40 Jahre Zwentendorf: Greenpeace setzt Zeichen für Solarkraft auf AKW
Zwentendorf/ Wien – Am Montag jährt sich zum vierzigsten Mal das “Nein” der österreichischen Bevölkerung zum Atomkraftwerk Zwentendorf. Anlässlich dieses Jubiläums hat Greenpeace ein Sonnen-Transparent mit 25 Metern Durchmesser auf dem AKW Zwentendorf entfaltet. Mit dem Spruch „Solarkraft - ja bitte!“ bezieht sich die Umweltschutzorganisation auf das bekannte “Atomkraft? Nein Danke” der Anti-Atomkraft-Bewegung – denn der Kampf gegen Atomkraft und für Erneuerbare Energien ist in Europa noch nicht gewonnen. Aktuell laufen in der EU Verhandlungen zu staatlichen Beihilfen für Atom- und Kohlekraftwerke, die deren Laufzeit verlängern und einen Umstieg auf Energien aus Sonne und Wind blockieren. Greenpeace fordert von der österreichischen Bundesregierung, sich im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft für eine starke Beschränkung dieser Beihilfen einzusetzen und so den europaweiten Ausstieg aus Kohle und Atom zu beschleunigen.
„Wir Österreicherinnen und Österreicher haben vor 40 Jahren der Atomkraft eine Absage erteilt. Doch nach wie vor sind wir von gefährlichen AKWs in unseren Nachbarländern eingekesselt“, sagt Adam Pawloff, Klima- und Atomexperte von Greenpeace in Österreich. In der Europäischen Union einschließlich der Schweiz gibt es rund 135 Atomreaktoren. 27 dieser Reaktoren stehen in Nachbarländern Österreichs. Darunter auch das älteste AKW der Welt: Beznau in der Schweiz. Die Lebensdauer von unrentablen und gefährlichen AKWs rund um Österreich – wie Dukovany, Paks oder Krsko – könnte durch staatliche Beihilfen in Milliardenhöhe, sogenannte Kapazitätszahlungen, noch künstlich verlängert werden. “Atomenergie ist nicht nur die teuerste, sondern auch die gefährlichste Form der Stromerzeugung überhaupt. Es kann nicht sein, dass Regierungen in der EU Milliarden an Steuergeldern in Schrottreaktoren pumpen, anstatt sie vom Netz zu nehmen”, sagt Pawloff.
Dringenden Handlungsbedarf sieht Greenpeace derzeit auch bei Kohlekraft: Erst Anfang Oktober machte der Bericht des Weltklimarats deutlich, dass die Nutzung von Kohle bis 2030 um zwei Drittel reduziert werden müsse, um das Pariser Klimaziel von 1,5 Grad Celsius globalen Temperaturanstiegs noch einhalten zu können. Österreich hat mit 2025 zwar ein klares Datum für den nationalen Ausstieg aus Kohle fixiert. EU-weit zeigt sich jedoch ein anderer Trend: Knapp 40 Milliarden an Kapazitätszahlungen gehen allein an Betreiber von Kohlekraftwerken. Damit befeuert die EU nicht nur die Erderhitzung, sondern gefährdet zahlreiche Menschenleben: Allein in Europa sterben jedes Jahr 24.000 Menschen vorzeitig aufgrund der Luftverschmutzung durch Kohlekraftwerke. In Österreich fordert Kohlestrom aus anderen Ländern jährlich 230 Opfer. „Die Botschaft der Wissenschaft ist klar: Wir müssen Strom aus Kohle dringend den Stecker ziehen, um die Klimakatastrophe noch zu verhindern. Zudem könnten wir damit tausende Menschenleben retten“, sagt Pawloff.
Inwieweit die staatlichen Beihilfen für Atom- und Kohlekraft in der EU begrenzt werden können, verhandelt die österreichische Bundesregierung im Namen des EU-Ministerrates bis Jahresende mit der Kommission und dem EU-Parlament. „Umweltministerin Köstinger muss sich bei den Verhandlungen für eine starke Reduktion und Regulierung dieser Förderungen einsetzen. Gelingt das nicht, dann bekommen Staaten wie Polen, Deutschland oder Spanien einen Freibrief, weiterhin gefährliche Energie mit staatlichen Mitteln zu fördern“, warnt Pawloff. Und weiter: „Atom und Kohle können keine Zukunft haben. Der Ausbau von Atom- und Kohlekraftwerken in Europa ist eine umweltpolitische Geisterfahrt. Wir brauchen eine klare Bekenntnis der Politik zu erneuerbaren Energien, die heißt: Solarkraft - Ja bitte!“.
Bildmaterial
von der Aktion finden Sie hier: https://bit.ly/2DmBsNQ
Dieses steht unter Angabe der Photo Credits (© Greenpeace / Astrid Schwab) zur einmaligen Nutzung kostenlos zur Verfügung.
Ein Factsheet zu den Förderungen für Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke durch Kapazitätsmechanismen in Europa finden Sie hier: http://bit.ly/2x6pEK1