8 Argumente, warum wir ein starkes Plastikabkommen brauchen
Die Plastikflut ist allgegenwärtig. Wir müssen dringend handeln – und das internationale Plastikabkommen der Vereinten Nationen kann die Wende bringen. Wir haben 8 Argumente zusammengefasst, warum es unsere beste Chance ist.
1. Weil Recycling nicht die Lösung ist.
Natürlich ist Recycling grundsätzlich eine gute Idee, etwa bei Glas und Metall. Doch Plastik-Recycling hat einen doppelten Haken:
Erstens, die wenigsten handelsüblichen Plastiksorten können wirklich perfekt wiederverwertet werden. Im Prozess geht jede Menge Material verloren und das Plastik erleidet Qualitätsverluste, die dazu führen, dass es oft nicht mehr für dieselbe Produktkategorie eingesetzt werden kann – es ist also eher „Downcycling” als echtes „Recycling”. So wird aus einer eingeschmolzenen Plastikflasche z.B. oft Füllmaterial. Und das passiert dann nur einmal, beim zweiten Mal wird es verbrannt.
Zweitens, Recycling erfordert genaues Müllsammeln und aufwändige Anlagen für das Recycling. Selbst in reichen Ländern wie Österreich ist das oft nicht zu bewerkstelligen, so dass aktuell nur 25 Prozent des Plastiks trotz hervorragender Müll-Infrastruktur recycelt wird. In ärmeren Ländern ist kaum Geld für Müllentsorgung da . Und doch beliefern Konzerne Länder mit Plastik, die keine Infrastruktur für seine Bewältigung haben, so dass es dann einfach in der Umwelt liegen bleiben muss.
Kurz: Mit Recycling alleine werden wir es nicht schaffen, die Plastikflut zu stoppen.
2. Weil Bio-Plastik, Papier und Co. das Problem nur verlagern.
Plastik aus Mais oder anderen Pflanzen, das kompostierbar sein soll, oder Papier werden als Plastikersatz gehandelt. Doch leider: Auch sie bringen keine Lösung. Zum einen müssen die Rohstoffe wieder zu Lasten der Umwelt und in Konkurrenz zur Herstellung von Lebensmitteln angebaut werden. Papierverpackungen für Getränke (etwa Papierbecher für Kaffee) sind zur Abdichtung oft mit Plastik behandelt und daher nicht recycelbar.
Und angeblich kompostierbares Plastik zersetzt sich oft nur in industriellen Kompostieranlagen schnell, in der Natur bleibt es trotzdem monatelang oder jahrelang in seiner Form – den Tieren hilft es somit überhaupt nicht.
Kurz: Von einer Einwegverpackung auf eine andere Einwegverpackung zu wechseln, bringt für Klima und Umwelt meist keine Verbesserung.
3. Weil wir nicht allen Müll wieder einsammeln können.
Engagierte Menschen, die Plastik aufsammeln, findige Köpfe, die immer neue Ideen entdecken, um Plastik aus dem Meer zu fischen – es bewegt sich viel beim Kampf gegen verschmutzte Strände und Meere. Jede einzelne Handlung ist großartig!
Doch so toll das ist, es ist nicht genug. Denn erstens ist einfach viel zu viel Plastik in der Umwelt. Jede Sekunde landet eine LKW-Ladung Plastik in der Natur. So viele Sammelaktionen gibt es nicht, um das alles bewältigen zu können – und es gibt viele Orte der Welt, wo sie nicht machbar sind.
Auch großflächige Ocean-Cleanup-Aktionen können nicht alles Plastik aufsammeln, so innovativ die dahinterstehende Technik auch ist. Denn die Schiffe, die mit Netzen, Schaufelrädern oder anderen Mitteln Plastik einsammeln, gelangen immer nur an das Plastik, das nahe der Oberfläche schwimmt und eine gewisse Mindestgröße hat. 90 Prozent des Plastiks in den Meeren ist aber abgesunken und kann damit nicht gesammelt werden.
Und: Ist es nicht auch unfair, von freiwilligen HelferInnen zu erwarten, dass sie all den Müll wegräumen, den große Konzerne in die Welt gesetzt haben, um daran zu verdienen?
