Tick-Tack, Tick-Tack
Die nördlichen Wälder unseres Planeten fallen tagtäglich der Zerstörung zum Opfer. Greenpeace nimmt seit einigen Monaten jene Unternehmen ins Visier, die durch ihre Produkte dem riesigen borealen Waldökosystem schaden. Während einige Firmen nun Maßnahme ergreifen, schweigen andere dazu. Und die Zeit für das wichtige Dvinsky-Waldschutzgebiet in Russland wird immer knapper.
Im Einsatz für den Schutz der Wälder hat Greenpeace schon oft Firmen mit wichtigen, aber unangenehmen Tatsachen konfrontiert. Der Druck auf Unternehmen, die Produkte aus Urwaldzerstörung kaufen, hat erfolgreich dazu beigetragen, den Great Bear Rainforest in Kanada zu schützen und Moratorien auf Entwaldung durch die Soja- und Viehwirtschaftsausweitung im brasilianischen Amazonas zu schaffen. Ebenso entstanden mehrere „Zero Deforestation“(Null-Entwaldungs-)Verpflichtungen innerhalb und außerhalb Indonesiens, sowie eine Vielzahl von weiteren Schutzmaßnahmen und Regelungen zum Schutz der verbleibenden Urwälder der Welt vor weiterer Zerstörung und sinnloser Gier. Derzeit konfrontiert Greenpeace Unternehmen, die aus den russischen Wäldern Holzprodukte beziehen.
Anfang März veröffentlichte Greenpeace einen Bericht zur Zerstörung der letzten verbleibenden intakten Urwaldgebiete in der Region Archangelsk in Nordwestrussland – „Tatort Taiga“. Der Bericht zeigt auch auf, welche Kunden der Holzfirmen an der Zerstörung beteiligt sind. Sie alle vertrauen auf die Zertifizierung von FSC (Forest Stewardship Council).
Einen Monat nach der Publikation publizierte die russische Sektion des FSC ein Statement auf ihrer Website zum Bericht. Während FSC Russland nicht ausdrücklich mit der Schlussfolgerung von Greenpeace einverstanden ist, dass ein kompletter, stufenweiser Rückzug aus der Abholzung der verbleibenden intakten Urwaldgebiete (IFLs) in Arkhangelsk dringend notwendig ist, scheint die Organisation zumindest zu erkennen, dass man vom gegebenen „Business-as-usual“-Holzabbau in diesen wertvollen Urwaldgebieten wegkommen muss. Wie in unserem Bericht gezeigt rücken die Holzfirmen nach Abholzung eines Urwaldstückes einfach ins nächste Waldgebiet, ohne Rücksicht auf diese wertvolle Region.
In ihren Schlussfolgerungen stimmt FSC Russland Greenpeace zu, dass durchaus der Druck von Kunden der FSC-zertifizierten Unternehmen notwendig ist, um die dringend notwendige Transformation der Forstindustrie in Archangelsk zu einem echten nachhaltigen Forstwirtschaftsmodell sowie die Erschaffung des Dvinsky-Waldschutzgebiets zu erreichen.
Schon vor der Publikation des Berichts hat Greenpeace in ganz Europa im Bericht genannte Unternehmen angeschrieben und sie zum Handeln aufgefordert. Die Antworten waren gemischt: Von eisernem Schweigen (z.B. von Papierproduzent Arctic Paper) über nichtssagende Antworten wie "unsere Richtlinien verlangen Produkte aus nachhaltiger Produktion“ (z.B. von Verpackungshersteller Smurfit Kappa) über Unternehmen, welche sich aktiv zu engagieren begannen (z.B. Nestlé, Stora Enso, SCA). Ein paar organisieren nun Besuche vor Ort, um bei der Schaffung von adäquaten Aktionsplänen mitzuhelfen.
Allerdings ist weiterer Kundendruck auf Pomor Timber, Titan und Arkhangelsk Pulp & Paper (APPM), insbesondere in Bezug auf die Schaffung des Dvinsky Waldschutzreservates, dringend erforderlich. Damit das Schutzgebiet im von offizieller Stelle erkorenen „Jahr der Naturschutzgebiete und Jahr der Ökologie in Russland“ unter Dach und Fach gebracht werden kann, müssen die erwähnten Firmen ihre formelle Unterstützung bis spätestens Ende Juni 2017 zusichern. Bis dann bleibt nicht mehr viel Zeit.
Angesichts der Dringlichkeit dieser Situation und angesichts der FSC-Russland-Erklärung ruft Greenpeace die Kunden der drei Unternehmen dazu auf, dass sie von ihren Lieferanten verlangen, das geplante Waldschutzreservat auf der seit 2011 ausgearbeiteten Grundlage der vorgeschlagenen 489.000 Hektaren zu akzeptieren und öffentlich zu unterstützen. Wenn diese das geplante Waldschutzgebiet bis Ende Juni 2017 nicht öffentlich unterstützen (zusammen mit konkreten Fortschritten) sollten die Kunden die Verträge mit den Unternehmen aus Archangelsk suspendieren, bis Fortschritte sichtbar sein werden.
Helfen Sie mit, die Wälder des Nordens zu schützen
Alexey Yaroshenko ist Leiter der Waldkampagne von Russland.