Meeresschildkröten: die letzten 7 Arten im Porträt
Meeresschildkröten sind die emsigen Gärtnerinnen der Meere. Grüne Meeresschildkröten pflegen Seegraswiesen, indem sie diese sanft abgrasen. Lederschildkröten bevorzugen Quallen als Nahrung und regulieren so deren Anzahl. Karettschildkröten knabbern an Schwämmen, die Korallen verdrängen. Sie alle halten den sensiblen Lebensraum Meer im Gleichgewicht — und das seit 150 Millionen Jahren!
Im 18. Jahrhundert galten sie aber als Delikatesse, und später landeten sie als Schildkrötensuppe in Konservendosen. Dabei wurden sie allesamt fast ausgelöscht! Und auch heute kommen sie nicht zur Ruhe. Obwohl sie unter Schutz stehen, sind sechs von sieben Arten entweder gefährdet oder vom Aussterben bedroht:
1. Karettschildkröte
Die Echte Karettschildkröte lebt in tropischen und subtropischen Gewässern aller Ozeane weltweit. Als Erwachsene paddeln sie am liebsten durch Korallenriffe in Küstennähe. Ihre Leibspeise sind Schwämme. Durch ihren großen Appetit halten sie diese in Schach und befreien so Korallen vor Schwamm-Invasionen. Dank ihres habichtartigen, spitz gebogenen Schnabels können sie in schmalen Ritzen im Korallenriff nach Beute suchen.
Das schöne Muster des Panzers wurde der Karettschildkröte fast zum Verhängnis. Seit der Antike wurden Schildkröten für Schmuck, Souvenirs oder Kämme brutal gejagt. Obwohl heute der Handel mit den Tieren offiziell verboten ist, enden immer noch viele als Trophäe.
Die elegante Schildkröte ist vom Aussterben bedroht, Schätzungen zufolge gingen die Bestände bereits um 90 % zurück. Mit dem Massensterben der Korallenriffe verschwinden auch die Gärtnerinnen der Meere. Die Jungtiere verbringen ihre Jugend in der Sargassosee im Atlantik – und auch diese ist in einem besorgniserregenden Zustand.
2. Unechte Karettschildkröte
Die Langstreckenschwimmer legen zwischen Niststränden und Futtergebieten extrem weite Strecken zurück. Einige Jungtiere schwimmen von Japan und Australien aus durch den ganzen Pazifik bis nach Chile – das sind 13.000 Kilometer! Früher wurden sie oft mit der Karettschildkröte verwechselt und tragen deshalb heute deren abgewandelten Namen.
Sie sind in allen gemäßigten und subtropischen Ozeanen zu Hause. Ihre Jugend verbringen sie u.a. in der Sargassosee. Erst mit etwa 15 Jahren leben sie in Küstennähe, wo sie sich von Schnecken, Krebsen oder Krabben ernähren.
Die Tiere können 80 Jahre und älter werden. Erst mit 35 bis 39 Jahren sind sie geschlechtsreif. Auch sie sind gefährdet und sterben als Beifang der Fischerei oder durch Verletzungen von Schiffsschrauben.
3. Grüne Meeresschildkröte
Die gepanzerte Schönheit ist auch unter „Suppenschildkröte“ bekannt, weil sie jahrhundertelang brutal gejagt wurde und ihr Fleisch Schiffsproviant oder Zutat der Schildkrötensuppe war. Familien kennen sie heute aus dem Kino, nämlich als Crush aus „Findet Nemo“.
Die erwachsenen Tiere ernähren sich ausschließlich vegetarisch. Seegras und Algen stehen auf ihrem Speiseplan. Das spiegelt sich im Fett und den Knorpeln wider, die grün gefärbt sind – daher kommt auch ihr Name Grüne Meeresschildkröte.
Sie bewohnen alle gemäßigten und subtropischen Ozeane der Erde. Die Jungtiere leben im offenen Meer, in den schwimmenden Wäldern der Sargassosee, während die erwachsenen Tiere die meiste Zeit in flachen, küstennahen Seegraswiesen verbringen.
4. Atlantik-Bastardschildkröte
Wie die Unechte Karettschildkröte erhielt auch die Bastardschildkröte einen seltsamen Namen, weil sie früher als Mix zwischen Karettschildkröte und Grüner Meeresschildkröte galt. Die mit 70 cm Länge kleinste und seltenste Art der Meeresschildkröten lebt entlang der Ostküste Amerikas vom Golf von Mexiko bis zur Neuschottland-Halbinsel in Kanada.
Während Meeresschildkröten eigentlich Einzelgänger sind, nisten Bastardschildkröten zu mehreren Tausend an einem Strand. Beim spektakulären Naturschauspiel „Arribada“ tauchen Tausende Bastardschildkröten gemeinsam aus dem Meer auf und krabbeln an den Strand, um ihre Eier zu legen. Weshalb sie sich gemeinsam und pünktlich zur Eiablage treffen, ist noch nicht bekannt.
