Sind Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch gut?
Jährlich landen rund 830.000 Tonnen essbare Lebensmittel in Österreich im Müll. Vieles davon wäre vermeidbar, wenn wir nicht nur auf das Mindesthaltbarkeitsdatum achten würden, sondern unsere Sinne benutzen: Wer schaut, riecht und kostet, kann schnell und einfach feststellen, ob ein Produkt noch genießbar ist. Bei vielen Produkten ist das auch noch lange nach dem Überschreiten des Mindesthaltbarkeitsdatums noch der Fall. Wie lange es der Fall ist, wollen wir wissen und haben daher einen Langzeittest zur Haltbarkeit von Lebensmitteln gestartet.
Osterjause auf dem Prüfstand
Über drei Monate hinweg lassen wir im Labor der Lebensmittelversuchsanstalt (LVA) sechs verschiedene Lebensmittel nach Überschreiten des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) auf ihre Genießbarkeit testen. Da nach Feiertagen oft besonders viele Lebensmittel im Müll landen, haben wir uns dieses Mal für Produkte entschieden, die gerne für die Osterjause gekauft werden.
Folgende Produkte lassen wir testen:
- Frische Eier
- gekochte und gefärbte Eier
- Osterschinken
- Roggen-Mischbrot
- Osterstriezel
- Frischkäse
Das erste Ergebniss 14 Tage nach Ende des MHD zeigt: Alle getesteten Produkte sind auch 14 Tage nach Ende des MHD noch genießbar! Die im Labor vorgenommenen mikrobiologischen und sensorischen Tests haben gezeigt, dass alle Produkte auch 14 Tage über dem Mindesthaltbarkeitsdatum von Qualität und Geschmack her völlig in Ordnung sind. Einzig beim Frischkäse wurden bei der sensorischen Untersuchung geringfügige Veränderungen in Konsistenz und Geschmack festgestellt. Verzehrbar ist das Produkt jedoch nach wie vor.
Das zweite Ergebniss 1 Monat nach Ende des MHD zeigt: Fünf der sechs der getesten Lebensmittel sind selbst 28 Tage nach Ende des Mindesthaltbarkeitsdatum noch genießbar!
Frische Eier, Striezel, Mischbrot, Selchroller sowie Frischkäse sind weiterhin unbedenklich und nach wie vor genießbar. Nur die gefärbten, hartgekochten Eier fielen beim Test der Lebensmittelversuchsanstalt (LVA) durch.
Wir werden die Lebensmittel noch weitere Male testen: Wir wollen wissen, ob die Produkte auch zwei Monate und drei Monate nach Ablauf des MHDs noch genießbar sind.
Schon jetzt verlassen sich viele Konsument:innen nicht auf das MHD - aus gutem Grund: Das Mindesthaltbarkeitsdatum sagt nur aus, bis wann ein Produkt ungeöffnet und bei richtiger Lagerung jedenfalls genießbar ist. Es ist aber kein Verfallsdatum. Um eventuellen Haftungsfragen zu entgehen, wird das MHD von vielen Herstellern sehr früh angegeben. Laut unseren Berechnungen landen in Österreich jährlich rund 830.000 Tonnen essbare Lebensmittel im Müll. Das entspricht 26 Kilogramm pro Sekunde. Die Datenlage zu Lebensmittelabfällen in Österreich ist schlecht - in vielen Bereichen gibt es nur Schätzungen. Je nach Schätzung stammt ein Drittel bis die Hälfte der Lebensmittelabfälle in Österreich aus Privathaushalten.
Die österreichische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensmittelabfälle pro Kopf bis 2030 zu halbieren. Damit dieses Ziel aber auch in erreichbare Nähe gelangt, braucht es rechtlich verbindliche Maßnahmen mit konkreten Reduktionszielen, von der Lebensmittelherstellung in der Landwirtschaft bis hin zum Lebensmittelverkauf im Supermarkt. In Zeiten der Klima- und Energiekrise können wir es uns nicht leisten, Lebensmittel wortwörtlich für die Tonne zu produzieren. Die Politik muss volle Transparenz schaffen und sanktionierbare Ziele für die einzelnen Branchen vorgeben. Dann müssen Unternehmen sowie Konsumentinnen und Konsumenten ihren Beitrag leisten und mit kostbaren Ressourcen sorgsam umgehen.
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Fordern Sie mit uns effektive Gesetze – wir brauchen einen konkreten österreichweiten Umsetzungsplan zur Halbierung der Lebensmittelabfälle bis 2030.
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