MSC mit großen Lücken
Ob Lachs, Forelle oder Pangasius – in Österreich wird pro Person bis zu acht Kilogramm Fisch gegessen. Welcher davon im Einkaufswagen landet, entscheidet oft das Gütezeichen am Produkt. Zu den bekanntesten Zeichen im Fischbereich gehört MSC. Das blaue Meeresfisch-Label wurde 1997 gegründet um den Fischfang auf hoher See zu regulieren und den Beifang zu reduzieren. In puncto Nachhaltigkeit gibt es jedoch viele Lücken. Welche das sind, erfährst du hier:
- Das MSC-Zertifikat wird oft viel zu früh vergeben: Die Standards von MSC ermöglichen beispielsweise Fischereien, die bisher nur einen Aktionsplan für Verbesserungen vorgelegt haben, ihre Produkte mit dem verkaufsfördernden Siegel auszuzeichnen.
- Mit der Zertifizierung werden externe Gutachter beauftragt. Das Problem dabei: Diese Agenturen werden von den Fischereien bezahlt, die zertifiziert werden wollen.
- Fischereien, die beispielsweise Grundschleppnetze einsetzen, können MSC-zertifiziert werden. Bei dieser Fangmethode wird der Meeresboden brutal durchwühlt. Dabei können auch ganze Ökosysteme, darunter Korallenriffe, vernichtet werden.
- Es wird – entgegen den MSC-eigenen Prinzipien – sehr wohl Fisch aus überfischten Beständen zertifiziert. Immer wieder wurde nachgewiesen, dass in den Supermarktregalen Fische aus Gebieten angeboten wurden, die erwiesenermaßen die biologischen Bestandsgrenzen unterschritten hatten. Der MSC argumentiert, dass das Zeichen für Fisch aus bereits überfischten Beständen vergeben werden kann, wenn ein Erholungsprogramm für den betreffenden Fischbestand existiert. Das hat aber sehr wenig mit dem Vorsorgeprinzip zu tun: Überfische Fanggebiete sollten komplett in Ruhe gelassen werden, bis der Bestand der Fische sich erholt hat. Weiterzufischen und gleichzeitig zu planen, in der Zukunft den Beständen Erholungsphasen zu garantieren, hat nicht viel mit echter Nachhaltigkeit zu tun.
- Eine hohe Beifangrate ist kein Ausschlussgrund für MSC. Beispielsweise gibt es zertifizierte Fischereien, die jährlich für einen Beifang von rund 100.000 Haien und 1.400 Meeresschildkröten verantwortlich sind. Aber nicht nur die Menge an Beifang ist ein Problem, auch stark gefährdete Arten verenden in den Netzen der Fischereien: Erst kürzlich sind 17 Atlantische Nordkaper Wale durch Stellnetze von zertifizierten Fischereien ums Leben gekommen. Von den Meeressäugern gibt es geschätzt nur mehr 300 Exemplare.
Quo vadis MSC?
Ein weiterer wichtiger Punkt soll noch dieses Jahr ausgeräumt werden: Das MSC-Konsortium hat nun angekündigt, dass Fischerei-Boote ab August 2018 nicht mehr gleichzeitig nach MSC-Standards und konventionell fischen dürfen.
Das ist jedoch noch nicht ausreichend. Die MSC-Standards sind weiterhin viel zu lasch. Um die Meere nachhaltig zu schützen, raten wir daher auf Meeresfisch zu verzichten. Wenn man den Fisch nicht gänzlich vom Speiseplan streichen will, ist es besser hier auf heimische Arten aus Österreich zurückzugreifen.