Lösungen für Lebensmittelverschwendung
Von strengen Gesetzen bis zum achtsamen Konsum
Gesetzliche Rahmenbedingungen
Frankreich
Frankreich sagte als erstes Land der Lebensmittelverschwendung den Kampf an. Unverkaufte Lebensmittel dürfen künftig nicht mehr weggeschmissen werden. Ein entsprechender Gesetzesentwurf, der einstimmig beschlossen wurde, soll auch dafür sorgen, dass Supermärkte in Frankreich ihre nicht verkauften Lebensmittel an Wohltätigkeitsorganisationen spenden. Bis 2025 soll damit die Verschwendung von Lebensmitteln halbiert werden.
Italien
In Italien wurde ein ähnliches Gesetz wie in Frankreich verabschiedet: Supermärkte dürfen unverkaufte Lebensmittel nicht mehr wegwerfen oder müssen sie billiger anbieten. Wie in Frankreich ist dieser Zugang ein richtiger Ansatz, aber noch nicht die Lösung, da Supermärkte nur für einen kleinen Teil des Lebensmittelmülls verantwortlich sind.
Großbritannien
Großbritannien will mit einem Food Waste Reduction-Gesetz nachziehen: Das Gesetz verpflichtet große Supermärkte und auch die Produzenten, ihre Lebensmittelabfälle bis 2025 um 30 Prozent zu senken und ihre Abfallmengen transparent zu machen. Die Lebensmittel-Abfallmenge pro Kopf soll bis 2030 halbiert werden. Leider wurde der mutige und sehr weitreichende Gesetzesentwurf bis heute nicht umgesetzt.
Produzenten
Die Hersteller von Lebensmitteln sind auch für die Länge des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) auf ihren Produkten verantwortlich. Um Haftungsfragen zu entgehen, setzen sie das MHD generell eher niedrig an. Dazu kommt, dass Produzenten laut einer deutschen Studie das MHD – auf Wunsch der Supermärkte – für ein und dasselbe Produkt verschieden ansetzen: Zum Beispiel wird die erste Lieferung von Joghurts aus derselben Produktionspalette mit niedrigerem MHD angegeben als die zweite, weil dem Kunden unterschiedliche Frischestadien vorgegaukelt werden sollen. Gesetzliche Rahmenbedingungen für realistische MHDs würden hier Abhilfe schaffen.
Einzelhandel
Etliche Studien zeigen, dass Menschen oft impulsiv und intuitiv einkaufen, d.h. natürlich auch nach dem vorhandenen Angebot aus zugreifen. Die „Erziehungsverantwortung“ liegt hier beim ressourcenstarken Handel – wird kein Vollsortiment angeboten oder 1+1-Gratis, sowie Multi-Pack-Angebote vermarktet, wird sich das Kaufverhalten der Kunden anpassen. Das Gleiche gilt für optisch nicht ganz so ansprechende, aber genauso genießbare Obst- und Gemüsesorten. Wird das Angebot bunt durchmischt, wird auch beides gekauft werden.
Teillösung: Sozialmärkte
Prinzipiell ist es gut, wenn Lebensmittel auch wirklich gegessen werden. Allerdings deckt die Weitergabe der Überproduktion bzw. der Feldrebellen aus der Landwirtschaft nur einen Bruchteil der entstehenden Mengen ab (ganz abgesehen davon, dass Menschen in Notlagen auch aus soziologischer Sicht Arbeit brauchen und keine Almosen). Landwirtschaftliche Produzenten geben durchschnittlich nur 0,2 Prozent der Ernteerträge an soziale Einrichtungen (Sozialmärkte, Tafeln) weiter. Aber auch für andere Lebensmittel sind die Tafeln nur eine Symptombekämpfung: Von rund einer halben Million Tonnen Lebensmittel, die jährlich im Müll landen, werden 11.000 Tonnen oder knapp 2 Prozent an soziale Einrichtungen weitergereicht.
Wir brauchen eine Lösung, die das Problem bei der Wurzel packt und dort ansetzt, wo es entsteht: Bei den handelüblichen Vorstellungen, bei den Sonderangeboten, bei der Falschinformation über das Mindesthaltbarkeitsdatum und dessen missbräuchlichen Einsatz, sowie bei unserer generellen Einkaufsplanung. Wir können dieses Problem nur gemeinsam lösen, indem wir alle unsere Lebensmittel wieder zu schätzen lernen.
Konsument: Abfälle vermeiden
- Einkaufsplanung
- Planen Sie Ihren Speiseplan für die ganze Woche.
