Europäischer Plastikmüll vergiftet Böden in Malaysia
Mineralwasser aus der Glasflasche oder im leichten PET-Kanister? Frische Kräuter aus dem Topf oder in der Plastikschale mit Kunststofffolie drumherum? Aus Bequemlichkeit greifen wir beim Einkauf oft zu Plastik – immerhin trennen wir ja unseren Müll, damit solche Einwegverpackungen recycelt werden. Doch oft landet unser Plastikmüll auf Deponien tausende Kilometer entfernt.
Ein aktueller Greenpeace-Report zeigt auf, dass illegale Mülldeponien in Malaysia die Umwelt und Gesundheit der Menschen vor Ort extrem schädigen. So wiesen von Greenpeace entnommene Bodenproben in der Nähe von malaysischen Müllverbrennungsplätzen Rückstände von gefährlichen Chemikalien und Schwermetallen wie etwa Blei auf. Diese können unter anderem das Nervensystem schädigen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen und die Entwicklung von Kindern hemmen. Auf vielen malaysischen Mülldeponien landet Plastikmüll aus Europa – auch aus Österreich. Greenpeace fordert, dass der Handel mit Plastikmüll strenger kontrolliert und Einweg-Kunststoffverpackungen deutlich reduziert werden.
Mythos Recycling
Mit dem Mythos Recycling rechtfertigen wir unsere Konsumgewohnheiten – doch die Wiederverwertung funktioniert schon in Österreich nicht besonders gut, nur ungefähr ein Drittel des anfallenden Plastikmülls wird tatsächlich recycelt. Zum einen können miteinander verklebte, unterschiedliche Kunststoffsorten – etwa bei Joghurtdeckel und -becher – in der Wertstoffanlage nur noch aussortiert werden. Zum anderen ist es einfach viel zu viel Müll: Was nicht recycelt wird, landet in der Verbrennung, in der Umwelt oder wird verschifft. Brancheninsider aus Österreich bestätigt, dass zum Beispiel Plastikmüll von Elektroaltgeräten sehr häufig nach Asien zum billigen Recycling verschifft wird.
Endstation Malaysia
Allein in Malaysia landeten seit 2018 hunderttausende Tonnen Plastik aus Ländern wie Deutschland, Frankreich, den USA, Australien. Das Plastik wird unter gefährlichen Bedingungen recycelt und die nicht verwertbaren Reste auf Freiflächen unkontrolliert verbrannt oder deponiert. So entdeckte Greenpeace unter anderem eine zwei Hektar große illegale Mülldeponie direkt an einem Flussufer. Täglich wurden dort bis zu 30 LKW-Ladungen Plastikmüll – darunter Elektroaltgeräte – abgeladen und somit das Gewässer mit gefährlichen Chemikalien verschmutzt. Greenpeace-ExpertInnen fanden in Bodenproben auf malaysischen Mülldeponien Rückstände von gefährlichen Chemikalien wie bromierten Flammschutzmitteln sowie hohe Konzentrationen an Schwermetallen wie Antimon, Cadmium und Blei. Cadmium kann zu Schäden an Nieren und Knochen führen, Antimon kann unter anderem Magen-Darm-Probleme verursachen und eine andauernde Belastung mit Blei wird mit Verhaltensauffälligkeiten und Lernschwächen bei Kindern in Verbindung gebracht.
Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace Österreich
Die verheerenden Folgen von Plastikmüll können wir nur verhindern, indem wir Einwegplastik drastisch reduzieren und Elektrogeräte und Textilien länger verwenden. Die Politik muss jetzt handeln und wiederverwendbare Verpackungen, Nachfüllsysteme und Reparaturen fördern. In der aktuell anstehenden Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes muss die österreichische Regierung gesetzlich verankern, dass Einweg-Kunststoffverpackungen bis 2025 um mindestens 25 Prozent reduziert werden.
Den vollständigen Bericht zu den Folgen von Plastikmüll in Malaysia finden Sie hier: https://bit.ly/Malaysia-Report