Das Märchen vom “grünen Fracking”
Durch die Energiekrise wurde uns die Abhängigkeit Österreichs von fossilem Erdgas erneut bewusst. Als Alternative zu importiertem Gas wurde in den letzten Monaten unter anderem von der Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer immer mittels Fracking gefördertes Schiefergas aus Niederösterreich genannt. Dabei werden Gefahren & Risiken dieser Abbaumethode bewusst ausgeblendet und oft sogenanntes “grünes Fracking”, “Green Fracking” oder “Bio Fracking” ins Spiel gebracht.
Mit diesen Begriffen wird vorgegaukelt, dass dieses Verfahren eine klima- und umweltfreundliche Alternative ist. Das stimmt jedoch nicht. Kurz zusammengefasst muss man sagen: Es gibt kein ökologisches oder sauberes Fracking!
Was ist Fracking?
Der Begriff “Fracking” stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie “aufbrechen, aufreißen”. Damit wird auch schon gut beschrieben, wie der Prozess zur Gewinnung von Schiefergas abläuft. Denn Schiefergas ist eine spezielle Form von fossilem Gas. Der Unterschied zu gewöhnlichem Erdgas bzw. fossilem Gas ist die Lagerung unter der Erde.
Schiefergas befindet sich in unzähligen kleinen Poren in undurchlässigen Erdschichten (z.B. Schiefer). Um das Gas an die Oberfläche zu befördern, muss dieses Gestein deshalb aufgebrochen und mit Rissen durchzogen werden.
Der Ablauf sieht stark vereinfacht so aus:
- Es wird in die Erdschicht gebohrt, in der das Schiefergas vermutet wird. Danach wird waagerecht in diese Schicht gebohrt.
- Unter sehr hohem Druck wird ein Gemisch aus Wasser, Chemikalien und Sand (das sogenannte Fracking-Fluid) ins Gestein gepumpt. Dieses Gemisch ist ein ökologischer Giftcocktail.
- Dadurch entstehen zahlreiche kleine Risse, die das Gestein aufbrechen und Zugang zu den gashaltigen Poren öffnen.
- Das Wasser wäscht aus der Gesteinsschicht Schwermetalle und radioaktive Stoffe aus und strömt gemeinsam mit dem Gas an die Oberfläche. Das ist der sogenannte Flowback.
Was ist “Green Fracking” oder “Bio Fracking”?
Für das geplante Fracking im Weinviertel wird immer wieder ein Verfahren genannt, das unter dem irreführenden Namen “Green Fracking” oder “Bio Fracking” beworben wird. Damit soll der Eindruck entstehen, dass diese Art der Gasgewinnung umweltfreundlich sei. Ökologisches Fracking gibt es aber nicht.
Hinter dem Schlagwort “Green Fracking” verbirgt sich ein Verfahren, dass bereits vor über 10 Jahren an der Montanuniversität Leoben entwickelt wurde. Beim Verfahren soll lediglich das Fracking-Fluid (also die Flüssigkeit, die in den Boden gepumpt wird) aus “umweltfreundlichen” Stoffen wie Sand, Keramik, Glaskügelchen, Kalk, Zitronensäure und Maisstärke zusammengesetzt werden. Der Rest des Verfahrens bleibt gleich gefährlich für Mensch und Umwelt.
Bisherige Versuche des “Green Fracking” sind gescheitert
Dass das angeblich umweltfreundliche Verfahren funktioniert, ist stark anzuzweifeln. An die Eigenschaften des Fracking-Fluid werden vielfältige Anforderungen gestellt (z.B. Transport von Stützmitteln oder antibakterielle Wirkung), die von den verwendeten “umweltfreundlichen” Stoffen nicht wirklich erfüllt werden können. Bisherige Feldversuche mit dem “Clean-Fracking-Fluid” sind gescheitert: entweder es konnte damit kein Gestein aufgebrochen werden oder es trat kein Gas auf, da Bakterien die Öffnungen verschlossen haben. Seit 2012 wird das Verfahren durch Wirtschaft und Lobbyisten angepriesen. In der Praxis wurde es bisher noch in keinem Land der Welt eingesetzt.
Wie gefährlich ist Fracking?
Fracking hat massive Auswirkungen auf das Klima. Denn im Vergleich zur konventionellen Erdgas-Gewinnung werden beim Fracking große Mengen klimaschädlichen Methans freigesetzt. Methan ist ein 80-fach stärkeres Treibhausgas als CO2 und für rund ein Drittel der weltweiten Erderhitzung verantwortlich. Beim Fracking wird Methan während der Erkundungs- und Erschließungsphase, in der Förderungs- und Verarbeitungsphase und bei der Verarbeitung des Erdgases unkontrolliert freigesetzt. Zudem kann Methan aus beschädigten Bohrlöchern entweichen. Forscher:innen attestieren dem Fracking-Gas daher eine deutlich schlechtere Klimabilanz als Kohle und sehen keine effektive Reduktion der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu anderen fossilen Energieträgern.
Fracking erhöht die Gefahr von Erdbeben
In den letzten Jahren haben eine Reihe von europäischen Ländern Fracking aufgrund der erhöhten Erdbebengefahr, die durch Bohrungen ausgehen, verboten. In England lösten Fracking-Bohrungen 2018 und 2019 Hunderte kleinere Erdbeben aus. Die Messgeräte des Britischen Geologischen Dienstes zeichneten schließlich ein Beben der Stärke 2,9 auf. Es war so heftig, dass die britische Regierung beschloss, Fracking 2019 im gesamten Land einzustellen. In den Niederlanden häuften sich 2019 ebenfalls Erdbeben nach Fracking-Bohrungen. Rund um die Provinzhauptstadt Groningen bebte die Erde fast wöchentlich mehr oder weniger stark, der Boden sank immer weiter ab, Türrahmen verzogen sich, Wände bekamen Risse. Ein Umstand, der nicht länger ignoriert werden konnte: Die Bohrungen wurden von der Regierung gestoppt.
