10 Forderungen für wirksamen Klimaschutz
Sie lässt Quellen und Böden versiegen, verändert komplexe Ökosysteme, verwandelt fruchtbares Land in Wüsten: Die Folgen der menschengemachten Klimaerhitzung sind mittlerweile vielerorts spürbar. Um die Klimakatastrophe zu vermeiden, hat sich die internationale Staatengemeinschaft im Jahr 2015 verpflichtet, erforderlichen Maßnahmen zu treffen - doch Österreich bleibt weitgehend untätig. Greenpeace stellt deshalb 10 Forderungen für wirksamen Klimaschutz an die Politik.

Vor mehr als drei Jahren einigten sich 184 Staaten und die EU im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens auf ein gemeinsames Ziel, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise abzuwenden: Die Erderhitzung soll auf zwei Grad begrenzt werden, wenn möglich bei 1,5 Grad gehalten werden. Schon ein halbes Grad Unterschied kann dabei über Leben und Tod von zigtausenden Menschen entscheiden, das Ziel muss daher eine Begrenzung auf 1,5 Grad Erhitzung sein. Um das zu verwirklichen, muss der weltweite CO2-Ausstoß laut Weltklimarat (IPCC) bis zum Jahr 2030 halbiert werden und bis spätestens 2050 auf Null sinken. Nur, wenn wir dieses Ziel erreichen, können wir die schlimmsten Folgen der Klimakrise noch abwenden, dazu braucht es aber tiefgreifende Veränderungen und rasches Handeln der Politik. Dabei ist vor allem auch die EU am Zug - sie ist nach den USA und China der drittgrößte CO2-Emittent weltweit.
Österreich hinkt hinterher
Während die Treibhausgase im EU-Schnitt seit 1990 um 23 Prozent gesunken sind, stiegen die Emissionen in Österreich sogar um knappe fünf Prozent an. Die steigenden Emissionen in den Bereichen Verkehr, Gebäude, Abfallverwertung und Landwirtschaft heizen die Klimakrise an. Um die Erwärmung bei 1,5 Grad einzudämmen, muss die österreichische Politik sofort konkrete Maßnahmen setzen. “Leider bleibt es seitens der österreichischen Politik in Sachen Klimaschutz meist nur bei Lippenbekenntnissen. Statt wirkungsloser oder gar unsinniger Vorschläge muss die nächste Regierung ein klares Klimaschutzprogramm verfolgen: Österreich braucht eine ökosoziale Steuerreform und unser Land muss raus aus Öl. Nur so können wir dazu beitragen, die weltweite Klimakatastrophe zu verhindern”, fordert Adam Pawloff, Klimaexperte bei Greenpeace Österreich.

Konkret fordert Greenpeace ein 10 Punkte umfassendes Programm, um Österreich klimafit zu machen:
1) CO2-Reduktion um 60 Prozent bis 2030 und Klimaneutralität bis 2040
Wollen wir unseren Beitrag zum CO2-Reduktionsziel der EU leisten, müssen wir Österreichs Emissionen bis 2030 um 36 Prozent zu reduzieren (im Vergleich zu 1990). Diese Vorgaben reichen allerdings nicht aus, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen und so die Klimakatastrophe abzuwenden. Greenpeace fordert daher eine Erhöhung der österreichischen Reduktionsziele auf minus 60% innerhalb der nächsten elf Jahren, sowie Klimaneutralität bis 2040, das bedeutet, dass nicht mehr klimaschädliche Treibhausgase in die Atmosphäre gestoßen werden, als wir beispielsweise durch Wiederbewaldung binden können.
2) Raus aus schmutzigem Öl
Österreichs Verbrauch an Öl steigt seit Jahren massiv an. Doch anstatt dagegenzuhalten, wird das klimaschädliche Geschäft seitens der österreichischen Politik vielfach unterstützt: Subventionen und Steuerprivilegien fördern die Entstehung von klimaschädlichen Treibhausgasen durch Öl. Greenpeace fordert den Ausstieg aus Öl, was vor allem Verbrennungsmotoren, Heizungen und die Öl-Produktion betrifft. Zusätzlich ist ein Umbau der OMV, an der die österreichische Republik derzeit ca. 30 Prozent hält, hin zu 100% erneuerbaren Energien nötig. Wie dieser Umbau gelingen kann, kann man hier nachlesen: http://bit.ly/2rm4vqF

