Klimatickets in Europa: Österreich auf Platz 3
Millionen von Menschen sind auf öffentliche Verkehrsmittel wie Züge, Busse und Straßenbahnen angewiesen. Günstige und leistbare Tickets sind – besonders in Zeiten von steigenden Lebenshaltungskosten – wichtig, damit so viele Menschen wie möglich Zugang Öffies haben. Wir haben deshalb die Klimatickets und Leistbarkeit des öffentlichen Verkehrs in 30 europäischen Ländern und ihren Hauptstädten analysiert.
Österreich auf dem Stockerl
Mit dem 2021 eingeführten Klimaticket ist Österreich eine Vorreiterin für leistbare öffentliche Verkehrsmittel. Nur Luxemburg und Malta liegen im Ländervergleich noch vor Österreich – hier sind öffentliche Verkehrsmittel gratis. Der Preis für das Ticket beträgt unter drei Euro pro Tag und es gilt für alle öffentlichen Verkehrsmittel (mit Ausnahme touristischer Angebote). Ebenso gibt es günstige Bundesländertickets, die Preise liegen hier zwischen einem und 1,50 Euro pro Tag.
Abzüge im Ranking bekommt Österreich aufgrund der Leistbarkeit und der nur wenigen möglichen Ermäßigungen. Zwar ist das Klimaticket verhältnismäßig günstig, auch die 2022 eingeführte längere Gültigkeit von zwölf auf 13 Monate bei gleichem Preis hat zu einer weiteren Vergünstigung geführt. Dennoch gibt es noch nicht ausreichende Ermäßigungen und somit ist das Klimaticket noch nicht für alle erschwinglich. Lobenswert ist, dass ältere Menschen, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen eine Ermäßigung von 25 Prozent erhalten. Es gibt jedoch keine Ermäßigung für armutsbetroffene oder einkommensschwache Menschen.
Die Top 10 in Europa
Von den 30 untersuchten Ländern haben nur drei Länder relativ leistbare Tickets eingeführt, die im ganzen Land genutzt werden können: Österreich, Deutschland und Ungarn. Malta und Luxemburg sind die einzigen, die Öffis gratis anbieten. Nur sieben der untersuchten Länder bieten ein einfaches Fahrkartensystem an: Österreich, Deutschland, Zypern, Ungarn, die Schweiz, Belgien und die Niederlande verkaufen Fahrkarten, die mindestens einen Monat lang für alle oder die meisten Verkehrsmittel im Land gültig sind. In Belgien und den Niederlanden beträgt der Preis mehr als sieben Euro pro Tag und gilt daher als nicht erschwinglich für die breite Öffentlichkeit.
- Luxemburg
- Malta
- Österreich
- Deutschland
- Zypern
- Spanien
- Schweiz
- Ungarn
- Niederlande
- Estland
Wien auf Platz 8 der europäischen Hauptstädte
Österreichs Hauptstadt Wien erreicht 88,57 von 100 Punkten im Städteranking und liegt damit auf Platz 8. Bereits 2012 führte Wien auf Initiative der damaligen Stadtregierung das "365-Euro-Ticket" ein. Dieses erschwingliche Langzeitangebot trug dazu bei, dass Wien den Autoverkehr reduzieren konnte. Heute gibt es in Wien mehr Jahreskartenbesitzer:innen als Autobesitzer:innen. Ermäßigungen gibt es für Senior:innen, Studierende, Menschen mit geringem Einkommen sowie für Gehörlose und Menschen mit Sehbehinderung. Das Fehlen einer allgemeinen Ermäßigung für Menschen mit Behinderungen hat Wien in der Rangliste um drei Plätze nach unten gebracht.
Die Greenpeace-Vision: Klimaticket für alle
Greenpeace hält die Einführung von nationalen Klimatickets für einen wichtigen erstenSchritt, wie es in Österreich bereits umgesetzt wurde. Letztlich sollte es aber ein bezahlbares Klimaticket geben, das für alle EU-Länder und alle öffentlichen Verkehrsmittel gilt. Folgende Kriterien sind dabei zentral und sollten in ganz Europa erfüllt werden:
- Einfach: Klimatickets müssen einfach sein – ein Ticket für alle Verkehrsmittel.
- Weitreichend: Klimatickets – die zunächst auf nationaler Ebene eingeführt werden – sollten für ein großes Gebiet gelten, etwa für ein Land oder zumindest für größere Regionen. Sie sollten den Menschen nicht nur den Weg zur Arbeit erleichtern, sondern auch den Zugang zu Familie, Freunden und der Natur ermöglichen. Sie sollten auch für grenzüberschreitende öffentliche Verkehrsmittel gelten, um zumindest benachbarte Städte und Regionen miteinander zu verbinden. Bestimmungen wie diese decken in erster Linie die Bedürfnisse von Grenzpendler:innen ab, unterstützen aber auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in allen Bereichen.
- Multimodal: Klimatickets müssen für alle öffentlichen Verkehrsmittel gelten: Nah-, Regional- und Interregio-Züge; Stadt-, Nah-, Regional- und Fernbusse (Linien- und Bedarfsverkehr); U-Bahnen und Straßenbahnen; Wasserbusse und Fähren für den Linienverkehr. Zudem muss es ein Angebot für die sogenannte letzte Meile (den Weg von der Haltestelle bis zur Haustür) geben, damit auch mobilitätseingeschränkte Menschen den öffentlichen Nahverkehr uneingeschränkt nutzen können.
- Verlässlich: Klimatickets müssen von Dauer sein und keine zeitlich begrenzten "Projekte". Nur mit langfristiger Planungssicherheit kann der Umstieg vom Auto gelingen.
- Langfristig: Das Klimaticket ist in der Regel ein Ticket, das für einen längeren Zeitraum, meist ein Jahr oder einen Monat, gültig ist. Idealerweise sollten beide Optionen zur Verfügung stehen, um auch die Nutzung durch temporäre Bewohner:innen und Tourist:innen zu ermöglichen.
- Verfügbar für alle: Klimatickets müssen für alle Menschen in Europa, auch für Nicht-EU-Bürger:innen und Tourist:innen, ohne Einschränkungen verfügbar sein. Beschränkungen aufgrund der Staatsangehörigkeit oder andere diskriminierende Zugangsbeschränkungen würden der Idee eines vereinten und weltoffenen Europas widersprechen.
- Leistbar für alle: Die Kosten sollten für alle erschwinglich sein. Der Preis sollte sich nach dem Einkommen und dem BIP/PLI (Preisniveauindex) eines Landes richten.
- Fair und integrativ: Menschen mit besonderen Bedürfnissen und sozial benachteiligte Menschen sollten Ermäßigungen auf Klimatickets oder freien Zugang zu diesen erhalten. Dazu gehören einkommensschwache Haushalte, Arbeitslose, Rentner:innen, Kinder, Studierende und Jugendliche bis 26 Jahre, Menschen mit Behinderungen und deren Betreuer:innen, Asylbewerber:innen, Geflüchtete usw. Für Menschen, die sich kein Smartphone leisten können oder nicht in der Lage sind, ein solches zu bedienen, sollten herkömmliche Tickets zur Verfügung stehen.