Fossile Brennstoffe befeuern Kriege
„Der menschgemachte Klimawandel und der Krieg in der Ukraine haben die gleichen Wurzeln: fossile Brennstoffe und unsere Abhängigkeit von ihnen“, sagte die ukrainische Klimaforscherin Svitlana Krakovska, als Russland – einer der weltweit größten Produzenten von Öl und Gas – eine Invasion der Ukraine begonnen hatte.
Zu diesem Zeitpunkt beteiligte sie sich am zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) von ihrem zu Hause in Kiew aus, musste sich allerdings aus dem Beurteilungsprozess des letzten Reports zurückziehen, als ihre Heimatstadt bombardiert wurde.
Fossile Brennstoffe treiben den Krieg in der Ukraine an
Zwischen fossilen Brennstoffen und der russischen Kriegsmaschinerie liegt eine direkte Verbindung vor. Rosneft, einer der größten russischen Öl-Konzerne, ist als einer der wichtigsten Ölversorger des russischen Militärs dokumentiert. Rosneft versorgt darüber hinaus auch Unternehmen wie BP mit Öl. Jedes Mal, wenn russisches Öl oder Gas gekauft wird, fließt das Geld nicht nur in Putins Kriegskasse, sondern kann direkt dafür verwendet werden, das Militär am Laufen zu halten. Rosneft, sowie die Tochterunternehmen Rosneft-Aero und Transneft, liefern nachweislich Treibstoff an die russische Armee.
Um diesen Krieg zu beenden, brauchen wir einen globalen Rückzug aus Investitionen in fossile Treibstoffe aus Russland sowie ein Embargo auf russisches Öl und Gas. Zusätzlich braucht es schnelle und zugängliche humanitäre Hilfe für die Menschen, die unter diesem Krieg leiden.
Fossile Brennstoffe schreiben Kriegsgeschichten
Umkämpfte Energieressourcen sind ein relevanter Faktor in vielen neueren Konflikten, einschließlich des Iran-Irak Krieges zwischen 1980-1988, dem Golfkrieg von 1990-1991, sowie dem Bürgerkrieg im Sudan zwischen 1983-2005. Greenpeace hat sich in der Vergangenheit immer wieder gegen eben solche Konflikte positioniert, insbesondere gegen den letzten Irakkrieg.
Der Golfkrieg 1990 war ein Konflikt, der größtenteils von Interessen um Öl-Ressourcen angefacht wurde. Die Vorwände, die der Irak als Begründung verwendet hat, um eine Invasion in Kuwait zu beginnen, waren Ölpreisregulierungen und damit verbundene Profite. Obwohl Öl nicht der einzige Auslöser für die Vorgehensweise des Irak war, war es doch auch ein großer Motivator, der die US-Regierung und ihre Verbündeten zu schnellem Handeln veranlasste, um sich den eigenen Zugang, sowie den Zugang für OECD-Staaten zu Ölvorräten zu sichern. Durch die groß angelegte Ausbeutung von Ölressourcen durch ausländische Unternehmen im Südsudan, haben Menschenrechtsverstöße vor Ort zugenommen und den zu diesem Zeitpunkt schon langanhaltenden Konflikt im Sudan zusätzlich verschärft, was dazu führte, dass seit 1983 zwei Millionen Menschen starben und weitere vier Millionen ihre Heimat verlassen mussten. Darüber hinaus leidet die Bevölkerung im Sudan unter wiederkehrenden Hungersnöten und Epidemien.
Laut Greenpeace-Recherchen aus dem Jahr 2021, haben fast zwei Drittel aller EU-Millitärmissionen den Hintergrund Öl- und Gasproduktionen für Europa zu überwachen und zu sichern. Die Regierungen in Italien, Spanien und Deutschland haben seit 2018 mehr als vier Milliarden Euro investiert, um klimaschädliche Energiequellen zu stützen.
Kein Vertrauen in Öl- und Gaskonzerne!
Gleich zu Beginn des Kriegs in der Ukraine, haben Öl-Konzerne für sich die Chance wahrgenommen ihre Tätigkeiten auszuweiten. Sie nutzen eine drohende Energiekrise als Begründung, um ihre umweltverschmutzenden Geschäfte voranzutreiben. Der Energiekonzern Shell hat selbst nach der Invasion der Ukraine noch Öl aus Russland eingekauft und ging erst mit einer Entschuldigung und dem Versprechen alle Verbindungen nach Russland stillzulegen an die Öffentlichkeit, nachdem es harte Kritik aus der Bevölkerung gab. Nachdem auch die Investitionen anderer Konzerne, wie beispielsweise BP und Total Energies, mit dem Krieg in Verbindung gebracht wurden, versprechen auch diese sich aus Geschäften mit Russland zurückzuziehen.
