Marktcheck: Sortiment Naturkosmetik
Nachhaltigkeit im Test 07-2020
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat im Juli das Angebot an zertifizierter Naturkosmetik in den größten heimischen Drogerien und Supermärkten unter die Lupe genommen. Dazu hat Greenpeace ein Basissortiment mit zehn Produktgruppen wie Gesichtspflege, Zahncreme und Deo definiert und das Angebot der Märkte verglichen. Kriterien waren die Verfügbarkeit von zertifizierter Naturkosmetik, der Bio-Anteil bei den Inhaltsstoffen, die Herkunft der Produkte, die Tierschutz und Vegan-Kennzeichnung sowie die Auszeichnung von Naturkosmetik im Geschäft und online.
Überrascht hat dabei das breite Angebot - nicht nur in den heimischen Drogerien, sondern auch in Supermärkten wie Merkur und Interspar. Leider ist der Begriff Naturkosmetik nicht geschützt und Bio- und Naturkosmetik oft nicht unterscheidbar. Daher kann man beim Einkauf nur auf die Siegel achten und deren Standards und Kriterien vertrauen. Zur besseren Orientierung hat Greenpeace die Zeichen für Bio- und Naturkosmetik im Ratgeber "Zeichentricks" unter die Lupe genommen.
Die Ergebnisse
Zur Tabelle: Testsieger werden bei den Drogeriefachmärkten ex aequo dm und Müller mit einem “gut”. In allen drei Drogerien waren alle 10 Produkte des Greenpeace-Basissortiments als zertifizierte Naturkosmetik verfügbar. Bei den Supermärkten siegt Merkur mit ebenfalls 10 Produkten, knapp gefolgt von Interspar mit 9 Produkten, beide erreichen ein “befriedigend”. Es folgen auf Platz drei MPreis mit 8 verfügbaren Produkten und auf Platz vier Unimarkt mit 6 Produkten des definierten Sortiments.
Wie die Supermärkte abschneiden & was sie anbieten
Naturkosmetik ist nicht Bio-Kosmetik
Bio-Kosmetik und Naturkosmetik werden oft synonym verwendet. Dabei gibt es klare Unterschiede, da Bio-Kosmetik deutlich höhere Standards erfüllt: Nur bei Bio-Kosmetik müssen mindestens 95 Prozent der pflanzlichen und tierischen Inhaltsstoffe aus biologischer Landwirtschaft stammen. Bei Naturkosmetik dürfen chemisch-synthetischen Pestizide wie Glyphosat beim Anbau der verwendeten Pflanzen dagegen eingesetzt werden. Auch Konservierungsmittel und Emulgatoren sind bei Naturkosmetik teilweise erlaubt.
Trotzdem wird zwischen Natur- und Bio-Kosmetik selten unterschieden. Nur die Hälfte der Bio-Kosmetik-Produkte im Test war als solche erkennbar. Greenpeace empfiehlt, auf die Siegel von "Bio Austria", "demeter" oder "Cosmos organic" zu achten.
Naturkosmetik: Tierschutz und vegan
Bereits 2004 wurden innerhalb der Europäischen Union (EU) Tierversuche für Kosmetika verboten - damals allerdings nur für die Endprodukte. Einzelne Inhaltsstoffe durften bis 2009 noch immer an Tieren getestet werden. Erst seit dem Jahr 2013 dürfen Kosmetikprodukte die mittels Tierversuchen getestet wurden innerhalb der EU weder verkauft noch importiert werden. Das gilt sowohl für Natur- und Bio-Kosmetik als auch für konventionell hergestellte Produkte.
Einzeln Inhaltstoffe, die davor an Tieren getestet wurden, können aber sehr wohl in Kosmetika noch enthalten und die Produkte weiterhin erhältlich sein. Um ganz sicher zu gehen, ein gänzlich tierversuchsfreies Produkt zu kaufen, soll man beim Einkauf auf Siegel wie "Leaping bunny" (HCS), den "Hasen mit schützender Hand" (dt. Tierschutzbund) auf den Produkten achten oder sich an der Postiviliste der internationalen Tierrechtsorganisation PETA orientieren.
Es gibt eine weitere Ausnahme: Nämlich Stoffe, die in der EU-Verordnung REACH gelistet sind und nicht ausschließlich für Kosmetika zugelassen sind. Hier können für die Sicherheit der Chemikalien Tierversuche weiterhin erfolgen. Das betrifft Chemikalien, mit denen Arbeiterinnen und Arbeiter im Herstellungsprozess in Kontakt kommen können.
Und vegan bedeuten nicht unbedingt tierversuchsfrei: Auch Inhaltsstoffe in Naturkosmetik können tierischen Ursprungs sein - hier helfen Siegel wie die Veganblume oder das V-Label weiter. Im Greenpeace-Marktcheck waren 49 Prozent der geprüften Produkte garantiert rein pflanzlich.
Tipps beim Einkauf von Kosmetik
- Achten Sie beim Kauf auf zertifizierte Naturkosmetik mit möglichst hohem Anteil an biologisch produzierten Inhaltsstoffen.
- Informieren Sie sich vor dem Kauf über die unterschiedlichen Gütesiegel: Hilfestellung leistet der Greenpeace Gütezeichen-Guide "Zeichen-Tricks"
- Wer keine tierischen Bestandteile in Kosmetika möchte, muss zusätzlich zu Siegeln wie "Bio Austria", "demeter" und "Cosmos organic" auch auf das "Vegan"-Siegel oder entsprechende Hinweise auf den Produkten achten.
Nachhaltigkeit auf dem Prüfstand
Unter dem Titel „Nachhaltigkeit im Test“ nimmt der Greenpeace-Marktcheck regelmäßig das Sortiment des österreichischen Einzelhandels unter die Lupe. Jeweils zu Monatsanfang veröffentlicht Greenpeace ein Ranking der größten Supermarktketten in Österreich.
Mehr Infos zu Naturkosmetik
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