OMV-Spionageskandal: Internationale Berichte enthüllen neue Details zur Überwachung von Greenpeace und Fridays for Future
Wie der öffentlich-rechtliche neuseeländische Sender “Radio New Zealand” (RNZ) heute aufdeckte, arbeitet die OMV neben dem bereits bekannten Überwachungsspezialisten Welund auch mit dem höchst fragwürdigen Spionageunternehmen “Thompson and Clark” zusammen.
Der mehr als zwei Jahre lang recherchierte Investigativbericht zeigt auf, wie Thompson and Clark friedliche Protestaktionen von Greenpeace, Extinction Rebellion und Schulstreiks von School Strike 4 Climate, dem neuseeländischen Pendant zu Fridays For Future, systematisch ausspionierte, infiltrierte und unter anderem durch Sicherheitsleute untergrub. Der österreichische Ölkonzern OMV unter der Leitung von CEO Rainer Seele war in den Jahren 2019 und 2020 der größte Kunde des Spionageunternehmens im Ölbereich. Zu den beschriebenen Aktionen der Spionageprofis gegen UmweltschützerInnen zählt eine Reihe gut dokumentierter friedlicher Protestaktionen von Schulkindern genauso wie von Seniorinnen und Senioren in Neuseeland. Darüber hinaus zitiert das öffentlich-rechtliche Medium UmweltschützerInnen, die von der Beobachtung ihrer Privathäuser berichteten.
Gemeinsam mit Fridays For Future fordern wir den zuständigen Finanzminister Gernot Blümel auf, die Führungsriege des österreichischen Ölkonzerns in die Pflicht zu nehmen, für die Offenlegung aller Verträge mit Spionagefirmen zu sorgen.
Alexander Egit, Geschäftsführer Greenpeace Österreich
Zu den beschriebenen Überwachungsaktionen zählen die Proteste bei der Anhörung der Umweltschutzbehörde in Dunedin zu Offshore-Explorationsbohrungen der OMV im Juli 2019, Schulstreiks und Greenpeace-Proteste vor den OMV-Büros in New Plymouth im Dezember 2019, Proteste gegen OMV-Bohrungen vor der Küste von Otago im Januar 2020 oder auch Proteste gegen OMV-Bohrungen im Maui-Feld vor Taranaki im März/April 2020, an denen Greenpeace führend beteiligt war. Die Operationen gegen die UmweltschützerInnen durch Thompson and Clark wurden von ehemaligen Agenten des neuseeländischen Geheimdienstes NZSIS geleitet. Wie RNZ in früheren Investigativstories aufgedeckt hat, ist Thompson and Clark unter anderem berüchtigt für die Überwachung von SektenaussteigerInnen im Auftrag der dubiosen Sekte “Exclusive Brethren” sowie von Opfern des Christchurch-Erdbebens im Auftrag von Versicherungen. Auch steht Thompson and Clark in Verdacht, die AktivistInnen der Umweltschutzorganisation Greenpeace in Neuseeland jahrelang mittels Verfolgung von MitarbeiterInnen und GPS-Peilsendern an Greenpeace-Autos ausspioniert zu haben. Regierungsbehörden in Neuseeland ist es nach einer umfassenden Untersuchung durch die staatliche “State Services Commission” (SSC) verboten, mit Thompson and Clark zusammenzuarbeiten.
Erst vor einer Woche deckte ein Bericht des Magazins “Dossier” die Zusammenarbeit der OMV mit der britischen Spionagefirma Welund auf.