Greenpeace, AK und Wissenschaftler fordern massiven Ausbau von Mehrwegflaschen im Handel
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace, die Arbeiterkammer, das Österreichische Ökologie-Institut und der Abfall-Experte Gerhard Vogel haben heute eine Studie zur Förderung von Mehrwegsystemen in Österreich präsentiert. Sie enthält Handlungsempfehlungen an die Bundesregierung, die sich im Regierungsprogramm zum Ausbau von Mehrwegsystemen verpflichtet hat. Derzeit werden nur etwa 22 Prozent aller Getränke im Handel in umweltfreundlichen Mehrwegflaschen verkauft. Die VertreterInnen aus Wissenschaft, Umwelt- und KonsumentInnenschutz fordern eine massive Ausweitung von Mehrwegsystemen - etwa durch die Einführung einer gesetzlichen Mehrwegquote von 50 Prozent bis 2030, die Kennzeichnungspflicht und Standardisierung von Mehrwegflaschen sowie die Einführung eines Pfandsystems für Einwegverpackungen.
“In den letzten 20 Jahren wurden viele politische Fehler gemacht, die dazu geführt haben, dass heute umweltschädliche Einwegverpackungen den Markt dominieren. Sie heizen die Klimakrise an, verschmutzen die Meere und Umwelt und verschwenden wertvolle Ressourcen. Deshalb brauchen wir einen gesellschaftlichen Wandel: weg von der Wegwerfkultur hin zu einer Kultur der Wiederverwendung. Dafür muss die Bundesregierung jetzt ein Pfandsystem mit gesetzlicher Mehrwegquote auf den Weg bringen”, so Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace in Österreich. Eine Mehrwegflasche kann bis zu 40 Mal wiederbefüllt werden. Einwegflaschen hingegen werden nach einmaliger Verwendung verbrannt, landen in der Umwelt oder werden unter hohem Energieeinsatz recycelt. Doch nur rund 28 Prozent aller PET-Flaschen werden aktuell wieder zu Flaschen.
“Die Konsumentinnen und Konsumenten schätzen Mehrwegflaschen, wenn sie leicht zugänglich angeboten werden. Noch vor 20 Jahren wurde Bier zu über 85 Prozent und Mineralwasser zu 65 Prozent in Mehrwegflaschen verkauft“, so Werner Hochreiter von der Arbeiterkammer: “Hier ist auch der Handel gefragt: Der Handel hat entsprechend einer Sozialpartnerempfehlung die Mehrwegquote seit 2011 stabilisiert. Damit haben die großen Handelsketten gezeigt, dass beim Thema Mehrweg etwas geht. Unter den aktuellen Umständen – Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, namhafte Abfüller setzen auch wieder auf Mehrweg – darf und soll man sich neue Ziel vornehmen. Wir brauchen ein noch breiteres Mehrwegangebot in jedem Supermarkt.” Zudem müssen KonsumentInnen im Supermarktregal auf einen Blick erkennen können, was Einweg und was Mehrweg ist. Die gesetzliche Verankerung einer Kennzeichnungspflicht und eine breite Informationskampagne durch die Politik sind deshalb für den Erfolg der Mehrwegoffensive entscheidend.
Als weitere Maßnahme empfehlen die Studienautoren die Einführung eines Bonus-Malus-Systems für den Handel: “Handelsketten, die ihr Mehrwegangebot ausbauen, werden finanziell belohnt. Jene, die weiter auf umweltschädliche Verpackungen setzen, müssen Ausgleichszahlungen leisten”, so Christian Pladerer, Studienautor und Vorstand des Österreichischen Ökologie-Instituts.
“Viele Unternehmen setzen auf Recycling und denken, damit tun sie der Umwelt etwas Gutes. Fakt ist allerdings: Recycling ist maximal die zweitbeste Lösung. Jede recycelte Plastikflasche muss energieintensiv neu geformt werden und bei diesem Prozess gehen jedes Mal rund vierzig Prozent des Materials verloren. Nach sechs Durchgängen bleibt von einer Einweg-Plastikflasche weniger als ein Prozent für die Wiederverwertung übrig. Mehrweggetränke sind daher ökologisch die unbestrittenen Spitzenreiter”, so Studienautor Gerhard Vogel, ehemaliger Leiter des Instituts für Technologie und nachhaltiges Produktmanagement an der WU Wien.
Weiterführende Informationen:
- Studie “Mehrwegsysteme statt Müllberge”: http://bit.ly/Mehrwegstudie
- Fact Sheet zur Studie: http://bit.ly/Mehrwegstudie
- Fotos (Credit: Mitja Kobal/Greenpeace) in Kürze unter: http://bit.ly/Mehrwegstudie