Österreich hat gezählt: Das sind die Ergebnisse des Plastik-Checks!
Plastik findet sich in jeder unserer Alltagssituationen wieder. Wir kommen tagtäglich mehrfach damit in Berührung: die Zahnbürste am Morgen, die Trinkflasche für unterwegs, in der Alltagskleidung, als Verpackungsmaterial bei Lebensmitteln und Konsumgütern, in Möbeln und jeglichen elektronischen Geräten wie der Computermaus und der Tastatur.
Seit Beginn der Produktion von Plastik wurden weltweit mehr als 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff produziert – für jeden lebenden Menschen auf der Erde bereits mehr als eine Tonne Plastik. Von dieser gewaltigen Menge verbleiben 75 Prozent als Müll und liegen in Meeren, Flüssen, Seen und Deponien.
Um Lösungsvorschläge für das Plastikproblem zu liefern, hat Greenpeace im Oktober 2024 den großen Plastik-Check ins Leben gerufen. In einer Mitmach-Aktion haben wir gemeinsam mit rund 12.000 Menschen aus über 3.800 Haushalten erfasst, welche Arten von Plastikverpackungsmüll in den heimischen Mistkübeln landen – erstmals, denn bisher fehlten detaillierte Daten dazu, welche Arten von Plastik tatsächlich in den Haushalten entsorgt werden.
3.844 Haushalte
haben am Plastik-Check teilgenommen.
12.000 Menschen
haben eine Woche lang ihren Plastikmüll gezählt.
191.322 Stück
Plastikmüll wurden in sieben Tagen weggeworfen.
Die Ergebnisse des Plastik-Checks im Überblick
- Beim Greenpeace Plastik-Check haben mehr als 3.800 Haushalte mit knapp 12.000 Bewohner:innen mitgemacht.
- Dabei wurden in nur einer Woche 191.322 Stücke Plastikverpackungsmüll gezählt.
- Pro Haushalt fallen im Schnitt jede Woche 50 Stück Plastikverpackungsmüll an. Auf das Jahr hochgerechnet sind das 2.595 Stück Plastikmüll pro Haushalt.
Zwei Drittel des gezählten Plastikmülls kommen aus dem Lebensmittelbereich. 17 Prozent konnten dem Reinigungs- und Hygienebereich zugeordnet werden und der Rest mit 19 Prozent ist sonstiger Plastikmüll (wie z. B. Styropor, Hartplastik oder Cellophan).
- Der meistgezählte Gegenstand waren Säckchen (Süßigkeiten, Chips, Snacks, Nudeln, Reis, Cerealien, Tierfutter, Tiefkühlwaren) mit 35.222 Stück.
- Knapp dahinter folgen Behälter, Becher, Tassen und Schalen (Wurst und Käse, Obst, Aufstriche, Joghurt, Fertiggerichte …) mit 31.097 Stück.
- Auf Platz drei landeten Folien (Frischhaltefolien, Abziehfolien, Schutzfolien bei Obst, Gemüse, Gebäck …) mit 30.699 Stück.
- Allein die drei Lebensmittel-Kategorien „Folien“; „Behälter, Becher, Tassen, Schalen“ und „Säckchen“ machten gemeinsam ziemlich exakt 50 Prozent der insgesamt gezählten Plastikverpackungen aus.
- 10,7 Milliarden Stück Plastikverpackungen entsorgen Österreichs Haushalte pro Jahr. Diese Schätzung folgt aus der Extrapolation der Ergebnisse des Plastik-Checks.
- 82 Prozent des Plastikverpackungsmülls der Haushalte landen in der Verbrennung, entweder als Brennstoff in den Öfen der Industrie oder direkt in den Müllverbrennungsanlagen.
- Der Recyclinganteil ist mit 17 Prozent sehr niedrig.
- Der Rest (ein Prozent) landet auf Deponien.
Die Plastikrise: ein weltweites Problem
Weil es überall ist, dringt es in Form von Mikro- und Nano-Plastikteilchen auch in unsere Körper vor: Woche für Woche essen wir im Durschnitt die Plastikmenge von rund einer Kreditkarte. In den letzten Jahren wurde Mikro- und Nanoplastik im menschlichen Körper im Blutsystem, Stuhl, der Hirnschranke und sogar in Hoden nachgewiesen. Es nistet sich in unseren Zellen ein, macht uns anfälliger für Krankheiten und erhöht das Risiko für Krebs, Schlaganfälle und Herzinfarkte.
Noch drastischer sind die Folgen für Klima und Umwelt. Seit Beginn der Produktion von Plastik wurden weltweit mehr als 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff produziert – für jeden lebenden Menschen auf der Erde bereits mehr als eine Tonne Plastik. Von dieser gewaltigen Menge verbleiben 75 Prozent (6,3 Milliarden Tonnen, 750 Kilogramm Plastik für jeden Menschen) als Müll und liegen in Meeren, Flüssen, Seen und Deponien. Das treibt auch die Klimakrise voran: Wenn Plastik in Meeren, Deponien und der Natur abgelagert ist und es von Sonnenlicht bestrahlt wird, entsteht unter anderem das Treibhausgas Methan, das 84-mal klimaschädlicher als CO2 und damit ein absoluter Klimakiller ist. Und dabei sind noch nicht einmal die klimaschädliche Produktion des Plastiks aus Erdöl und die vielen Emissionen, die durch die Verbrennung von Plastik frei werden, mitbetrachtet.