Nachdem die Jungen nach 50 bis 60 Tagen aus ihren Eiern geschlüpft sind, beginnt ihre abenteuerliche Reise in das offene Meer der Sargassosee. Dort verbringen sie im Schutz der schwimmenden Wälder der Sargassoalge ihre Jugend. Doch die Heimat der Jungtiere ist in einem katastrophalen Zustand. Damit die vom Aussterben bedrohten Jungen eine Zukunft haben, kämpfen wir für ein Meeresschutzgebiet in der Sargassosee!
5. Oliv-Bastardschildkröte
Die Oliv-Bastardschildkröte ist neben der Atlantik-Bastardschildkröte die zweite Angehörige der Bastardschildkrötenfamilie. Im Unterschied zur Atlantik-Bastardschildkröte kommt sie allerdings im Indischen und Pazifischen Ozean vor, bevorzugt in flachen Küstengewässern. Davon abgesehen, tun es die gefährdeten grün-grauen Bastardschildkröten ihren Artgenossen im Atlantik gleich – sie nisten gemeinsam mit vielen anderen Weibchen am Strand. Sie bevorzugen aber Tageslicht und starken Wind, wenn sie gemeinsam an Land krabbeln. Mit 70 cm Körperlänge und einem Gewicht von 50 Kilogramm ist sie die Kleinste unter den Meeresschildkröten.
6. Lederschildkröte
Die größte aller Meeresschildkröten ist mit 35 km/h auch das schnellste Reptil der Welt. Mit Ausnahme der Arktis, Antarktis und des Schwarzen Meers ist sie in allen Weltmeeren zu Hause. Im Gegensatz zu ihren Artgenossinnen hat sie keine Krallen an den Paddeln.
Wie der Name schon verrät, tragen sie auch keinen Panzer aus Hornschuppen wie ihre Verwandten, sondern einen ledrigen, der aus kleinen, losen Knochen besteht und von der dunkelgrauen Haut zusammengehalten wird. Sie können ihre Körpertemperatur selbst regulieren und sich sogar in kalten Gebieten warm halten – im Gegensatz zu den anderen Meeresschildkrötenarten, die bei Wassertemperaturen unter zehn Grad in eine Art Kältestarre verfallen.
Auf dem Speiseplan der Lederschildkröten stehen hauptsächlich Quallen. Dadurch leiden sie besonders unter der Plastikplage, weil sie den schwimmenden Kunststoffmüll mit Quallen verwechseln und elendig sterben können. Viele verenden auch auf hoher See als Beifang der gierigen Fischereiflotten. Deshalb kämpfen wir für ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten, in dem gefährdete Arten in Sicherheit leben können.
7. Australische Wallriffschildkröte
Ihr Name verrät bereits, wo sie lebt: in den Riffen vor Australien, genauer in den Gewässern Nordaustraliens. Sie ist die einzige Art, die nicht ins offene Meer hinausschwimmt, sondern ihr gesamtes Leben in Küstennähe verbringt.
Sie legt nur durchschnittlich 54 Eier in ein Nest, und das auch nur alle zwei bis drei Jahre. Die frisch geschlüpften Tiere sind größer als ihre Artgenossinnen und Artgenossen, was ihnen einen Überlebensvorteil verschafft. In Australien gilt die Art als gefährdet.
Alle Turtle-Superhelden am Limit
Meeresschildkröten sind heute immer mehr Gefahren ausgesetzt. Jung wie Alt sterben in Massen als Beifang in Fischernetzen. Ihr Lebensraum weltweit wird durch Schiffsverkehr und Umweltverschmutzung zerschnitten und zerstört. Besonders dramatisch ist die Gefahr durch Plastikmüll, den sie mit ihrer Nahrung verwechseln – sie ersticken oder verhungern qualvoll mit vollem Magen.
Und zu all diesen Bedrohungen kommt der Nachteil, dass von Natur aus kaum ein Jungtier das Erwachsenenalter erreicht. Denn nur 1 von 1000 Jungtieren schafft’s! Nachdem sie geschlüpft sind, krabbeln sie eilig ins Meer. Wohin sie dann schwimmen und wo sie ihre Jugend verbringen, ist oft nicht bekannt. Bekannt ist aber, dass Arten wie die Grüne Meeresschildkröte, Echte und Unechte Karettschildkröten Schutz in den schwimmenden Regenwäldern der Sargassosee finden. Die goldbraunen Teppiche der Sargassoalge können bis zu 300 Meter lang werden und sind ein sicheres Zuhause für die Jungtiere, bis sie im Erwachsenenalter als Einzelgängerinnen durch die Meere wandern.
Doch dieser Lebensraum kränkelt besorgniserregend. Fischereiflotten und Plastikmüll bedrohen die Jungschildkröten. Viele sterben als Beifang oder an Kunststoffteilen. Damit Meeresschildkröten eine Zukunft haben, kämpfen wir mit allen Mitteln dafür, dass die Sargassosee ein Meeresschutzgebiet wird!
Meeresschutzgebiet für Baby-Schildkröten
Die Zukunft der Baby-Schildkröten in der Sargassosee steht auf dem Spiel! Ihr Lebensraum wird skrupellos ausgebeutet und mit Plastikmüll verschmutzt. Doch gemeinsam verwandeln wir ihr Zuhause in ein Meeresschutzgebiet!
Petition unterzeichnen