UN-Klimagipfel: Greenpeace fordert Finanztopf für Klimaschäden und -verluste
Verursacher der Klimakrise müssen Schadenskosten übernehmen - Österreichs Beitrag für Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen muss auf 820 Millionen aufgestockt werden
Wien/Sharm El-Sheikh – Vor dem morgigen Start des Klimagipfels im ägyptischen Sharm El-Sheikh fordert Greenpeace die österreichische Regierung auf, sich bei den Verhandlungen für einen eigenen Finanztopf für Klimaschäden und -verluste stark zu machen. Diesen gibt es bislang noch nicht, obwohl die Klimakrise unseren Planeten fest im Griff hat: Die Flutkatastrophe in Pakistan etwa hat diesen Sommer 1500 Menschenleben gefordert und über eine Million Häuser zerstört. Die Verantwortung für solche Katastrophen müssen jetzt Staaten und Konzerne tragen, die die Klimakrise anheizen, so die Umweltschutzorganisation. Zudem fordert Greenpeace von der Bundesregierung, die Mittel für die Finanzierung von Klimaschutz und -anpassungsprojekten auf 820 Millionen Euro jährlich zu erhöhen.
“Die fossile Gier der Industriestaaten und vieler Unternehmen hat die Klimakrise massiv befeuert. Besonders hart trifft es den globalen Süden, der von Flutkatastrophen und Dürren überrollt wird, aber kein Geld erhält, um die verursachten Klimaschäden auszugleichen”, sagt Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich. Die 2021 durch Wetterextreme verursachten Klimaschäden weltweit werden auf 329 Milliarden US-Dollar geschätzt, bis 2030 könnte die Schadenssumme allein in Entwicklungsländern auf 580 Milliarden ansteigen. “Sharm El-Sheikh muss der Wendepunkt sein, an dem die Weltgemeinschaft einen Finanztopf für Klimaschäden und -verluste einrichtet. Österreich und die EU dürfen nicht weiter die Augen vor ihrer historischen Verantwortung verschließen und müssen die Finanzierung zusichern”, fordert Duregger.
Es braucht jedoch nicht nur einen Finanztopf für Schäden und Verluste. Greenpeace kritisiert auch Österreichs mangelnden Beitrag zu Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekten weltweit, wie Hochwasserschutz oder Ausbau der Solarenergie. “Während Österreich jährlich bis zu 4,7 Milliarden Euro für klimaschädliche Subventionen ausgibt, wird bei der Klimafinanzierung gespart. Österreich stiehlt sich somit aus der Verantwortung für die Klimakrise. Das muss sich ändern. Wir fordern, dass Österreich seinen Beitrag schrittweise bis 2025 auf 820 Millionen pro Jahr erhöht, um hier mit anderen Industriestaaten auf Augenhöhe zu sein”, sagt Duregger. Im Jahr 2020 flossen aus Österreich nur rund 260 Millionen Euro in die Klimafinanzierung. Das sind etwa 29 Euro pro österreichischer Staatsbürger:in. In Deutschland liegt die Summe 2020 bei rund 94 Euro pro Kopf und beträgt somit das Dreifache. Die Industriestaaten haben dem globalen Süden ab 2020 insgesamt 100 Milliarden US-Dollar jährlich an Klimafinanzierung zugesagt. Schlussendlich erreicht werden konnten nur 83 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020.
Damit Österreich klimafit wird, müssen hierzulande die klimaschädlichen Treibhausgase massiv gesenkt werden. Verankert werden muss das im Klimaschutzgesetz, das bereits seit über 670 Tagen ausständig ist. Ebenfalls lässt sich die Regierung zuviel Zeit beim Ausstieg aus Öl und Gas im Heizungsbereich sowie bei den Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs: Sowohl das Erneuerbare-Wärme-Gesetz als auch das Energieeffizienzgesetz sind noch ausständig. “Österreich hat sich 2015 in Paris verpflichtet, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu beschränken. Damit dieses Versprechen keine leere Worthülse bleibt, muss die Regierung alles daran setzen, die dringend für den Klimaschutz benötigten Gesetze auf den Boden zu bringen. Denn nur wer bei sich Zuhause die Klima-Hausaufgaben macht, kann auch auf dem internationalen Parkett mehr Klimaschutz von anderen Ländern einfordern,” so Duregger.
Ein Factsheet zur UN-Klimakonferenz in Ägypten finden Sie unter: https://act.gp/3sVZNC3