs bewertet. Aus allen Einsendungen haben wir die fünf schlimmsten Beispiele für Bodenversiegelung pro Bundesland ermittelt. Über diese 45 Bausünden kann dann ab dem 13. Juli hier abgestimmt werden. Gemeinsam mit den Stimmen der Fachjury (50:50) küren wir dann am Ende den Gewinner jedes Bundeslandes.
Das öffentliche Voting startet am 13. Juli. Ab diesem Zeitpunkt kann bis zum 22. Juli um 12:00 Uhr über die 45 schlimmsten Bausünden in Österreich abgestimmt werden. Gemeinsam mit der Bewertung der Fachjury küren wir am Ende den Gewinner jedes Bundeslandes.
Die Fachjury, die – neben dem Publikumsvoting – über die Platzierung der Projekte entscheiden wird, setzt sich aus folgenden Expert:innen zusammen:
- Gerlind Weber, Universitätsprofessorin am Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung der Universität für Bodenkultur Wien
- Sabine Knierbein, Professorin am Forschungsbereich für Stadtkultur und Öffentlicher Raum, Institut für Raumplanung der Technischen Universität Wien
- Daniel Fügenschuh, Präsident der Bundeskammer der Ziviltechniker:innen
- Melanie Ebner, Greenpeace Bodenschutzexpertin
Die Verkündung über die Platzierungen findet am 30. Juli in der Melonenhalle im Museumsquartier in Wien statt. Dort werden bei einer öffentlichen Pressekonferenz die neun Projekte vorgestellt, die im Publikumsvoting und durch die Jurybeurteilung am meisten Stimmen bekommen haben.