Wie große Tabakunternehmen springen auch diese Konzerne auf jede Möglichkeit auf, ihre schmutzigen Produkte zu verkaufen. Wenn wir nicht weiter daran arbeiten ihr dreckiges Geschäftsmodell zu enttarnen, werden sie auch weiterhin von Konflikten und der Klimakrise profitieren.
Handel mit fossilen Brennstoffen stützt ein ungerechtes System
Um Frieden zu sichern und die Klimakrise zu stoppen, müssen Regierungen dafür sorgen, dass die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen beendet wird. Die Weltwirtschaft wird heute immer noch mit fossilen Energiequellen am Laufen gehalten. Fossile Brennstoffe machen noch 80 % des globalen Energiemix aus.
Diese Abhängigkeit ordnet die Sicherheit der Energieversorgung und klimapolitische Maßnahmen geopolitischen Interessen unter. Regierungen können nicht behaupten sie stünden für Frieden ein und dabei zeitgleich Kriege mitfinanzieren. Der Wechsel von russischem Öl und Gas zu Öl und Gas aus Ländern, wie beispielsweise Venezuela und Saudi-Arabien, die einen fraglichen Umgang mit Menschenrechtsverletzungen an den Tag legen, wird nur dafür sorgen, dass geopolitische Macht von einem Übeltäter zu einem anderen übertragen wird.
Dieses Machtungleichgewicht kann dazu führen, dass Staaten unter Straflosigkeit agieren können. Zu den aktuellen Gesprächen der COP26 haben führende Öl- und Kohleproduzenten wie Saudi-Arabien und Australien Bestrebungen behindert, den Ausstieg aus Fossilen Energiequellen final zu verschriftlichen. Außerdem sind Staaten wie Russland und die USA keine Mitglieder des internationalen Strafgerichtshof, welcher dafür zuständig ist Kriegsverbrechen rechtlich zu verfolgen.
Erneuerbare Energie als Weg zum Frieden
Um eine gerechtere und friedlichere Welt herzustellen, müssen Staaten ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen beenden. Um einen schnellen Wandel zu ermöglichen, müssen wohlhabende Länder ihren Energieverbrauch reduzieren und die Energieeffizienz erhöhen. Zusätzlich braucht es einen schnellen Ausbau der erneuerbaren Energiequellen, um auch den letzten offenen Bedarf nachhaltig decken zu können.
Im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen ist es sehr unwahrscheinlich, dass durch erneuerbare Energien geopolitische Machtkämpfe befeuert werden, da ihre Infrastruktur es zulässt Energiegewinnungsprozesse lokal zu betreiben. Dieses Potential könnte es ermöglichen, Handel mit Staaten, die nicht auf der Seite der Menschenrechte stehen, zu reduzieren. Örtliche erneuerbare Energiequellen könnten außerdem dazu beitragen KundInnen vor drastischen Preisanstiegen – wie jene der aktuellen globalen Energiekrise – zu bewahren.
Klima schützen und Energiesicherheit wahren!
Eine Kombination aus erneuerbaren Energien und Energieeffizienz ist der bessere Garant für Energiesicherheit. Wenn das Potential aus beidem kombiniert wird, könnte der gesamte globale Energiebedarf bis 2030 auf ein Viertel reduziert werden! In dieser Rechnung würden Maßnahmen der Energieeffizienz zwischen der Hälfte und drei Dritteln an Energie einsparen, der restliche Energiebedarf könnte dann durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Diese Vorgehensweise würde einen großen Beitrag dazu leisten, den Klimawandel zu stoppen, da fossile Brennstoffe eine der Hauptursachen der Erderwärmung sind.
Ein schneller und gerechter Wandel hin zu nachhaltigen Energiequellen ist möglich. Die Infrastruktur für erneuerbare Energien zu installieren ist wesentlich schneller, als neue Infrastruktur für fossile Energien zu bauen. In Großbritannien dauert es durchschnittlich 28 Jahre, um eine neue Ölquelle zu erschließen, wohingegen es zwei Jahre dauern würde, einen Solarpark fertigzustellen. Wenn die Welt mehr in erneuerbare Energien investieren würde, würden erneuerbare Energien günstiger und leichter zugänglich werden. Marokko und Ägypten beispielsweise vergrößern ständig ihre Kapazitäten im Bereich der erneuerbaren Energien und setzten damit ein positives Beispiel für die Zukunft.
Dies ist eine Chance für Regierungen mit dem ständigen Kreis der Zerstörung durch fossile Brennstoffe zu brechen und den Weg für eine grüne und friedliche Zukunft zu bereiten, sie müssen für den Frieden und für ein sicheres Klima so schnell wie möglich einen Wandel hin zu effizienten und erneuerbaren Energien anstreben!