Kurz: Freiwillige Aufräumaktionen sind großartig, sie retten viele Tiere und stellen Naturräume wieder her. Die Plastikkrise können sie aber nicht alleine lösen.
4. Weil Plastikmüll nicht nur ein Problem Asiens und Afrikas ist.
Man hört es oft in etwa so: „Die Verschmutzung der Meere wird alleine in Asien und Afrika verursacht, durch einige wenige Flüsse – aber bei uns ist alles in Ordnung!”
So einfach ist es nicht. Denn der Müll in Asien und Afrika hängt auch mit dem Wirtschaften hier zusammen: Erstens wird er zu einem großen Teil von europäischen und nordamerikanischen Konzernen wie Nestlé hergestellt. Zweitens fällt viel davon bei der Produktion für die Märkte im globalen Norden an – ein Turnschuh, der hier aus der sauberen Packung kommt, hat bei der Produktion in China oder Bangladesch schon einiges an Plastikmüll produziert; nur weil er nicht hier liegt, hat er nicht nichts mit uns zu tun.
Und drittens wird viel Müll aus den reicheren Ländern nach Asien und Afrika verschifft: Als China 2018 den Import von Plastikmüll verbot, wurde in Ländern wie Malaysia sichtbar, wie viele hunderttausende Tonnen Müll aus Europa und Nordamerika auf den Müllkippen dort landen. Und in Nairobi fand eine Greenpeace-Untersuchung riesige Lager von Textilmüll aus Europa.
Kurz: Wir im globalen Norden sind für die Plastikkrise verantwortlich. Wir müssen also unseren Teil zur Lösung beitragen.
5. Weil wir KonsumentInnen alleine nicht alles ändern können.
Natürlich ist nachhaltiger Konsum wichtig und kann viel bewegen. Doch auch er hat Grenzen: Denn man kann nur kaufen, was überhaupt vorhanden ist – und viele Produkte gibt es eben nur mit aufwändigen Einwegverpackungen, viele Getränke nur in Einwegflaschen. Wenn es mangels Auswahl keine Wahlfreiheit gibt, können wir auch nicht die nachhaltigen Produkte wählen. Auch wird die Entscheidung, was verkauft wird, nicht nur nach Nachfrage getroffen. Einwegflaschen etwa kamen in die Regale, weil es für die Unternehmen bequemer ist, sich nicht um die zurückgegebenen Flaschen zu kümmern. Marketing und Preisgestaltung sorgten dafür, dass Einweg gekauft wurde. Mit Wünschen der KonsumentInnen hatte das nichts zu tun.
Außerdem ist es eine soziale Frage. Gerade in Krisenzeiten und in armen Ländern müssen Menschen sparen, wo es geht. Aber gerade umweltfreundliche Produkte werden von Unternehmen oft deutlich teurer verkauft. Dabei haben die Konzerne schon jahrelang Milliarden-Profite gemacht, sie haben die Mittel, um ihre Produktionsweise umweltfreundlich und leistbar zu gestalten. Und schließlich dauern Veränderungen über Konsum oft lange. Die vom Plastik betroffenen Ozeane haben nicht mehr so viel Zeit.
Kurz: Nachhaltiger Konsum kann viel zu einer besseren Welt beitragen, doch die Plastikkrise werden wir nicht nur von unten lösen können.
6. Weil die Konzerne sich viel zu wenig bewegen.
Wir haben in den letzten Jahren viel gegen Plastik bewegt. Wir haben in Österreich die Diskonter dazu gebracht, sich für Mehrweg-Pfand auszusprechen, und mit unserer Expertise geholfen, Milchflasche und Limonadenflaschen wieder in Mehrweg zurück in die Regale zu bringen. Und selbst Coca-Cola, in unseren Erhebungen immer wieder einer der größten Plastikverschmutzer, hat sich zu 25 % Mehrweg weltweit bekannt. Doch es muss einfach mehr sein und schneller gehen. Selbst die Ankündigung von Coca-Cola ist zwar ein Meilenstein für den Konzern, doch zu wenig für unser Ziel, bis 2030 weltweit mindestens 50 % Mehrweg zu erreichen. Damit die Plastikkrise gestoppt wird, müssen alle Konzerne handeln. Und das dauert Jahre. So viel Zeit haben wir nicht. Denn jeder Tag mit noch mehr Plastik bedeutet noch mehr Verschmutzung, noch mehr tote Tiere und noch mehr Plastik auch in unseren Körpern.