3) Ökosoziale Steuerreform
Ein Beispiel aus dem täglichen Leben macht klar, dass Preise in Österreich weit davon entfernt sind, die Realität der (Klima-)Kosten von Produkten darzustellen: Im Supermarkt bezahlen ÖsterreicherInnen für eine Banane aus den Tropen weniger, als für den heimische Apfel. Ein wichtiger Hebel, um klimafreundliches Verhalten zu fördern, ist eine CO2-Abgabe auf klimaschädliche Produkte. Sie könnte beispielsweise auf Produkte erhoben werden, die per Flugzeug über weite Strecken nach Österreich geliefert werden. Wichtig ist dabei immer, dass diese Abgabe sozial fair gestaltet wird: zum Beispiel durch Auszahlung eines jährlichen Klimaschutz-Bonus für Alle in Österreich.
4) Aus für neue Diesel und Benziner binnen zehn Jahren
Österreichs größtes Sorgenkind der Klimapolitik ist der Verkehr: Seit 1990 sind die Emissionen um mehr als 70 Prozent gestiegen. Greenpeace fordert ein Ende der Neuzulassung von Verbrennungsmotoren bis spätestens 2028.

5) Eine Milliarde Euro für den Nahverkehr pro Jahr
Alternativen zum schmutzigen Auto müssen attraktiv gestaltet werden. Um die Verkehrswende einzuleiten braucht Österreich dazu eine jährliche Nahverkehrs-Milliarde. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs sowie der Fahrrad- und E-Mobilitäts Infrastruktur und die Stärkung von Konzepten geteilter Nutzung können so gefördert werden.
6) Ein neues Ökostromgesetz
Österreich hat im Bereich der Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen ein klares Ziel: bis 2030 sollen 100 Prozent des Stroms nachhaltig werden. Um dieses Ziel tatsächlich zu erreichen, muss allerdings noch einiges geschehen. . Greenpeace fordert deshalb eine gesetzliche Grundlage für das Vorhaben - inklusive konkretem Ausbaupfad für die unterschiedlichen erneuerbaren Technologieformen.

7) Energiefresser Raumwärme - Wärmewende einleiten
Energie ist mehr als nur Strom, die Wärme, mit der wir unsere Wohnungen und Häuser heizen, hat auch gravierenden Einfluss auf unseren CO2-Ausstoß. Für die Einhaltung des Pariser Klimaschutz-Abkommens ist daher auch die Dekarbonisierung der Raumwärme bis zum Jahr 2040. Neben mehr Effizienz fordert Greenpeace ab sofort ein Verbot von Öl- und Gasheizungen im Neubau, sowie eine Abkehr von Ölheizungen bis 2030 und Gasheizungen bis spätestens 2040.
8) Energieverbrauch reduzieren - und Effizienz steigern
Schon heute zeigen Häuser, die mittels optimaler Nutzung von Sonnenlicht und Rohstoffen kaum Energie verbrauchen, was in Sachen Energieeffizienz alles möglich ist. Greenpeace fordert die Novellierung des Energieeffizienzgesetzes, mit dem Ziel, den Energieverbrauch bis 2050 auf die Hälfte zu senken. Konkret: Die Sanierungsrate muss auf 3 Prozent und die diesbezüglichen Förderungen von derzeit etwa 40 Mio. auf 100 Mio. erhöht werden.
9) Her mit klimafreundlichen finanziellen Anreizen, weg mit klimaschädlichen Subventionen
Laut einer Analyse des österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts investiert unser Staat jährlich bis zu 4,7 Milliarden Euro in klimaschädliche Projekte und Förderungen.. Greenpeace fordert, diese schrittweise abzuschaffen und die so freiwerdenden Mittel in Maßnahmen für den Klimaschutz zu investieren.
10) Keine neuen fossilen Groß-Infrastrukturprojekte mehr
Wollen wir das Klimaziel erreichen, ist es nötig, klimaschädlichen Großprojekten wie Autobahnen oder der dritten Piste am Flughafen Wien klare Absagen zu erteilen.
