Bundesländer-Ranking zu Glyphosat Einsatz: Jede dritte Gemeinde verbannt das Pflanzengift
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat ein Bundesländer-Ranking zum Glyphosat-Einsatz in österreichischen Gemeinden veröffentlicht. Niederösterreich ist mit 61% an glyphosatfreien Gemeinden Vorreiter, gefolgt von Kärnten und Vorarlberg. Aufholbedarf besteht vor allem in Tirol und in der Steiermark, dort verwendet die große Mehrheit der Gemeinden den umwelt- und gesundheitsschädlichen Unkrautvernichter.
Greenpeace stellt erhebliche Unterschiede im Umgang mit dem umstrittenen Pflanzengift Glyphosat in Österreichs Bundesländern fest: Während in Niederösterreich 61 Prozent aller Gemeinden ihre Spielplätze, Parks und Straßen ganz ohne Glyphosat pflegen, sind es in Tirol bisher nur 14 Prozent. Im österreichweiten Durchschnitt verzichtet jede dritte Gemeinde freiwillig auf das giftige Herbizid. Um sowohl die Bevölkerung als auch die Umwelt zu schützen, fordert Greenpeace von den verbleibenden Gemeinden ebenfalls Verantwortung zu übernehmen und schnellstmöglich Alternativen zu Glyphosat in Anspruch zu nehmen. Außerdem sieht Greenpeace Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger in der Pflicht, endlich einen Plan für einen österreichweiten Glyphosat-Ausstieg vorzulegen.
Österreichweit das meistgenutzte Herbizid
In Österreich ist Glyphosat trotz ernstzunehmender Folgen für Mensch und Natur das am häufigsten eingesetzte Pflanzengift. Als Wirkstoff ist es in vielen verschiedenen Unkrautvernichtern enthalten, z.B. in „RoundUp“ von Monsanto oder in „Keeper Unkrautfrei“ von Bayer. Das Herbizid findet neben der Land- und Forstwirtschaft auch in privaten Gärten oder im öffentlichen Raum Verwendung. Somit sind AnwenderInnen von Glyphosat, wie beispielsweise GemeindemitarbeiterInnen, einem besonders hohen Risiko ausgesetzt. Erfreulicherweise hat sich der Kreis der glyphosatfreien Gemeinden in den letzten zwei Jahren aber mehr als verdoppelt. „Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von 701 österreichischen Gemeinden zeigen, wie verantwortungsvolle Politik aussieht und haben Glyphosat von ihren Spielplätzen, Parks und Straßen verbannt. Doch noch immer setzen viele andere Gemeinden auf das wahrscheinlich krebserregende Pflanzengift und gefährden damit die Gesundheit der Bevölkerung“, sagt Sebastian Theissing-Matei, Glyphosat-Experte bei Greenpeace in Österreich. Erfreulich sei auch, dass viele der glyphosatfreien Gemeinden nicht einfach auf ein anderes Pflanzengift umgestiegen seien, sondern stattdessen auf chemikalienfreie Methoden. „Viele dieser Gemeinden entfernen unerwünschten Bewuchs jetzt mechanisch oder etwa mit modernen Heißdampfverfahren, bei denen die Pflanzen giftfrei mit Hitze bekämpft werden“, erklärt Theissing-Matei.
Die gesundheitliche Risiken sind hoch
Glyphosat wird mit einer Reihe schädlicher Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt in Verbindung gebracht. Das Pflanzenschutzmittel ist laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IACR) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beim Menschen als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Zusätzlich bestätigt die IACR Hinweise auf die Genotoxidität des Wirkstoffs, also die Erbgutschädigung, sowohl bei Menschen und Tieren als auch bei Pflanzen.
Aber nicht nur der Mensch leidet unter dem Einsatz von Glyphosat. Das Pflanzengift schädigt Böden, und Gewässer - und damit Lebensräume von Tier- und Pflanzenarten. Das Gift wird so zum dauerhaften Risikofaktor für das Gleichgewicht von Ökosystemen und gefährdet die Biodiversität in großem Ausmaß.
Greenpeace fordert verantwortungsvolles Handeln von der Politik
Obwohl die Risiken von Glyphosat für das Wohl von Mensch, Tier und Umwelt massiv sind, ist das Pflanzengift derzeit EU-weit bis 2022 zugelassen. Bereits Ende 2017 kündigte Kanzler Sebastian Kurz zwar medienwirksam einen österreichischen Glyphosat-Ausstieg an - geschehen ist seither jedoch nichts. Zusätzlich hätte auch eine von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie zum österreichweiten Ausstieg aus Glyphosat bis zum 31. März 2019 vorliegen sollen. Diese ist bisher noch nicht erschienen. „Der Auftrag an die Politik ist jetzt eindeutig: Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger muss endlich einen Glyphosat-Ausstieg für ganz Österreich auf den Weg bringen. Bis es soweit ist, dürfen sich aber auch die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister nicht aus der Verantwortung stehlen. Sie müssen den Einsatz des Risiko-Produkts Glyphosat im öffentlichen Raum sofort beenden“, fordert Theissing-Matei.