Ist Recycling die Antwort auf die Plastikkrise?
Da Deponierung und Verbrennung so schwerwiegende Nachteile haben, könnte man meinen, dass eine Erhöhung der Recyclingquoten die Lösung sei. Leider ist das nicht der Fall. Recycling ist sicherlich ein wichtiger Bestandteil der Plastikentsorgung, aber es gibt unüberwindbare Hindernisse dafür, dass es die größte oder einzige Lösung sein kann.
Denn erstens werden einige Arten von Plastik überhaupt nicht recycelt. Zweitens werden viele Plastikprodukte so produziert, dass sie schwer getrennt werden können; auch farblich unterschiedliche Gestaltung trägt dazu bei, dass Recycling nur mit immensem Aufwand möglich ist. Drittens ist die Wiederverwertbarkeit des Plastiks, das recycelt werden kann, nicht unbegrenzt. Der Prozess ist nur ganz wenige Male effektiv, bevor die Qualität so weit abnimmt, dass der Kunststoff nicht mehr brauchbar ist und auf eine Deponie oder in eine Verbrennungsanlage gebracht werden muss.
Darüber hinaus ist der meiste recycelte Kunststoff nicht von ausreichender Qualität, um wieder zu Verpackungen verarbeitet zu werden; es ist daher real kein Recycling, sondern „Downcycling“. Selbst beim derzeit besten Recycling-Verfahren, dem PET-PET-Flaschen-Recycling, braucht es das Material von rund 1,4 alten PET-Flaschen, um eine neue PET-Flasche zu produzieren.
Damit bleibt eine komplette Kreislaufwirtschaft bei Plastikverpackungen eine Utopie in weiter Ferne. Es ist also klar, dass Recycling, Verbrennung und Deponierung nicht in der Lage sind, die richtige Antwort auf die Plastikkrise zu geben.
Es wird unvermeidbar sein, die Menge des Plastiks deutlich zu reduzieren.
Die Forderungen von Greenpeace
Greenpeace hat aus jahrelangen Untersuchungen der Ursachen der Plastikkrise eine Reihe von Maßnahmen abgeleitet, um das Problem möglichst effektiv in den Griff zu bekommen.
- Reduktion von Einwegverpackungen
Um die Plastikflut in den Griff zu bekommen, muss die globale Plastikproduktion bis 2040 um 75 Prozent sinken. Das bedeutet auch für Österreich eine deutliche Reduktion der Produktion. Dafür müssen gesetzlich verbindliche Reduktionspfade festgelegt und vermeidbare Einwegplastik-Produkte schrittweise verboten werden. - Mehrweg-Alternativen deutlich ausbauen
Der Plastik-Check hat gezeigt, dass die Österreicher:innen mehr Mehrweg wollen! Eine überwältigende Mehrheit von 95 Prozent fordert mehr Produkte in Mehrwegverpackungen. Um ein entsprechendes Angebot zu schaffen, muss die Mehrwegquote für Getränkegebinde bis 2030 auf 80 Prozent erhöht werden. Zudem müssen steigende Mehrwegquoten auch für Verpackungsarten der Hohlkörper wie Tuben und Dosen eingeführt werden. - Mehr unverpackte Produkte
Die umweltfreundlichste Verpackung ist keine Verpackung! Wo immer möglich, müssen Händler und Produzenten unverpackte Lebensmittel anbieten. Die Teilnehmer:innen des Plastik-Checks wünschen sich insbesondere Obst und Gemüse (94 %) sowie Brot und Gebäck (87 %) unverpackt. - Neue Plastikprodukte müssen vollständig recyclebar werden
Für zu viele Plastikprodukte wird bereits bei der Produktion Recycling erschwert oder verunmöglicht, weil eine Vielzahl von Additiven, unterschiedlichen Polymeren und Farben verwendet wird. Aber Design darf nicht vor Recyclebarkeit gehen! Bei neuen Plastikprodukten müssen die Wiederverwendbarkeit und die vollständige Recyclefähigkeit beim Design einfließen. - Plastikmüllexporte reduzieren und stärker kontrollieren
Österreich darf sein Plastikproblem nicht exportieren! Oft wird der Müll in Länder mit schlechteren Recyclingsystemen exportiert und verbrannt. Greenpeace hat in der Vergangenheit zudem eine Vielzahl an Beispielen aufgedeckt, bei denen Plastikmüll im Ausland unsachgemäß entsorgt wurde. Österreich muss Verantwortung für seinen Müll übernehmen, sich selbst um besseres Recycling kümmern und die verbleibenden Exporte schärfer kontrollieren.
Der Report zum Plastikcheck
Jetzt den vollständigen Report zum Greenpeace Plastik-Check mit allen Ergebnissen und Hintergrundinformationen herunterladen.
DownloadInternationales Abkommen kann Plastikflut stoppen!
Die UNO hat Verhandlungen für das größte Plastik-Abkommen aller Zeiten beschlossen! Es soll das Problem an der Quelle angehen und weltweit die Plastikproduktion reduzieren. Es liegt nun an uns dafür zu sorgen, dass die Ziele so ehrgeizig wie möglich umgesetzt werden.
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