Kurz: Da die Konzerne nicht zum raschen Handeln bereit sind, braucht es Gesetze.
7. Weil weltweite Probleme nur international gelöst werden können.
Viele Länder haben in den letzten Jahren Gesetze gegen Einwegplastik beschlossen. Reicht das denn nicht aus, um die Plastikflut zu stoppen?
Richtig ist, wir haben in den letzten Jahren einiges erreicht, in Mitteleuropa und auch in Österreich. Mehrweg kommt in unsere Regale zurück, in Europa wurden Gesetze gegen Einwegplastik erlassen. Doch das sind nur erste kleine Schritte – die große Plastikflut bekämpfen sie leider nicht. Auf allen Kontinenten wird weiterhin mehr und mehr Plastik produziert, vieles davon endet in der Umwelt. Gerade auch der Plastikmüllhandel verstärkt das Problem. Firmen, die sich die Kosten für fachgerechte Verbrennung von Müll sparen wollen, finden immer wieder Wege, den Müll in Containern billig um die Welt zu schicken, wo er dann auf illegalen Mülldeponien landet und die Umwelt verschmutzt.
Kurz: Nationale Gesetze gegen Plastikmüll sind wichtig – doch sie sind zu schwach. Noch besser ist ein internationales Abkommen, denn nur gemeinsam können wir ein Problem lösen, das uns alle gemeinsam betrifft.
8. Alle gemeinsam statt jeder für sich – weil internationale Abkommen wirken.
Die Plastikkrise nimmt immer größere Ausmaße an. Schon jetzt schwimmen in den Ozeanen Plastikinseln, die so groß wie ganze Länder sind. Kein Land kann das alleine bewältigen. Wir können uns nicht alleine durch bewussten Konsum, Müllsammeln oder Recyceln aus der Plastikkrise befreien. Und die Konzerne bewegen sich viel zu langsam.
Es führt nichts daran vorbei, wir brauchen eine Lösung, die dem Ausmaß des Problems gerecht wird. Es gibt so eine Lösung: Ein internationales Abkommen über Plastik.
Globale Abkommen können die Lösung für Umweltprobleme wie die Plastikkrise sein: So ist es mit dem sogenannten „Montreal-Protokoll” gelungen, die Ozonschicht zu schützen. Auch die internationalen Abkommen gegen Walfang und für den Schutz der Antarktis haben gezeigt, was die internationale Gemeinschaft gemeinsam erreichen kann.
In der EU ist nach jahrelanger Kampagne von Greenpeace und andere Organisationen seit 2019 die EU-Einwegplastik-Richtlinie in Kraft. Der EU-Rat verabschiedete eine Regel, dass Länder für zu wenig recycelten Müll Strafsteuer zahlen und verspricht den Plastikfußabdruck der EU zu reduzieren – und sie zeigt: Es ist möglich, gemeinsam etwas zu erreichen.
Wir können auch ein globales Plastikbabkommen erreichen. Dafür werden in diesem Jahr Verhandlungen beginnen, mit dem Ziel, den Prozess bis Ende 2024 abzuschließen. Doch damit es wirksam ist, brauchen wir ein starkes Abkommen, das alle Aspekte des Problems einbezieht.
Ein starkes Plastik-Abkommen ist unsere größte Chance, die Plastikflut zu stoppen – bitte unterzeichnen Sie jetzt die Petition!
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In unseren Meeren schwimmen Plastikinseln, die größer sind als ganze Länder! Unzählige Delfine, Schildkröten und Seevögel sterben, weil sie die Kunststoffteile mit Nahrung verwechseln oder sich darin verheddern. Trotzdem produzieren die Konzerne immer mehr Plastik und die Müllberge wachsen.
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