Das Artensterben: eine der größten Herausforderungen unserer Zeit
Neben der Klimakrise ist das massenhafte Artensterben eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Ob in den Ozeanen, den Urwäldern des Amazonas, Afrikas und Asiens oder direkt bei uns in Österreich: Weltweit sind Tiere und Pflanzen bedroht und täglich verschwinden etwa 150 Tier- und Pflanzenarten.
Das liegt vor allem an der vorherrschenden kapitalistischen Wirtschaftsweise, die furchtbare Auswirkungen auf unsere Böden, Meere und das Klima hat. Nur noch 15 Prozent der globalen Wälder sind intakt, nur drei Prozent der Weltmeere sind ohne menschlichen Einfluss geblieben. Um das Ruder rumzureißen, müssen auf der Weltnaturkonferenz schnell Lösungen gefunden werden.
Die Weltnaturkonferenz in Montreal
Die 15. Weltnaturkonferenz der Vereinten Nationen (COP15) findet vom 7. bis zum 19. Dezember in Montreal (Kanada) statt. Auf der Konferenz werden bindende internationale Ziele und Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt bis 2030 beschlossen. Die COP15 ist die Konferenz der Vertragsstaaten des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD). Vorgänger der neu zu verhandelnden Ziele sind die Aichi-Biodiversitäts-Ziele, die 2010 im japanischen Nagoya beschlossen wurden. Bis heute wurde jedoch keines dieser Ziele erreicht, weil keine Indikatoren und Meilensteine der Ziele festgelegt wurden. Zudem gibt es keinen Kontrollmechanismus oder Sanktionen bei Verstößen.
Das Umweltabkommen verfolgt drei Hauptziele:
- Den Schutz der biologischen Vielfalt.
- Die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen. Das bedeutet, dass etwa Meere, Wälder oder Pflanzen so genutzt werden, dass sie auch noch für künftige Generationen erhalten bleiben.
- Die gerechte Verteilung der Vorteile und Gewinne, die durch die Nutzung der genetischen Ressourcen (z.B. bei der Arznei-Herstellung wie Impfungen) entstehen.

Die Akteur:innen der COP und die Rolle Österreichs
Der Präsident der COP15 (heuer gestellt von China) ist zusammen mit einem einberufenen Bureau für die Rahmengestaltung und Organisation der Konferenz verantwortlich. Das Bureau besteht aus zehn Mitgliedern, die verschiedene Regionen vertreten. Vor der Konferenz haben Regierungsmitglieder der Mitgliedstaaten bereits ihren politischen Willen zum Schutz der Artenvielfalt zum Ausdruck gebracht.
Österreich kommt bei der COP15 eine besondere Rolle zu. Gemeinsam mit Neuseeland vertritt Österreich die Staaten der WEOG (Westeuropa und andere Länder) im Bureau . Österreich wird von Umweltministerin Leonore Gewessler vertreten.
Alarmierende Zustände in Österreich
Die österreichische Biodiversität befindet sich in einer Krise. Dazu zählen verschiedene Tierarten als auch diverse Lebensraumtypen.
Lebensräume
Nur 15 Prozent der Flächen in Österreich stehen als Natura-2000-Gebiete unter Schutz - damit liegt die Zahl unter dem EU-Schnitt von 17,5 Prozent. Auch die Wälder sind gefährdet. Mehr als 75 Prozent befinden sich in einem schlechten bis unzureichenden Zustand. 59 Prozent der Lebensraumtypen in Österreich sind von vollständiger Vernichtung bedroht und stark gefährdet.
Bodenversiegelung
Österreich hat mit 15 Meter Straße pro Kopf das dichteste und längste Straßennetz in Europa. Dies zerschneidet Lebensräume und versiegelt unsere Böden. Alle geplanten umweltschädlichen Infrastrukturprojekte wie Autobahnen und Flughafenausbauten müssen sofort gestoppt werden.
Artenschutz
Die Lebensbedingungen von bereits gefährdeten Tier- und Pflanzenarten verschlechtern sich durch Wetterextreme, Hitze und neu eingewanderte Arten. Dabei sind 39 Prozent aller Tierarten Österreichs gefährdet, wovon jedes zweite Wirbeltier bedroht ist.

Was sind die Ziele der COP?
In einem Entwurf wurde ein möglicher Rahmenvertrag verfasst, in dem folgende Ziele beschrieben werden
- Implementierung in nationale Gesetzgebungen: Definierte Ziele brauchen Vorgaben, wie diese in nationale Biodiversitätsstrategien und Aktionspläne (NBSAPs) münden sollen. Daher fordert Greenpeace, dass die Artenschutzziele innerhalb eines Jahres von den einzelnen Regierungen auf nationale Ziele übersetzt werden.
- Finanzierung von Naturschutz: Regierungen des globalen Norden sind in der Verantwortung Länder des globalen Südens finanzielle bei der Umsetzung von Maßnahmen zu unterstützen. Für einen erfolgreichen Schutz der Artenvielfalt fehlen derzeit geschätzte 700 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Greenpeace fordert die Regierungen auf mindestens 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für die internationale Artenschutzfinanzierung und den Stopp umweltschädlicher Subventionen aufzubringen.
- 30x30 Ziel: Das 30x30 Ziel steht für den Schutz von mindestens 30 Prozent der Landflächen und Meere bis spätestens 2030. Dafür ist ein gerecht verwaltetes, ökologisch repräsentatives Netzwerk von geschützten Gebieten notwendig.
Die wichtigsten Informationen kurz und knapp
Die 5. Weltnaturkonferenz der Vereinten Nationen (COP15) hat am 07.12.2022 begonnen. In den folgenden beiden Wochen werden bindende internationale Ziele und Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt bis 2030 beschlossen. Greenpeace hat Vertreter:innen zur Konferenz entsandt, die sich vor Ort für ambitionierte Ziele einsetzen. Weltweit sind zahlreiche Tierarten vom Aussterben bedroht und ihre Lebensräume gefährdet.