Lebensmittel-Gütezeichen: Tops & Flops
Von A wie AMA-Gütesiegel bis Z wie Zurück zum Ursprung: Die vielen Symbole auf den Etiketten im Supermarkt können ganz schön verwirrend sein. Diese Produkte sind angeblich besonders ökologisch, nachhaltig oder tierfreundlich. Klingt gut, aber halten sie auch, was sie versprechen? Um das herauszufinden, haben wir unseren beliebten Gütezeichen-Guide aktualisiert und die Labels auf heimischen Lebensmitteln wieder genau für euch unter die Lupe genommen.
Die drei wichtigsten Tops und Flops aus dem brandneuen Guide gibt’s hier kompakt im Überblick!

Top: Prüf Nach!
Das Bio-Zeichen „Prüf Nach!“ wird von der Werner Lampert Beratungs GmbH vergeben und ist auf allen „Zurück zum Ursprung“-Produkten von Hofer zu finden. Das Zeichen basiert auf der EU-Bio-Verordnung und geht in vielen Punkten weit über die gesetzlichen Standards hinaus.
Unser Fazit: Top! In Sachen Transparenz, Regionalität und Tierschutz erfüllt das Zeichen derzeit die höchsten Standards im Bio-Bereich.

Flop: AMA-Gütesiegel
Das rot-weiß-rote AMA-Gütesiegel ist das bekannteste Gütezeichen Österreichs. Es wird von der Agrarmarkt Austria vergeben und dient in erster Linie als Herkunftsgarantie. Leider lassen die Tierschutzstandards zu wünschen übrig und AMA-zertifizierte Betriebe stehen immer wieder im Mittelpunkt von Skandalen. Auch der Import von gentechnisch veränderten Futtermitteln aus Übersee für Schweine und Rinder bleibt erlaubt. Es mangelt also an strengen Standards und ausreichenden Kontrollen.
Unser Fazit: Flop! Vom bekanntesten Gütezeichen Österreichs kann man sich mehr erwarten.
Das ebenfalls von der Agrarmarkt Austria (AMA) vergebene AMA-Biosiegel ist hingegen sehr vertrauenswürdig und geht über die gesetzlichen Bio-Standards hinaus. Da biologische Lebensmittel in der gesamten EU gesetzlich geregelt sind, hohe Kriterien erfüllen und strengen Kontrollen unterliegen, stuft Greenpeace Bio-Produkte generell als vertrauenswürdig ein.

Top: Tierwohl kontrolliert
Apropos Tierschutz: Hier überzeugen die 2- und 3-Hakerl-Labels von „Tierwohl kontrolliert“ mit besonders hohen Standards. Die Labels stammen vom Verein „Gesellschaft !Zukunft Tierwohl!“ und setzen weitreichende Verbesserungen in der Tierhaltung um, die sogar deutlich über die Bio-Verordnung hinausgehen. Die jährlichen Kontrollen sind streng und transparent und betreffen sowohl die landwirtschaftlichen Betriebe als auch die Verarbeitungsbetriebe.
Unser Fazit: Top! Das Label zählt zu den empfehlenswertesten Tierschutz-Zeichen in Österreich.

Flop: ASC und MSC
Vom Land ins Wasser: Jetzt geht es um Fisch. Und zwar um die Gütezeichen von ASC (Aquaculture Stewardship Council) und MSC (Marine Stewardship Council). Während ASC auf Aquakulturen und MSC auf Meeresfischerei abzielen, haben beide das gleiche Problem: Es gibt kein glaubwürdiges Gütezeichen im Wildfisch- oder Aquakultur-Bereich! Denn die Meere sind längst überfischt und keines der beiden Siegel schützt Wildfischbestände ausreichend.
Unser Fazit: Flop! Die beiden Gütezeichen hängen der räuberischen Fischerei ein grünes Mäntelchen um.
ACHTUNG Greenwashing: ASC und MSC sind weit verbreitet und gelten als Verkaufsförderer für Fischprodukte, weil sie angeblich für nachhaltige Fischerei stehen. Die einzige wirklich nachhaltige Konsumentscheidung ist jedoch, auf den Kauf von Meeresfischen zu verzichten.

Top: FAIRTRADE
Natürlich darf auch das weltweit bekannteste Sozialsiegel nicht auf unserer Liste fehlen: FAIRTRADE. Es fördert die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen im Globalen Süden und setzt sich gezielt für kleinbäuerliche Strukturen ein. Gleichzeitig verbietet es Kinderarbeit, einige gefährliche Substanzen und gentechnisch verändertes Saatgut. Gewisse Pestizide sind jedoch weiterhin erlaubt und beim sogenannten Mengenausgleich von FAIRTRADE wird zertifizierte Ware teilweise mit konventionellen Erzeugnissen vermischt.
Unser Fazit: Top! FAIRTRADE ist zwar nicht perfekt, aber eine klare Empfehlung, was soziale Kriterien betrifft – und in Kombination mit einem Bio-Siegel auch eine ökologisch vertrauenswürdige Kennzeichnung.

Flop: RSPO
Wir bleiben international und schauen auf das Gütezeichen von RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil). Getragen wird es von Produzent:innen, Handel, Banken, Investor:innen und einigen NGOs. Ziel ist die nachhaltige Produktion und Nutzung von Palmöl. Obwohl die Umwelt- und Sozialstandards auf dem Papier vergleichsweise streng erscheinen, weist die Umsetzung gravierende Mängel auf. Gefährliche Pestizide bleiben erlaubt, und trotz RSPO-Zertifizierung kommt es weiterhin zur Zerstörung von Wäldern und Menschenrechtsverletzungen, darunter auch Kinder- und Zwangsarbeit.
Unser Fazit: Flop! Die Kriterien zum Schutz der Regenwälder und Menschenrechte sind zu schwach und werden oft nicht eingehalten.
ACHTUNG Greenwashing: Viele Lebensmittel tragen zwar nicht das RSPO-Logo, aber einen Hinweis wie „aus zertifiziertem Palmöl“ oder „aus nachhaltigem Palmöl“, wobei es sich dann oft um RSPO-zertifiziertes Palmöl handelt. Aus ökologischer Sicht ist der Begriff „nachhaltig“ in diesem Zusammenhang jedoch irreführend. Greenpeace stuft das als Greenwashing ein, weil Nachhaltigkeit in der Palmölproduktion bisher durch kein Siegel garantiert werden kann.
Mehr Transparenz durch EU-Richtlinie?
Unser neuer, aktualisierter Gütezeichen-Guide bewertet die Glaubwürdigkeit von 42 gängigen Siegeln und hilft Ihnen so dabei, die Zeichen-Tricks der Unternehmen zu durchschauen. Die Verantwortung darf aber nicht allein bei den Konsument:innen liegen – es braucht schärfere Gesetze!
Bisher war es erlaubt, allgemeine Umweltaussagen wie „grün“ oder „öko“ ohne Nachweis zu Werbezwecken auf Produkte zu drucken. Damit soll nun Schluss sein. Die momentan noch in Verhandlungen befindliche „Green Claims“-EU-Richtlinie soll irreführende Umweltversprechen verhindern und Verbraucher:innen vor genau solchen übertriebenen „grünen“ Aussagen schützen. Einige davon sollen dann nur noch erlaubt sein, wenn sie strengen Kriterien entsprechen, andere werden ganz verboten. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, wird aber nicht ausreichen, um Greenwashing komplett zu verhindern.