Ölkonzerne: Die unmoralischen Profiteure der Krise
Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hat die Erdölindustrie mit dem Verkauf von Diesel und Benzin in der EU Krisengewinne in Rekordhöhe von mindestens 3 Milliarden Euro erzielt. Hochgerechnet auf den gesamten Monat März 2022 hat die Erdölindustrie mit dem Verkauf von Diesel und Benzin in der EU durchschnittlich 107 Millionen Euro pro Tag zusätzlich eingenommen, was einem Gesamtbetrag von 3,3 Milliarden Euro an zusätzlichen Einnahmen entspricht.
Seit Wochen sind Verbraucherinnen und Verbraucher von beispiellosen Preissteigerungen bei Benzin und Diesel betroffen. Was für viele Menschen ein echtes finanzielles Problem darstellt, nutzt die Erdölindustrie schamlos aus, um zusätzliche Umsätze und Gewinne einzufahren. Denn die Preise für Benzin und Diesel sind unverhältnismäßig stark im Vergleich zu den Steigerungen der Rohölpreise erhöht worden - und das, obwohl die Kosten der Unternehmen im gleichen Zeitraum kaum gestiegen sind.
Greenpeace in Zentral- und Osteuropa hat beim Forschungsinstitut EnergyComment, das von dem Energieexperten Dr. Steffen Bukold geleitet wird, eine Analyse in Auftrag gegeben, die untersucht, welche zusätzlichen Einnahmen und Krisengewinne die Erdölindustrie, seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine, aus dem Verkauf von Benzin und Diesel in Europa erzielt hat.
Konsumentinnen und Konsumenten werden zur Kassa gebeten
Während der Rohölpreis um rund 19 Cent pro Liter gestiegen ist, hat die Erdölindustrie vergleichsweise viel höhere Aufschläge entlang der Lieferkette erhoben. Denn die Tankstellenpreise für Diesel stiegen zwischen Jänner und März 2022 im Durchschnitt um über 36 Cent pro Liter. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Bruttomargen der Raffinerien bei Diesel erheblich gestiegen sind. Ähnliche Preissteigerungen sind, wenn auch etwas geringer, bei Benzin aufgetreten.
Starke Unterschiede zwischen EU-Ländern
In den einzelnen EU-Länder sind erhebliche Unterschiede bei den Zusatzeinnahmen festzustellen. Die Gewinnmargen bei Benzin stiegen vor allem in Deutschland, Österreich und Italien. Die Gewinnmargen bei Diesel stiegen in allen Ländern deutlich stärker als bei Benzin. Deutschland liegt an der Spitze, gefolgt von Österreich, den Niederlanden und Frankreich.
Hochgerechnet auf den gesamten Monat März hat die Erdölindustrie durch Rekordumsätze bei Benzin und Diesel im Durchschnitt folgende zusätzliche Einnahmen erzielt:
- 1,18 Milliarden Euro in Deutschland
- 412,3 Millionen Euro in Frankreich
- 235,6 Millionen Euro in Spanien
- 133,3 Millionen in Österreich
- 387,5 Millionen Euro in Italien
- 68,2 Millionen Euro in Belgien
- 133,3 Millionen Euro in den Niederlanden
- 142,6 Millionen Euro in nordischen Ländern (Schweden, Finnland, Dänemark)
Die Profitmacherei der Ölkonzerne muss gestoppt werden
Der Krieg in der Ukraine zeigt einmal mehr die schrecklichen Folgen der Abhängigkeit Europas von fossilen Brennstoffen auf. Die EU muss jetzt den unmoralischen Krisengewinnen der Ölkonzerne einen Riegel vorschieben.
- Stopp den Krisengewinnen: Wir fordern, dass die Profitmacherei der Ölkonzerne gestoppt und übermäßige Krisengewinne besteuert werden. Das dadurch erziele Geld muss sozial gerecht genutzt werden, um Menschen zu unterstützen, die von den Preissteigerungen bei Energie besonders betroffen sind. Zusätzlich muss das europäische Energiesystem umgebaut und auf erneuerbare Energien umgestellt werden.
- Strenge Untersuchungen: Die Europäische Kommission muss den jüngsten unverhältnismäßigen Anstieg der Diesel- und Benzinpreise in der gesamten EU untersuchen, um sicherzustellen, dass dieser nicht auf Preisabsprachen zurückzuführen ist.
- Eine Europäische Lösung: Die Europäische Kommission muss den Mitgliedstaaten klare Vorgaben machen, wie sie den Erdölverbrauch in der EU schnell und konsequent senken und die Dekarbonisierung des europäischen Verkehrssektors, der nahezu zwei Drittel des Erdöls in der EU verbraucht, beschleunigen können.