Auch in der Krise: Mit voller Kraft für die Umwelt
Die Corona-Krise hat unseren Alltag umgekrempelt. Die Entwicklungen der letzten Wochen haben das öffentliche Leben fast völlig zum Stillstand gebracht. Jeder Bereich ist betroffen: Familie, Arbeit, FreundInnen, Hobbys – überall gibt es große Einschränkungen. Um besonders gefährdete Menschen zu schützen und das Gesundheitssystem zu entlasten, gilt jetzt klar die Devise: Zu Hause bleiben und Abstand zueinander halten.
Auch wir bei Greenpeace spüren die Folgen der Einschränkungen durch die Corona-Krise und unser Alltag hat sich verändert. Eines ist aber gleich geblieben: Unser Einsatz für die Umwelt geht ohne Unterbrechung weiter.
Denn ein gesunder Planet ist die Grundlage für die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Menschen, Tiere und Pflanzen. Klima- und Umweltschutz sind daher wichtiger denn je: Nur wenn wir heute unseren Planeten, unsere Natur, unsere einzigartige Tier- und Pflanzenwelt schützen, ist morgen eine lebenswerte Zukunft für uns, unsere Kinder und Enkelkinder möglich.
Was bedeutet die Corona-Krise für den Umwelt- und Klimaschutz und wie wird sich Greenpeace weiter für den Schutz von Klima, Meeren, Wäldern und einer gesunden Zukunft einsetzen?
Corona & Konsumgesellschaft
Die Corona-Krise hat massive Auswirkungen auf unser gewohntes Konsumverhalten. Die meisten Geschäfte bis auf Supermärkte, Drogerien und Apotheken haben geschlossen. Die schnelllebige Wegwerfgesellschaft tritt gezwungenermaßen in den Hintergrund. Es stellt sich die Frage: Wollen wir weiterhin internationale Konzerne unterstützen oder kaufen wir bei kleinen und lokalen Betrieben?
Ein Beispiel: Aktuell verlagert sich ein Teil des Konsums ins Internet. Diese Verschiebung könnte zur Gewohnheit werden und damit den Versandhandel in Zukunft noch stärken. Davon profitieren vor allem Riesen wie Amazon & Co. Für die Umwelt und die lokalen Geschäfte wären das keine guten Neuigkeiten. Zudem verschwendet der Versandhandel Ressourcen durch Verpackungsmengen und Retouren. Greenpeace hat aufgedeckt, dass manche Online-Händler zurückgeschickte Ware direkt zerstören, statt sie nochmals zu verkaufen – rein aus finanziellen Gründen. Deshalb ist es wichtig, dass die Politik, aber auch jede/r einzelne mit ihrem/seinem Konsum ökologisch wirtschaftende UnternehmerInnen in der Region unterstützt.
Die Krise lenkt unseren Blick – auf sehr schmerzliche Weise – auf das Wesentliche: Gesundheit, sichere Lebensmittel, Unterstützung aus der Gemeinschaft. Wir sehen, wie stark und ermutigend der Zusammenhalt der Gesellschaft und der Austausch mit FreundInnen, KollegInnen und Familie sind. Der inszenierte Massenkonsum tritt in den Hintergrund.
Die aktuelle Situation zeigt deutlich, dass der Überfluss in Teilen unserer Gesellschaft unseren Planeten bedroht und extreme Ungleichheit verstärkt. Denn Bereicherung auf Kosten anderer und Ausbeutung für den eigenen Vorteil verstärken jede Krise. Wir müssen aus der Wegwerfgesellschaft ausbrechen und uns dafür einsetzen, dass unser Konsum in Zukunft solidarisch, ressourcenschonend und klimafit gestaltet wird.
Corona & Ernährungssicherheit
Gerade in der Krise merken wir, wie wichtig es für uns ist, gut mit Lebensmitteln versorgt zu sein. Dabei haben wir zunächst eine gute Nachricht: Unsere Versorgung mit Lebensmitteln ist in Österreich derzeit noch gesichert. Aufgrund ausbleibender Arbeitskräfte könnte es jedoch in manchen spezifischen Sektoren zu Engpässen kommen, etwa Spargel oder Erdbeeren – die Betonung liegt dabei auf könnte. Im Großen und Ganzen sind wir in Österreich aber noch immer gut in der Lage, uns mit Lebensmitteln zu versorgen.