- Kontrollieren Sie vor dem Einkauf, welche Lebensmittel Sie noch vorrätig haben und schreiben Sie einen Einkaufszettel.
- Kaufen Sie leicht Verderbliches erst kurz vor der Verwendung - und auch nicht zu viel davon.
- Gehen Sie nach Möglichkeit nicht hungrig einkaufen.
- Wer viel auswärts isst, braucht auch weniger im Kühlschrank. - Packungsgröße
Der Kauf einer günstigeren Großpackung lohnt sich nur, wenn Sie diese auch wirklich aufbrauchen. Ansonsten verlieren Sie womöglich sogar Geld, wenn ein Teil des Inhalts später im Müll landet.
- Haltbarkeit
Achten Sie auf das Mindesthaltbarkeitsdatum. Häufig sind die Lebensmittel auch noch danach ohne Gefahr genießbar. Der Hersteller garantiert mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum lediglich, dass das Produkt bei einer ordnungsgemäßen Lagerung seine volle Genussfähigkeit mindestens bis zu diesem Zeitpunkt behält. Dies ist nur möglich, wenn das Produkt normalerweise länger genießbar bleibt.
Ein wesentlicher Unterschied besteht, wenn auf der Verpackung ein so genanntes Verbrauchsdatum ("zu verbrauchen bis") angegeben ist. Ein Verbrauchsdatum wird bei mikrobiell sehr leicht verderblichen Waren angegeben. Ein Produkt, bei dem das Verbrauchsdatum überschritten ist, kann nicht mehr als sicher angesehen werden.
- Lagerung
Die richtige Aufbewahrung von Lebensmitteln ist für eine möglichst lange Haltbarkeit und die Erhaltung des Nährwerts wichtig. Der Greenpeace-Ratgeber und sein kleines Lebensmittel-ABC unterstützen Sie bei der idealen Lagerung von Brot, Gemüse und Co. Jetzt downloaden!
- Resteküche
Fast alles lässt sich „weiter“-verwerten. Wer sich beispielsweise Huhn, Rind oder Fisch zubereitet, kann die nicht verwendeten Teile zu Suppe oder Fonds weiterverarbeiten. Der Kreativität sind aber wie immer beim Kochen keine Grenzen gesetzt – unsere Restlküche-Rezepte unterstützen Sie gerne dabei! Jetzt downloaden!
Ratgeber
Wie Sie Ihre Lebensmittel richtig lagern, um sie länger genießen zu können oder was Sie aus Ihren Restln noch Leckeres kochen können, erfahren Sie in unserern Ratgebern.
Initiativen
Es existieren in Österreich eine Vielzahl von Initiativen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung.
Tafeln und Sozialmärkte
Verband der Tafeln
In Summe werden in Österreich von den Sozialmärkten, anderen sozialen, gemeinnützigen Einrichtungen und dem Team Österreich Tafel rund 11.123 Tonnen Lebensmittel übernommen, verteilt und/oder verkauft. Die Angaben der sozialen Einrichtungen zeigen, dass mehr als die Hälfte der Warenspenden vom Lebensmittelhandel kommt. Die 6.630 Tonnen pro Jahr aus dem Lebensmittelhandel sind rund 60 % der 11.123 Tonnen pro Jahr. Den Rest der Spenden beziehen die Einrichtungen von Bäckereien, Großhandel, Lebensmittelproduzenten, landwirtschaftlichen Betrieben, Märkten und auch fallweise von Privathaushalten. In Österreich sind die vielen regionalen Tafelprojekte in einem Verband organisiert, dem Verband der Tafeln.
Die Team Österreich Tafel - die Lebensmittelhilfe von Ö3 und dem Roten Kreuz
Die Team Österreich Tafel gibt es seit 2010 und ist ein gemeinsames Projekt von Ö3 und dem roten Kreuz. Die Team Österreich Tafel versteht sich als Ergänzung zu bestehenden Tafeln und Angeboten und arbeitet mit diesen eng zusammen. Seit ihrem Bestehen sammeln jeden Samstag rund 700 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer die einwandfreien, aber nicht mehr verkäuflichen Lebensmittel ein. Diese werden an 94 Ausgabestellen an Menschen in Notlagen kostenlos weitergegeben. Im Schnitt kommen pro Woche rund 3.700 Gäste und holen Lebensmittel im Gegenwert von ca. 40 Euro für sich und ihre Familien ab.
Infos unter http://oe3.orf.at/teamoesterreich oder 0800 / 600 600 oder in allen Rotkreuz-Dienststellen des Landes.
