10 Punkte für ein krisensicheres Lebensmittelsystem
Die Coronakrise hat gezeigt: Viele für selbstverständlich gehaltene Sicherheiten können überraschend schnell ins Wanken geraten. Dazu gehört selbst die grundlegende Versorgung mit Lebensmitteln. Denn während der Coronakrise wurde deutlich, wie sehr unser System vom Import abhängig ist, der in Krisen leicht unterbrochen werden kann.
Österreich sollte im Stande sein, sich auch im Krisenfall mit ausreichend und gesunden Lebensmittel selbst zu versorgen. Doch das ist momentan nicht möglich.
Unser Lebensmittelsystem hat viele Schwächen
Probleme aufzuzeigen ist nicht genug – wir brauchen auch Lösungen. Greenpeace hat gemeinsam mit den WissenschaftlerInnen der BOKU einen Plan entwickelt, wie unsere Lebensmittelversorgung wieder auf sichere Beine gestellt werden kann.
Unsere 10 Punkte stellen vor, was die Politik tun kann, um Österreichs Ernährung krisensicher zu machen. Die Punkte ergänzen einander und schaffen so Synergien: So hätte zum Beispiel die verstärkte Förderung von biologisch bewirtschafteten Flächen positive Auswirkungen auf mehrere Bereiche wie etwa die Klimakrise, Futtermittelimporte, die Flächenkonkurrenz und den Verlust fruchtbarer Böden.
10 Punkte für sichere Lebensmittelversorgung:
- Verhindern zerstörerischer Handelspakte. Handelspakte wie der EU-Mercosur-Deal verstärken mehrere Probleme: Sie fördern den Import von Lebensmitteln, die auch bei uns produziert werden. Dadurch stehen unsere Bäuerinnen und Bauern noch mehr in Konkurrenz mit billig produzierenden Agrarkonzernen aus Übersee. Und diese Handelspakte verstärken die Umweltzerstörung in den Herkunftsländern. Wir brauchen ein nachhaltiges und regional verankertes Lebensmittelsystem, nicht noch mehr Transport von Gütern um die ganze Welt!
- Ausbau der biologischen Landwirtschaft – 40 Prozent Bio-Flächen bis 2030. Die Bio-Landwirtschaft trägt zur Lösung gleich mehrerer Probleme bei: Sie ist klimafreundlicher als die industrielle Landwirtschaft. Sie ist weniger abhängig von importierten Betriebsmitteln (etwa Pestizide, Futtermittel oder Düngemittel). Und sie erhält die Fruchtbarkeit des Landes besser, denn sie zerstört die Artenvielfalt nicht und ist besser für Böden, Wasser und Tiere.
- Reduktion des Fleischkonsums um 50 Prozent bis 2030. In Österreich wird pro Kopf dreimal so viel Fleisch gegessen wie gesund wäre. Wenn wir das reduzieren, leben wir gesünder und erhöhen die Versorgungssicherheit: Denn einerseits werden so Flächen frei, die jetzt für Futtermittelproduktion genutzt werden, andererseits reduzieren wird die Abhängigkeit von Soja-Importen.
- Transparente Kennzeichnung von Lebensmitteln nach Herkunft und Qualität in allen Bereichen. Der Wandel hin zu einem sicheren, nachhaltigen, regionalen und krisenfesten Lebensmittelsystem kann nur mit der Hilfe von KonsumentInnen gelingen. Dafür müssen diese aber auch die entsprechenden Informationen über die Lebensmittel zur Verfügung gestellt bekommen. Denn Wahlfreiheit ist nur möglich, wenn vollständige Information vorhanden ist.
- Gezielte Förderung kleinbäuerlicher Strukturen in Österreich. Agrarfördermittel sind derzeit nicht zielgerichtet und fördern eine falsche Art der Landwirtschaft, die auf immer mehr und immer billiger setzt. Stattdessen sollten sie vor allem kleinteilige, vielfältige Strukturen stärken.
- Auf Krisenfestigkeit ausgerichtete öffentliche Beschaffung. Die öffentliche Hand gibt jedes Jahr mehrere hundert Millionen Euro für Lebensmittel aus – in Schulen, Kantinen und so weiter. Statt nach dem Billigstbieterprinzip vergeben werden, sollten sie ein krisenfestes Lebensmittelsystem fördern – das heißt mehr Bio, mehr regional, saisonal und weniger Fleisch. So ergänzt die öffentliche Beschaffung eine kluge Förderpolitik!
- Halbierung der jährlichen Bodenversiegelung bis 2025. Durch ein Maßnahmenbündel aus Raumplanung, Stadtplanung, verstärkten Schutzmaßnahmen für landwirtschaftliche Nutzflächen und gezielter Entsiegelung, um zu verhindern, dass weiterhin täglich fruchtbare Böden verloren gehen.
- Lebensmittelabfälle halbieren bis 2030. Eine Halbierung des Lebensmittelabfalles in Österreich würde dazu führen, dass 15-20 Prozent weniger Lebensmittel produziert werden müssten, was unsere Versorgungssicherheit erhöht und auch die Treibhausgasemissionen aus der Lebensmittelproduktion um 15-20 Prozent reduziert.
- Verdoppelung der finanziellen Mittel für das österreichische Agrarumweltprogramm. Im Rahmen des österreichischen Agrarumweltprogrammes werden konkrete Maßnahmen für Umwelt- und Klimaschutz finanziell unterstützt. Die zweckgewidmeten Fördermittel für Leistungen der Bäuerinnen und Bauern im Bereich Klima-, Biodiversitäts- und Umweltschutz sowie Tierwohl sollten von derzeit 25 Prozent auf 50 Prozent der Gesamt-Agrarförderungen erhöht werden.
- Keine weitere Beimischung von pflanzlichen Ölen zu Diesel. Flächen, auf denen Pflanzen für Agrotreibstoffe angebaut werden, sollten in Zukunft wieder zur Produktion von Lebensmitteln dienen, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen.
Eine regionale, umweltfreundliche und krisensichere Lebensmittelversorgung ist möglich – bitte unterzeichnen Sie jetzt die Petition!
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