Viele wirtschaftliche und politische Trends führen uns derzeit genau in die andere Richtung. Weg von einer regionalen, ökologischen Kreislaufwirtschaft hin zu anonymer Massenproduktion für den Weltmarkt: ob katastrophale Handelspakte wie zum Beispiel das EU-MERCOSUR-Abkommen, ein europäisches Agrarfördersystem, das vor allem die größten und intensivsten Betriebe belohnt oder die weiterhin wachsende industrielle Massentierhaltung, die auch in Österreich nur mit hunderttausenden Tonnen von importiertem Gentechnik-Soja funktioniert. Und als wäre das alles nicht genug, bleiben in Österreich jährlich zehntausende Tonnen genießbares und gesundes Obst und Gemüse auf den Feldern liegen, nur weil sie nicht den optischen Ansprüchen des Marktes entsprechen.
Greenpeace kämpft weiter gegen Fehlentwicklungen in der Lebensmittelproduktion an. Wir machen uns für eine biologische Landwirtschaft im Einklang mit Mensch und Natur stark, und dafür, dass wir uns mit Lebensmitteln aus der Region versorgen können.
Corona & Schutz von Meeren, Wäldern & Tieren
Die Biodiversität unseres Planeten ist die Grundlage unseres Lebens. Ein Teil davon sind intakte Ökosysteme, also das Zusammenspiel zwischen einem Lebensraum und seinen tierischen und pflanzlichen Bewohnern. Jeder Bewohner nimmt dabei eine wichtige Rolle ein. Die Vielfalt der Arten innerhalb eines Ökosystems ist darum zentral. Wir Menschen vergessen manchmal, welche Auswirkungen wir auf Biodiversität und Artenvielfalt haben. Die wirtschaftliche Ausbeutung der Natur hat verheerende Konsequenzen. Und mit der Corona-Krise wird uns das bewusster als jemals zuvor.
Coronaviren sind zoonotische Viren. Das bedeutet, dass sie von einem Tier auf einen Menschen übertragen werden. Und diese Krankheiten sind auf dem Vormarsch. Jahrzehntelange Landnutzungsänderungen, Abholzungen sowie der legale und illegale Handel mit Wildtieren führen zu einem alarmierenden Verlust von Lebensräumen und Arten. Diese Zerstörung der Lebensräume erleichtert die Verbreitung von Krankheitserregern. Denn sobald der Mensch in bislang unberührte Regionen vordringt, verringert sich die Barriere zwischen Wildtier und Mensch. Doch genau diese natürlichen Barrieren brauchen wir. Zum einen, damit Tiere Rückzugsmöglichkeiten haben und Arten sich erholen können. Denn rund eine Million Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Aber wir brauchen diese natürlichen Barrieren auch, damit das Risiko, dass Viren vom Wildtier auf den Menschen überspringen, verringert wird.
Dennoch schreitet die Zerstörung von intakten Lebensräumen und Wäldern immer weiter voran. Im Amazonasgebiet müssen intakte Regenwaldflächen Rinderfarmen weichen. In Südostasien werden Wälder für Palmölplantagen zerstört. Und der Soja-Hunger der europäischen, aber auch der österreichischen Massentierhaltung, heizt die Rodungen der Wälder in Übersee weiter an.
Der Schutz von natürlichen Lebensräumen und der Artenvielfalt bleibt somit auch in Zukunft essentiell. Denn am Ende des Tages geht es um die Grundlage unseres Lebens. Daher können wir Ihnen versichern: Greenpeace setzt sich weiterhin mit ganzer Kraft für den Artenschutz, den Schutz der Wälder, aber auch der Meere ein.