Foodsharing Initiativen
Foodsharing ist eine Initiative in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, die sich zum Ziel gesetzt hat, Lebensmittel von Betrieben aller Art zu retten. Tausende Freiwillige retten bereits aktiv Lebensmittel aus über 1.000 Betrieben. Foodsharing ist kostenlos und nicht gewinnorientiert. Über 300 Botschafterinnen und Botschafter koordinieren die Foodsaver und Freiwilligen in den jeweiligen Regionen, Städten und Bundesländern. So wie das Konzept des Lebensmittelrettens ist auch die Plattform Open Source und kostenlos.
An Fair-Teilern können die Lebensmittel abholt werden. Das sind Kühlschränke in Gebäuden (Volkshochschulen, Cafés, Geschäften,…) mit bestimmten Öffnungszeiten. Es gibt jeweils eine verantwortliche Person, die sich um die Reinigung, Befüllung etc. kümmert. Mit welchen Lebensmittel die jeweiligen Fair-Teiler gefüllt sind, erfährt man über die foodsharing-Website.
Mit dem Freischalten der Webpage http://www.myfoodsharing.at 2013 wurde auch in Österreich der Startschuss für einen neuen, nachhaltigen und intelligenten Umgang mit Lebensmittel in Privathaushalten gegeben.
Einkaufsgemeinschaften
Eine FoodCoop (Food Cooperative, zu Deutsch: Lebensmittelkooperative) ist der Zusammenschluss von Personen und Haushalten, die selbstorganisiert biologische Produkte direkt von lokalen Bauernhöfen, Gärtnereien, Imkereien etc. beziehen. Es gibt verschiedene Arten von FoodCoops: Von kleinen Lager-FoodCoops mit etwa 50 Mitgliedern über Bestell-FoodCoops (bei der kein Lager nötig ist) bis hin zu sehr großen Mitglieder-Läden, die selbst Angestellte haben, wie es in den USA teilweise der Fall ist. Auch in Österreich gibt es ganz verschiedene FoodCoops: Mehrere haben sich als kleinere Vereine organisiert, andere bestehen informell, wieder andere funktionieren über online Bestellsysteme.
Bei FoodCoops geht es meist um mehr, als nur darum, gesunde biologische Lebensmittel beziehen zu können: FoodCoops sind ein Ausdruck der Kritik am gängigen Lebensmittel- und Agrarsystem, das sehr stark von Supermärkten und Agrarindustrie dominiert ist und von industrieller Landwirtschaft, langen Transportwegen und Ungleichheiten geprägt ist.
Alleine in Wien gibt es derzeit 19 erfasste FoodCoops. Mehr Infos unter http://foodcoops.at
Lebensmittel sind Kostbar
„Lebensmittel sind kostbar!“ ist die Initiative des Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, die sich das Ziel gesetzt hat, in enger Kooperation mit der Wirtschaft, den Konsumentinnen und Konsumenten, mit Gemeinden und mit sozialen Einrichtungen eine nachhaltige Vermeidung und Verringerung von Lebensmittelabfällen herbeizuführen.
United Against Waste
United Against Waste ist eine Initiative zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen in der Gastronomie, Hotellerie und Gemeinschaftsverpflegung und wird von einem breiten Partnernetzwerk aus Wirtschaft, Bund, Ländern, NGOs und der Wissenschaft getragen. Das Ziel ist die Halbierung der vermeidbaren Lebensmittelabfälle in der in der österreichischen Außer-Haus-Verpflegung bis 2020.
Initiativen in den Bundesländern
Kärnten
- Gartenhof: Menschen mit Behinderungen als Bio-Landwirte
Steiermark
Tirol
- Der Feld Verein zur Nutzung von Ungenutztem
- Urbane Kleinstlandwirtschaft „Wagner‘sche Buchhandlung“
- Das Koch-Lokal
Wien
- Zero Waste Hub Club
- Bio-Catering: iss mich!
- Supermarkt „Holis“
- Lunzers Maßgreislerei
- Brotautomat “I Love Brot”
- Zero Waste Jam
- Macondo blüht auf: Urban Gardening im Randstadtgebiet
Jetzt Petition unterzeichnen
Zehntausende Tonnen genießbares Obst und Gemüse bleiben jährlich , weil sie nicht den genügen. Dadurch gehen nicht nur wertvolle Lebensmittel verloren - vielmehr sind auch die für die Aufzucht eingesetzten Ressourcen verschwendet: menschliche Arbeitskraft, Energie, Düngemittel, Geräte und landwirtschaftliche Nutzflächen.
Petition unterzeichnen