EuGH-Urteil: Abholzung im polnischen Bialowieza-Urwald war illegal
Warschau/Wien – Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat heute entschieden, dass die Abholzungsarbeiten im Bialowieza-Urwald EU-Recht verletzt haben und somit illegal waren. Greenpeace begrüßt diese Entscheidung, der eine jahrelange Kampagne der Umweltschutzorganisation vorausgegangen ist. Über mehrere Monate harrten Aktivistinnen und Aktivisten – auch aus Österreich – inmitten des Urwalds aus, um die illegalen Rodungen zu überwachen und zu stoppen. Greenpeace fordert nach dem EuGH-Urteil nun von Polen, den einzigartigen Bialowieza-Urwald endlich zum Nationalpark zu erklären.
„Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs bestätigt, was Umweltschützer bereits lange gesagt haben: Der ehemalige polnische Umweltminister Jan Szyszko hat das Gesetz gebrochen“, erklärt Lukas Meus, Wald-Sprecher bei Greenpeace in Österreich. Im März 2016 verdreifachte Szyszko die Abholzungsrate im Bialowieza-Urwald unter dem Vorwand, der Borkenkäfer zerstöre die Wälder und die Abholzung wäre eine Schutzmaßnahme für den Wald. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betonen jedoch, dass Borkenkäfer bereits seit Jahrhunderten Teil des Bialowieza-Ökosystems sind. „Das polnische Umweltministerium ignoriert bis heute die Einschätzungen von Experten. Hier werden ganz klar wirtschaftliche Interessen über den Schutz der letzten intakten Urwälder Europas gestellt. Für Greenpeace ist das vollkommen inakzeptabel“, so Meus.
Gemeinsam mit anderen Umweltschutzorganisationen zeigte Greenpeace daher auf, dass die Abholzungen im Bialowieza-Urwald gegen polnisches und europäisches Recht verstoßen. Daraufhin schaltete sich die EU-Kommission ein und brachte Polen im Juli 2017 vor den Europäischen Gerichtshof. Erst im Februar gab der Generalanwalt des EuGH seine Stellungnahme ab: Seiner Rechtsmeinung zufolge war die Erhöhung der Holzeinschlagsquoten durch das polnische Umweltministerium illegal. Nun bestätigt dies auch das Urteil des EuGH.
„Endlich bekommt Europas Märchenwald eine lang und hart umkämpfte Verschnaufpause“, so Meus. Das ist von größter Bedeutung, denn der Bialowieza-Wald zählt zu den letzten Urwäldern Europas und ist Heimat von rund 11.000 Tierarten und den höchsten Bäumen Europas. Dennoch stehen bisher nur 17 Prozent des Bialowieza-Walds auf polnischem Staatsgebiet unter Schutz. „Unser Einsatz für den wertvollen Bialowieza-Urwald geht weiter! Jetzt liegt es am neuen polnischen Umweltminister, dieses Naturjuwel langfristig zu schützen. Er muss dafür sorgen, dass der gesamte Bialowieza-Urwald in Polen zum Nationalpark wird“, fordert Meus abschließend.
Bildmaterial finden Sie unter nachstehendem Link. Die Fotos stehen für eine einmalige Verwendung unter Angabe der Photo Credits (©Greenpeace/Fotograf) kostenlos zur Verfügung. http://bit.ly/