Corona & Klimaschutz
Das Coronavirus stoppt in vielen Ländern der Erde den regulären Arbeitsalltag. Fabriken und Produktion liegen still, der Energiebedarf sinkt massiv und dementsprechend werden auch weniger fossile Energieträger verbrannt. Denn weltweit werden immer noch rund 70 % des Stroms aus Kohle, Öl und Gas gewonnen. Der abrupte Stillstand führt zu einem vorübergehenden Rückgang der klimaschädlichen Emissionen.
So werden derzeit in China etwa rund ein Viertel weniger Treibhausgase ausgestoßen. Zusätzlich hat sich vorübergehend die Luftqualität in China verbessert, da die dreckigen Fabriken stillstehen. Auch über unserem Nachbarland Italien zeigt sich der Rückgang der Stickstoffdioxid eindrucksvoll anhand der Satellitenbilder der europäischen Weltraumorganisation. Daher wirkt es auf den ersten Blick so, als ob das Coronavirus einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leistet.
In Wirklichkeit kann jedoch davon ausgegangen werden, dass nach dem Ende der Pandemie die Produktionen wieder auf Hochtouren zu laufen beginnen und umso mehr Treibhausgase in die Luft jagen. Wir brauchen also echte nachhaltige Veränderungen und ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz – und keinen kurzfristigen Abschwung aufgrund zeitlich begrenzter Ereignisse, der noch dazu mit einer gravierenden, weltweiten gesundheitlichen Bedrohung einhergeht.
Um unser Klima zu schützen, müssen wir die Emissionen massiv senken. Aber nicht durch einen erzwungenen Stillstand, sondern durch nachhaltige Änderungen und Investitionen in Klimaschutz – und zwar wohlüberlegt, proaktiv, rasch geplant und sorgsam umgesetzt.
Die Corona-Krise ist ein Wendepunkt in der Frage, wie wir öffentliche Mittel einsetzen. Sie macht klar, dass die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger absolute Priorität hat. Um diese auch in Zukunft zu erhalten, müssen wir deutlich mehr in den Klimaschutz investieren und Österreich so langfristig krisensicher machen. Auch die Konjunkturpakete, die kommen werden, um die Wirtschaft wiederzubeleben, müssen zukunftsfähige Branchen stärken und für nachhaltige Jobs sorgen – etwa bei erneuerbarer Energie, thermischer Gebäudesanierungen oder sauberem Verkehr. Nur so können wir garantieren, dass wir nicht sehenden Auges in die nächste Krise laufen, nämlich die Klimakrise.
Was bedeutet die Corona-Krise für Greenpeace?
Die Krise hat viel verändert. Aber unser Einsatz für die Umwelt geht ohne Unterbrechung weiter. Greenpeace hat sich seit Wochen auf Einschränkungen durch Corona eingestellt. Uns kommt auch zugute, dass wir schon immer weltweit und umweltfreundlich arbeiten, denn unsere internationalen Teams setzen schon lange auf Videokonferenzen, um Reisen zu vermeiden. So waren wir gut vorbereitet und konnten Anfang März geschlossen ins Home Office wechseln, ohne die Arbeit für Meere, Wälder und eine gesunde Zukunft auch nur für eine Minute zu unterbrechen. Das haben wir jahrzehntelanger Erfahrung zu verdanken – und Menschen wie Ihnen, die uns dabei unterstützen.
Denn unser Einsatz ist jetzt entscheidend. Krisen können viel ändern – und genutzt werden.
Deshalb braucht die Welt unsere Stimme für den Umweltschutz jetzt ganz besonders. Wir werden wachsam bleiben, damit Umweltzerstörer die Ablenkung durch Corona nicht nutzen können, um unbemerkt Profit aus der Zerstörung wertvoller Naturräume zu schlagen. Gleichzeitig werden wir gemeinsam mit Ihnen alles tun, um unsere Welt zum Besseren zu verändern. Wir werden jede Gelegenheit nutzen, die sich dafür bietet.
Um unseren Einsatz für die Umwelt fortführen zu können, sind wir – gerade in diesen herausfordernden Zeiten – auf Ihre Unterstützung angewiesen.
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