Greenpeace zu Weltnaturkonferenz: Artenvielfalt bleibt auf der Strecke
Kleiner Erfolg: Rechte der Indigenen wurden anerkannt - Umweltministerin Gewessler muss Biodiversitäts-Ziele in Österreich rasch umsetzen

Wien / Montreal - Greenpeace sieht im Ergebnis der Weltnaturkonferenz (COP15) einen faulen Kompromiss. Zwar wurden die Rechte der indigenen Bevölkerung anerkannt, doch der starke und vollkommene Schutz von Gebieten, die ins 30x30-Ziel gezählt werden sollen, blieb auf der Strecke. Zudem wurde die Tür für Greenwashing weit geöffnet, so wurden Kompensationszahlungen als mögliche Finanzierungsquelle für den weltweiten Artenschutz akzeptiert. Greenpeace fordert Umweltministerin Leonore Gewessler auf, den Artenschutz in Österreich entschieden voranzutreiben. Ein erster Schritt ist die rasche Umsetzung der Biodiversitätsstrategie durch die zuständigen Bundesländer.
“Die Ministerinnen und Minister haben versagt. Das Ergebnis ist frustrierend, von einem historischen Paris-Moment kann nicht die Rede sein. Dabei geht es längst nicht mehr nur um bunte Schmetterlinge und schöne Gärten, sondern um unsere Lebensgrundlage”, sagt Ursula Bittner, Artenschutz-Expertin bei Greenpeace in Österreich. Sogar früher als erwartet, gingen die inhaltlichen Verhandlungen zu Ende. “Allerdings nicht zum Vorteil für die Artenvielfalt, große Würfe blieben leider aus”, so Bittner weiter.
Positiv zu bewerten ist, dass sowohl die Rechte der Indigenen und der lokalen Bevölkerung als auch ihre Territorien anerkannt wurden. Zudem sollen umwelt- und klimaschädliche Subventionen abgeschafft werden. Das 30x30-Ziel weist jedoch maßgebliche Lücken auf. So fehlt es an Gebieten, die ausdrücklich stark geschützt werden und die Artenvielfalt tatsächlich bewahren können. Einer der größten Streitpunkte war die Finanzierung. Dabei ging es zum einen um die Höhe der finanziellen Mittel, zum anderen um den Zugang und die Frage, ob ein eigener Biodiversitätsfonds eingerichtet werden muss. Hier hat man sich auf einen Kompromiss geeinigt: Es wird ein eigener Fonds bereitgestellt, allerdings wird dieser in der bereits bestehenden globalen Institution “Globale Umweltfazilität” (GEF) angedockt. Die finanziellen Mittel können aus “allen Quellen” generiert werden. Das umfasst auch Ausgleichszahlungen, sogenannte Offsets. “Offsetting ist nicht mehr als ein moderner Ablasshandel - nur mit grünem Anstrich. Die größte Gefahr für die Klima- und Artenkrise ist, dass wir uns in Scheinlösungen verrennen. Greenwashing-Aktionen wie Offsets lenken von echten Lösungen ab”, so Bittner.
“Eines muss uns klar sein: Verlieren wir die Artenvielfalt, verlieren wir die Grundlage für unser Essen, sauberes Wasser, Arzneimittel und auch die Basis für eine funktionierende Wirtschaft”, warnt Bittner. “Nach den Verhandlungen in Montreal sind die Ministerinnen und Minister nun wieder im eigenen Land gefordert. Auch für Leonore Gewessler gibt es in Österreich viel zu tun. Die österreichische Biodiversitätsstrategie wurde erst letzte Woche veröffentlicht, nun muss eine rasche Umsetzung durch die zuständigen Bundesländer erfolgen. Über ein Drittel der Tierarten in Österreich ist bedroht, mehr als die Hälfte der Lebensräume befinden sich in einem schlechten Zustand. Das muss besser werden. Artenschutz muss in allen politischen Prozessen fest verankert werden und oberste Priorität erhalten”, so Bittner abschließend.
Eine kurze Analyse der wichtigsten Punkte finden Sie hier:
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