Der Norden brennt. Wir löschen.
Ganze Landstriche Sibiriens sind in Rauch gehüllt. Denn wieder brennt die sibirische Taiga. Die Brände entwickeln sich zu einer jährlichen Katastrophe, verursacht von einer fatalen Mischung aus Klimaerhitzung und Gleichgültigkeit. Aber wo Behörden versagen, wird Greenpeace aktiv.
Sibirien brennt wieder. Wieder bedecken Rauchschwaden ganze Landstriche. Wieder treiben die Flammen zahllose Tiere vor sich her. Wieder treibt der beißende Rauch die Menschen in ihre Wohnungen. Denn die russischen Behörden haben aus den Brandkatastrophen 2019 nichts gelernt – wie im Vorjahr führte zögerliches Handeln dazu, dass ganze Gemeinschaften bedroht sind und die Brände die Klimaerhitzung vorantreiben.

Laut Satellitendaten hat die Gesamtfläche, die seit Anfang 2020 in Russland durch Waldbrände verbrannt ist, 19 Millionen Hektar erreicht – mehr als das Zweifache der Fläche Österreichs.
Die Mehrzahl der Brände ereignet sich in den entlegenen Gebieten Sibiriens und des russischen Fernen Ostens. Dort ist die Bevölkerungsdichte gering, was auch die langsame Reaktion auf Brände erklärt. Doch wenn die sich ausbreiten, bekommen auch Menschen die Auswirkungen zu spüren. Giftiger Rauch erreichte die Großstadt Jakutsk und kleinere Orte wie Jugorsk, Sowjetskij und andere. Wie 2019 ist die Luftqualität stark beeinträchtigt, worunter Kinder und alte Menschen besonders leiden. Während der Covid-19-Pandemie ist dies besonders bedrohlich, denn schlechte Luftqualität beeinträchtigt die Fähigkeit des Körpers, sich gegen Atemwegserkrankungen zu wehren, und verschlimmert die Symptome der Infizierten.

Dass Waldbrände immer häufiger und stärker werden, ist eine Folge der Klimaerhitzung, die Sibirien besonders hart trifft. Adam Pawloff, Klimaexperte bei Greenpeace: „Sibirien ist ein Klima-Hotspot, der sich viel schneller erhitzt als der Rest des Planeten. Dieser Sommer hat in der Region bereits extreme Hitzewellen gebracht – und das führt zu Kettenreaktionen: Denn durch die hohen Temperaturen taut der Permafrostboden, dadurch werden extrem klimaschädliche Methan-Emissionen ausgestoßen und die Waldbrände weiter angefeuert. Die russischen Behörden müssen endlich die Kürzungen beim Waldschutz stoppen und die nationale Forstwirtschaft unterstützen.“
Unmittelbar ausgelöst werden manche der Brände laut Greenpeace-Recherchen durch Blitzschlag oder unachtsam entfachte Lagerfeuer. Häufige Ursache für die russischen Waldbrände sind jedoch großflächig vorgeschriebene Verbrennungen, die aus dem Ruder laufen.
Greenpeace sieht nicht tatenlos zu. Mutige AktivistInnen verhindern, dass Brände sich ausbreiten und stellen sich dem Inferno direkt entgegen. Die Greenpeace-Feuerlöschteams sind seit über zehn Jahren im Einsatz. Inzwischen sind sie in jeder Region Russlands aktiv. Neben der direkten Brandbekämpfung klären sie auf Veranstaltungen über Brandvorbeugung auf, bilden in Feuerlöschcamps neue Teams aus und führen jeden Sommer Brandpatrouillen durch, um Brände zu erkennen, wenn sie noch klein sind, oder von Bränden übrige Glutnester zu finden.
Mit diesem Einsatz gewinnen sie Zeit. Zeit, die die KampaignerInnen nutzen, um die Ursachen für die Brände zu bekämpfen: Klimaerhitzung und Untätigkeit der Behörden. ExpertInnen arbeiten an Gesetzesänderungen, Medienprofis machen die Anliegen vielen Menschen bekannt.