Tatort Regenwald
Im Juni deckte Greenpeace auf, dass der größte Palmölproduzent der Welt brutale Regenwaldzerstörung unterstützt. Nun sind zwei der Führungskräfte zurückgetreten – ein kleiner Schritt in einem gewaltigen Umweltdilemma.

Sie nuckeln an Milchflaschen, umklammern mit zarten Händchen einen hingestreckten Finger und schauen aus großen Augen in die unbekannte Welt.In der „Borneo Orangutan Survival Foundation“ (BOS), einer Auffangstation in Kalimantan in Indonesien, trudeln pro Monat bis zu zwanzig Orang-Utan-Kinder ein. Die kleinen Affen sind zumeist verletzt – und verwaist. Denn ihre Heimat, der üppige Regenwald Indonesiens, muss seit Jahren gigantischen Palmölplantagen weichen. Palmölplantagen, auf denen Orang-Utans als Hindernis gesehen werden. Und Feuer, Schlagstöcke und Schusswaffen als die geeignete Reaktion auf dieses Hindernis.

Affe um Affe, Baum um Baum
Von traumatisierten Affenkindern und Menschenrechtsverletzungen, von zigtausend fallenden Baumriesen und weiteren aussterbenden Tierarten Indonesiens bekommen die NutznießerInnendes Palmöls meist wenig mit. Diese NutznießerInnen sind wir alle. Denn Palmöl ist das meistverwendete Pflanzenöl weltweit. Ob Schokolade, Chips, Seife oder Treibstoff – unzählige unserer Alltagsprodukte enthalten Palmöl. Zwar versprechen Zertifikate wie RSPO (Round Table of Sustainable Palmoil) angebliche Nachhaltigkeit, doch auch unter RSPO wird jeden Tag Urwald und somit Lebensraum bedrohter Tierarten vernichtet. So deckte Greenpeace im Juni 2018 auf, dass der größte Exporteur der Branche und Vorstandsmitglied des RSPO, „Wilmar International“ Palmöl aus brutaler Umweltzerstörung bezieht – obwohl das Unternehmen 2013 versichert hat, Regenwaldkahlschläge und Ausbeutung nicht zu tolerieren. Als Folge traten nun zwei Führungspersonen zurück. Lukas Meus, Waldexperte bei Greenpeace Österreich, meint dazu: „Dies zeigt, dass Wilmar nur einen Schuldenbock sucht. Um wirklich Verantwortung für die Regenwälder zu übernehmen, muss Wilmar ein für alle Mal sicherstellen, dass sein Palmöl nicht aus Regenwaldzerstörung kommt“.

Gesunde Wälder für unser Klima
Indonesiens Wälder gehören nach dem Amazonas und dem Kongo-Becken zu den größten Regenwäldern auf unserem Planeten. Sie sind nicht nur für die Tiere vor Ort essentiell. Wälder erzeugen Sauerstoff, binden Kohlenstoff und regulieren so unser Klima. Die Bedeutung der Urwälder ist Tatsache. Unser immenser Palmölverbrauch allerdings ebenso. Aus diesem Grund wird derzeit nirgendwo mehr Regenwald zerstört wie in Indonesien. Bereits ein Viertel der Wälder sind in den letzten 30 Jahren vor Ort vernichtet worden. Mit fatalen Konsequenzen: Der Bestand der Orang-Utans ist mittlerweile um die Hälfte geschrumpft. Lukas Meus glaubt jedoch weiterhin daran, dass wir die indonesischen Regenwälder vor Profitgier schützen können: „Wir werden weiterhin globale Konzerne und Produzenten anprangern und sie zur Verantwortung ziehen. Denn die Regenwälder dürfen für Palmöl nicht zerstört werden!“