Greenpeace: Geleaktes Dokument - Europäischer Milchverband will Vermarktung von pflanzlichen Milchalternativen erschweren
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisiert, dass die Vermarktung von pflanzlichen Milchalternativen erschwert werden soll. Ein Dokument des Europäischen Milchindustrieverbands, das Greenpeace zugespielt wurde, zeigt die Bemühungen der Milchlobby, sogar Bezeichnungen wie “Alternative” - etwa Käsealternative -verbieten zu wollen. Am 21. April entscheidet die EU darüber, wie künftig pflanzliche Produkte aus Soja, Hafer und Co. vermarktet und bezeichnet werden dürfen. Sogar Österreichs größte Molkereien sind gegen den Vorstoß des Milchindustrieverbands, weil sie inzwischen selbst Milchalternativen produzieren. Greenpeace fordert von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, sich auf EU-Ebene gegen weitere Einschränkungen bei der Bezeichnung von pflanzlichen Milchalternativen einzusetzen.
“Es ist ein untragbarer Skandal, dass der europäische Milchindustrieverband rücksichtslos gegen ökologische und umweltfreundliche Alternativen zu tierischen Produkten vorgeht. Damit stellt sich der Verband auch gegen die österreichischen LandwirtInnen und Molkereien, die heute ebenso Rohstoffe für Milchalternativen herstellen und verarbeiten. Es ist damit auch ein direkter Angriff auf einen etablierten, umweltfreundlichen Wirtschaftszweig in Österreich. Wir befinden uns mitten in der Klimakrise - in Zeiten wie diesen darf die EU keinesfalls eine klimaschädliche Wettbewerbsverzerrung auf Kosten von Umwelt und KonsumentInnen forcieren”, sagt Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei Greenpeace Österreich.
Am Mittwoch wird der Abänderungsantrag im Trilog, dem Dreiertreffen von EU Parlament, Kommission und Rat, behandelt. Der Antrag sieht vor, die Bezeichnung Milch für pflanzliche Produkte nicht mehr nur direkt, sondern auch indirekt zu verbieten. Anspielungen auf Milch sowie ähnliche Abbildungen - etwa ein Glas mit weißem Getränk - oder die Verwendung von den Begriffen “Art”, “Ersatz”, “ähnlich” etc. dürfen dann nicht mehr in Zusammenhang mit pflanzlichen Produkten genutzt werden. Das würde bedeuten, dass die Beschreibungen wie Joghurtalternative, Buttergeschmack oder hilfreiche Bezeichnungen wie “laktosefrei” oder “ohne Milch” nicht mehr auf die Verpackungen der betroffenen Produkten gedruckt werden dürfen. Der Milchlobby geht das nicht weit genug, sie will auch den Begriff “alternativ” als Bezeichnung verbieten. Geht es nach dem Europäischen Milchindustrieverband könnte auch verboten werden, vergleichbare gesundheits- oder umweltbezogene Aussagen zu Milch zu machen.
Die Produktion von pflanzlichen Produkten ist in vielen Aspekten ressourcenschonender als die Produktion von Kuhmilch. Für die Produktion von einem Liter Sojadrink wird etwa 22,5 Mal weniger Wasser, neun Mal weniger Landfläche und drei Mal weniger Co2 verbraucht als für die Produktion eines Liters Kuhmilch. Die meisten Rohstoffe werden außerdem in Europa und oft sogar in Österreich angebaut und haben daher kurze Transportwege. Laut IPCC (UN’s Intergovernmental Panel on Climate Change) ist das Potential, Treibhausgasemissionen einzusparen, durch die Änderung unserer Konsumgewohnheiten - v.a. eine Reduktion des Konsums von Fleisch und anderen tierischen Produkten - am größten. Auf diesem Weg wären Einsparungen von bis zu 64% möglich. “Anstatt klimaschädliche Geschäftsmodelle zu stärken, muss die EU für den Ausbau ökologischer Alternativen eintreten. Die österreichische Bundesregierung darf dem Abänderungsantrag auf keinen Fall zustimmen, sondern muss sich dafür einsetzen, dass die Vermarktung von pflanzlichen Produkten erleichtert wird” so Bittner.
Factsheet: http://act.gp/Leak-Milchverband-171