Von Wien nach Girona: Ein Reisebericht
Als ich letztens meinen Freunden erzählt habe, dass ich am nächsten Tag nach Spanien fahren werde, war die erste Frage: Wann geht dein Flieger? Eine Standardfrage, wenn es um Reisepläne geht. Mit meiner Reise möchte ich zeigen, dass Fliegen kein Muss ist. Ein Reisebericht von Adam Pawloff, Energiesprecher bei Greenpeace in Österreich.
Oftmals sind es bereits kleine Dinge, die einen großen Unterschied ausmachen
Die größte Herausforderung unserer Zeit ist der Klimawandel. Wollen wir die globale Erderwärmung auf ein erträgliches Ausmaß begrenzen, müssen wir unseren CO2-Ausstoß deutlich reduzieren. Etwa ein Drittel der klimaschädlichen Treibhausgase entsteht durch den Verkehr. Gleichzeitig können wir in diesem Sektor als Einzelperson neben beispielsweise unserer Ernährung und der Wahl des Stromanbieters viel bewirken.
Oftmals sind es bereits kleine Dinge, die einen großen Unterschied ausmachen: Anstatt mit dem Auto zu fahren, können wir dank den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad unseren CO2-Fußabdruck auf dem Planeten verringern. Falls es nicht ohne PKW geht, bieten elektrische oder hybride Fahrzeuge eine Alternative.
Reduzieren wir unsere Fernreisen auf ein Minimum und nutzen wir bei Ausflügen in andere Länder wenn möglich den Zug. Mit kleinen Veränderungen wie diesen tragen wir nicht nur aktiv zum Umweltschutz bei, wir schwächen so auch effektiv die wirtschaftliche Vorherrschaft der Öl- und Auto-Industrie.
Auch Greenpeace hat mit Blick auf die rasant steigende Erderwärmung kürzlich seine Organisationsziele geschärft und angepasst: Die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze hat nun oberste Priorität. Um dieses Ziel zu erreichen braucht es eine rasche Veränderung der derzeitigen Machtverhältnisse sowie der Grundeinstellung gegenüber dem Klimawandel.
Reisen mit dem Zug: Stressfrei und ein Gewinn an Arbeitszeit
Indem wir mit der Bahn reisen, leisten wir nicht nur einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz, wir haben außerdem eine überraschende Antwort auf die Frage „Wann geht dein Flieger?“ parat. Die wohl spannendste Erkenntnis meiner Reise nach Spanien war jedoch, dass ich trotz der großen Distanz am Ende an Zeit dazu gewann.
Ein Blick zurück: Nach meinem Zeitplan sollte ich am Montag um 20 Uhr in Girona sein. Hätte ich den Luftweg nach Spanien gewählt, wäre ich bis zur Mittagszeit im Büro gesessen, bevor ich zum Flughafen gefahren wäre: Vom Arbeitsplatz mit dem Bus zum Bahnhof und mit der S-Bahn weiter zum Terminal. Einchecken, Sicherheitscheck, warten. Zwei Stunden Flug, aufs Gepäck warten, mit dem Bus in die Innenstadt. Zeitaufwand insgesamt: Mindestens sechs Stunden, wobei höchstens 90 Minuten im Flieger effektiv genutzt werden könnten. Auch der Vormittag im Büro wäre erfahrungsgemäß mit Meetings verplant. Fazit: Wenig effektive Arbeitszeit.
Mit der Bahn war ich im Vergleich zwar wesentlich länger unterwegs, dafür konnte ich gemütlich im Zug (Abfahrt Sonntag, 21:00) nach Frankfurt schlafen. Gut erholt habe ich auf den Strecken von Frankfurt nach Brüssel, Brüssel nach Lyon und Lyon nach Girona dafür jeweils mehr als drei Stunden effektiv und in Ruhe arbeiten können. Fazit: Erholsamer Schlaf und neun Stunden gewonnene Arbeitszeit. Die Umwelt dankt.