Gemeinsam sind wir stärker als er es jemals sein kann
Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten hat nicht nur in den USA UmweltschützerInnen erschüttert. Die Geschäftsführerin von Greenpeace USA, Annie Leonard, über Herausforderungen und Perspektiven.
Wie hat Greenpeace in den USA auf die Wahl von Trump reagiert?
Annie Leonard: Seine Wahl ist verheerend. Aber ich verspreche: Greenpeace bleibt in Aktion. Wir sind mehr denn je entschlossen, für die Umwelt und die Zukunft unseres Planeten zu kämpfen. Zusammen werden wir das durchstehen.
Was sind die größten Herausforderungen?
Trump leugnet den Klimawandel. Unkontrolliert konnte er den Plan zum Ausbau erneuerbarer Energien stoppen, die Umweltschutzbehörde abschaffen und uns aus dem Pariser Klimaschutzabkommen herausziehen.
Aber interessieren sich die US-AmerikanerInnen überhaupt für Themen wie Klimaschutz?
Die meisten US-AmerikanerInnen wollen nicht nur den Klimawandel bekämpfen, sondern auch den Einfluss großer Konzerne auf unsere Demokratie stoppen. Die Menschen wollen einen Wechsel zu einer sauberen Energiewirtschaft. Dieser Präsident wird nie wissen, wie es sich anfühlt, sich Sorgen um die Wasserqualität zu machen oder darum, ob sein Haus den nächsten Supersturm überleben wird. Aber die US-AmerikanerInnen kennen diese Krisen. Jetzt liegt an jedem einzelnen, dass wir uns gegenseitig schützen.
Was sind für euch die wichtigsten Aufgaben in den nächsten Jahren?
Wir werden die gewählten PolitikerInnen zur Verantwortung ziehen, die Klimaauswirkungen der Öl- und Gasindustrie aufdecken und eine Gegenbewegung aufbauen, die so durchsetzungskräftig wie nie zuvor.
Wie wird das gelingen?
Greenpeace ist eine globale Bewegung. Mut, Aktionen und Optimismus verbinden uns. Wenn wir weltweit zusammenarbeiten, können wir den Umstieg auf erneuerbare Energien schaffen – selbst mit einem Mann im Weißen Haus, der sich dem Fortschritt für die Menschheit aktiv entgegensetzt. Gemeinsam sind wir stärker als er es jemals sein kann.
Wie werden Menschen zu AktivistInnen?
Ich habe die Menschen erlebt, deren Engagement sich in nur vier Tagen vom Unterzeichnen einer Petition über das Konfrontieren eines Politikers bis zu einer monatlichen Spende für Greenpeace entwickelt hat. Das ist ein echter Einsatz – und er funktioniert, weil die Leute wissen, dass sie einen Unterschied machen. Wenn wir Freiwillige bitten, bei Greenpeace-Aktionen mitzumachen, wissen sie, dass sie Teil einer starken, vernetzten Bewegung werden.
Es steht nicht nur die Umwelt auf dem Spiel, oder?
Greenpeace baut ein starkes Widerstandsnetzwerk auf. Wir haben eine „United Resistance“-Kampagne mit mehr als 50 Organisationen ins Leben gerufen – und werden alles, was Trump am meisten bedroht, verteidigen: Bürgerrechte, Frauenrechte, Immigranten, soziale Gleichheit, öffentliche Gesundheit und Sicherheit, Meinungsfreiheit, Zugang zu Information und nicht zuletzt Maßnahmen zum Klimaschutz.
Das Interview mit Annie Leonard ist zuerst im aktuellen ACT, dem Magazin von Greenpeace in Österreich, erschienen.