Greenpeace-Analyse: Kein Schutz vor Verbauung im Schutzgebiet
Immer wieder werden geschützte Flächen für Bauprojekte und Baulandwidmungen geopfert - Umweltschutzorganisation fordert Stopp von Bauprojekten in Schutzgebieten

Wien - In einer neuen Analyse nimmt Greenpeace Umweltschutzgebiete in Österreich unter die Lupe. Es zeigt sich: Selbst in ausgewiesenen, strengen Naturschutzgebieten sind Bebauungen und Baulandwidmungen immer wieder möglich. So sind weder Natura 2000 Gebiete noch Nationalparks oder landwirtschaftliche Vorrangzonen vor Asphalt und Beton sicher. Die Umweltschutzorganisation fordert einen sofortigen Stopp von Bauprojekten in geschützten Natur- und Landwirtschaftsflächen.
Melanie Ebner, Bodenschutzexpertin bei Greenpeace in Österreich: „Es ist eine Schande, dass selbst streng geschützte Naturgebiete in Österreich für Straßen, Krankenhäuser oder Gewerbeparks geopfert werden. Umweltminister Norbert Totschnig muss sich als neuer Umweltminister für ein artenreiches Österreich einsetzen. Dafür sind starke, unangreifbare Naturschutzgebiete unsere besten Verbündeten. Auch auf Landesebene muss sich etwas ändern: Die Bundesländer müssen endlich mutige Schritte setzen und den Naturschutz entschlossen vorantreiben.”
Laut einer Greenpeace-Analyse sind derzeit in mehreren Bundesländern massive Eingriffe in wertvolle Ökosysteme geplant oder werden bereits umgesetzt – teils mit dramatischen Folgen für bedrohte Arten wie den Feldhamster, die Seelaube oder den Huchen. Die Ostumfahrung in Wiener Neustadt, ein Krankenhausbau im Natura 2000-Gebiet im Burgenland oder ein Luxusresort neben einem Hochmoor in Salzburg sind nur einige Beispiele dafür. Die gesetzliche Lage ist dabei trügerisch: Zwar existieren zahlreiche Schutzkategorien auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene, doch viele davon erlauben Ausnahmeregelungen – und diese werden in den Bundesländern großzügig genutzt. „Nur weil ein Ort am Papier geschützt ist, bedeutet das nicht automatisch, dass er auch in der Praxis vor Verbauung und Zerstörung geschützt ist. Bei den Projekten handelt es sich nicht um Ausnahmen oder Zufälle, sondern bewusste politische Entscheidungen“, kritisiert Ebner. „Jede versiegelte Fläche in einem Schutzgebiet ist ein direkter Angriff auf die Artenvielfalt, das Klima und unser aller Lebensgrundlagen.“
Naturschutzgebiete sind zentral für den Erhalt der biologischen Vielfalt und für den Schutz von Ökosystemen. Sie bieten Rückzugsräume für bedrohte Arten, stabilisieren natürliche Kreisläufe und tragen zur Regeneration geschädigter Landschaften bei. Werden dort Flächen versiegelt, verlieren Tiere und Pflanzen wichtige Lebensräume – und mit ihnen verschwinden ganze Ökosysteme. Greenpeace fordert, dass Österreich seine internationalen Verpflichtungen einhält und bis 2030 mindestens 30 Prozent der Landfläche unter effektiven Schutz stellt. So sieht es auch das globale 30x30-Ziel vor. Aktuell ist Österreich davon noch entfernt. „Der Schutz der Natur darf kein Lippenbekenntnis bleiben. Es braucht klare gesetzliche Vorgaben, einen strikten Baustopp in Schutzgebieten und echte politische Verantwortung“, so Ebner abschließend.
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