Fracking verbraucht große Mengen an Wasser
Fracking ist mit großem Wassereinsatz verbunden. Das Wasser wird zum Aufbrechen des Speichergesteins benötigt, um künstliche Kanäle für die Förderung des Gases zu schaffen. In sehr kurzen Zeitintervallen müssen dafür enorme Mengen an Wasser eingesetzt werden. Wie viel Wasser für einen Frack-Vorgang benötigt wird, ist abhängig von der Tiefe des Gasvorkommens und den Materialeigenschaften des Speichergesteins. Das Vorkommen in Niederösterreich liegt besonders tief und Schiefergestein benötigt besonders große Mengen an Wasser. Pro Bohrung werden dabei 10 - 12 Millionen Liter Wasser eingesetzt. Das Weinviertel ist jetzt bereits eine der trockensten Gegenden Österreichs. Die für das Fracking benötigte Wassermenge würde die Landwirtschaft – und insbesondere den Weinbau – extrem belasten.
Fracking ist eine Gefahr für Grund- und Trinkwasser
Bei den vier bis sieben Kilometer tiefen Fracking-Bohrungen werden auch grundwasserführende Schichten durchstoßen. Die Grundwasservorkommen im Weinviertel dienen als Trinkwasserquelle und für landwirtschaftliche Bewässerung. Neben der jetzt schon hohen Belastung der Wasserquellen durch den hohen Wasserverbrauch besteht für das Grundwasser eine Reihe von weiteren Risiken. Beim Fracking kommt eine Vielzahl von Chemikalien zum Einsatz, die zum Teil als für Mensch und Umwelt gefährliche Stoffe eingestuft werden. Die Menge der eingesetzten Chemikalien variiert stark und kann zwischen wenigen Kilogramm bis zu mehreren Tonnen betragen. Mit dem geförderten Gas gelangt auch ein Teil des Frack-Fluids und Lagerstättenwassers, das bereits vor dem Fracking im Gestein vorhanden ist, über das Bohrloch zurück an die Oberfläche. Diese Flüssigkeit kann neben gelösten Salzen auch Reste von Kohlenwasserstoffen (z.B. Benzol) und Elemente wie Quecksilber, Arsen oder natürliche radioaktive Elemente (Radium 226 und 228) enthalten. Aufgrund der gefährlichen Inhaltstoffe muss diese Art von Wasser laut dem deutschen Umweltbundesamt als wassergefährdend eingeschätzt werden.
Fracking ist wirtschaftlich unrentabel und teuer
Fracking-Gasförderung in über 4000 Meter Tiefe ist wirtschaftlich unrentabel. Bereits 2012 wurde die Gasförderung mittels Fracking von mehreren Seiten u.a. auch der OMV als zu teuer bewertet. Die hohe Bohrtiefe treibt den Preis und die Risiken in die Höhe. Insgesamt sehen Expert:innen Fracking in Europa als unwirtschaftlich an. Generell komme eine Schiefergas-Förderung durch Fracking rund vier- bis fünfmal teurer als konventionelle Erdgasförderung. Hinzu kommt, dass die Kosten für Umwelt und Gesundheit durch unkonventionelle Gasförderung schwer einzuschätzen sind.
Gibt es eine Alternative zu Fracking-Gas?
Ein häufiges Argument für Fracking-Gas aus Niederösterreich ist, dass dieses besser und klimafreundlicher sei, als aus den USA importiertes Gas oder Flüssiggas (LNG) aus anderen Teilen der Welt. Das ist theoretisch richtig, blendet aber die Tatsache aus, dass wir in den nächsten Jahren unseren Gasverbrauch drastisch reduzieren müssen. Laut Schätzungen der OMV würde es Jahre dauern, bis in Niederösterreich Fracking-Gas gefördert werden könnte. Aus diesem Grund ist Schiefergas keine Lösung für die aktuelle Energiekrise.
Zusätzlich stellt Fracking eine massive Konkurrenz für erneuerbare Energieformen dar. So etwa sind Felder, die mit Fracking-Methoden bearbeitet wurden, nicht mehr für zukünftige umweltfreundlichere Geothermie-Projekte nutzbar. Zu groß wäre das Risiko, Erdbeben durch die Penetration von Gasblasen, die durch Fracking erzeugt wurden, auszulösen.
Anstatt jetzt viel Geld und Energie in Fracking zu investieren, müssen erneuerbare Energien wie Wind, Solar, Wasserkraft und Geothermie massig und schnell ausgebaut werden.
Für ein Fracking-Verbot in Österreich!
Fracking ist keine Lösung gegen die Energiekrise! Es würde viele Jahre dauern, bis die ersten Bohrplätze einsatzbereit wären und Einfluss auf die Energiepreise hätten. Für die Umwelt wäre Fracking aber von Beginn an eine Katastrophe. Es drohen verseuchtes Trinkwasser, Wasserknappheit und Erdbeben. Bitte unterzeichnen Sie für ein Fracking-Verbot in Österreich!
Petition unterzeichnen