Greenpeace-Analyse: Umwelt-Agenden im Landwirtschaftsministerium desaströs für Klima- und Artenschutz
Rückblick in frühere Ära zeigt verheerende Bilanz - Nächste Bundesregierung muss starkes und unabhängiges Klima- und Umweltministerium sicherstellen

Wien - In Bezug auf die laufenden Regierungsverhandlungen warnt Greenpeace davor, zur Vergangenheit zurückzukehren und die Klima- und Umweltschutzagenden wieder dem Landwirtschaftsministerium unterzuordnen. Eine aktuelle Analyse der Umweltschutzorganisation zeigt die negativen Auswirkungen einer solchen Ressorteinteilung auf Klimaschutz und Artenvielfalt. Von 2000 bis 2019, als die Umweltagenden in das Landwirtschaftsministerium integriert waren, trat der Klimaschutz fast 20 Jahre auf der Stelle. Auch die Artenvielfalt in Österreich erlitt in diesem Zeitraum herbe Verluste. Greenpeace fordert von den Chefverhandler:innen Karl Nehammer, Andreas Babler und Beate Meinl-Reisinger, ein starkes und unabhängiges Klima- und Umweltministerium sicherzustellen.
Greenpeace-Sprecher Sebastian Theissing-Matei: ”Klima- und Umweltschutz zu einem Beiwagerl des Landwirtschaftsministeriums zu machen, war ein großer Fehler der Vergangenheit. Fahrlässige Klimapolitik und ein beispielloses Vogelsterben waren die Folge. Die neue Regierung muss diesem veralteten Zugang eine klare Absage erteilen und stattdessen uns und unsere Lebensgrundlagen wirksam schützen.”
Greenpeace hat die österreichische Klima- und Umweltschutzpolitik ab dem Jahr 2000 bis zur Gegenwart anhand von zwei beispielhaften Indikatoren analysiert. Für den Bereich Klimaschutz wurde die Treibhausgasbilanz herangezogen, für den Bereich Artenschutz der Farmland Bird Index. In den fast zwei Jahrzehnten von 2000 bis 2019 wurden unter Verantwortung der damals zuständigen ÖVP-Landwirtschaftsminister:innen die klimaschädlichen Emissionen gerade einmal um rund ein Prozent gesenkt. Und das obwohl EU-weit die Emissionen im gleichen Zeitraum bereits um ein Fünftel reduziert wurden. Erst als es ab 2020 ein eigenständiges und starkes Klimaministerium gab, wurden die Emissionen auch in Österreich rasch verringert. Der Artenschutz litt ebenfalls unter der verfehlten Ressorteinteilung. Zwischen 2005 und 2014 brach die Vogelpopulation in Österreich um rund 36 Prozent ein. Hintergrund waren agrarpolitische Entscheidungen ohne Rücksicht auf die Natur. Später stabilisierte sich die Vogelpopulation auf niedrigem Niveau.
Bundeskanzler Karl Nehammer hat bereits öffentlich angekündigt, dass er das aktuelle Klima- und Umweltministerium in seine Bestandteile zerlegen möchte. Dass Klima- und Umweltschutz derzeit in einer Hauptgruppe gemeinsam mit den Landwirtschaftsthemen verhandelt werden, ist für Greenpeace ebenfalls ein Alarmsignal. Theissing-Matei: “Wenn es um unsere Zukunft und unsere Lebensgrundlagen geht, darf es keine Rückschritte in die Vergangenheit geben. ÖVP, SPÖ und NEOS müssen ein starkes, unabhängiges Klima- und Umweltministerium garantieren.”
Gefordert haben das auch bereits die beiden renommierten Wissenschafter:innen Helga Kromp-Kolb (Wissenschafterin des Jahres 2005) und Franz Essl (Wissenschafter des Jahres 2022), in einer gemeinsamen Aussendung mit Greenpeace im Oktober: https://act.gp/PresseaussendungGreenpeace
Die Analyse im Detail finden Sie unter: https://act.gp/Analyse