Greenpeace kritisiert Beipackzettel als Öko-Schwindel: Keine faulen Kompromisse bei EU-Mercosur
Wien - Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisiert die heute bestätigten Pläne der Europäischen Kommission, das EU-Mercosur-Abkommen mithilfe einer Zusatzvereinbarung für vorgeblichen Umwelt- und Regenwaldschutz zum Abschluss zu bringen. Der EU-Handelskommissar Vladis Dombrovskis bestätigte gegenüber der dpa in einem Interview, dass die Verhandlungen rund um das Klimakiller-Abkommen laufen und demnach eine Zusatzvereinbarung denkbar sei. Greenpeace warnt bereits seit Monaten vor solch einem Beipackzettel, der keinen Schutz bieten kann, da er keine Sanktionen vorsieht. Die Umweltschutzorganisation fordert von der österreichischen Bundesregierung, jedem Versuch der Europäischen Kommission, das umweltschädliche Abkommen durch legistische Winkelzüge doch noch zu beschließen, eine klare Absage zu erteilen
“Der Handelspakt EU-Mercosur kann nicht repariert werden, weil er im Kern umwelt- und klimaschädlich ist. Durch das Abkommen sollen immer mehr Agrarprodukte aus dem Mercosur-Raum nach Europa exportiert werden. Dadurch wird nur noch mehr wertvoller Regenwald zerstört und unser Weltklima unwiederbringlich geschädigt,” so Natalie Lehner, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace. “Im Gegenzug sinken die Zölle für Autos und Autoteile und der Export von hochgefährlichen Pestiziden und Antibiotika für die Fleischproduktion nach Südamerika wird angekurbelt. Eine zahnlose Zusatzvereinbarung zum Abkommen wird daran nichts ändern. Es ist ein plumper Versuch, Gegner des Abkommens doch noch umzustimmen. Die österreichische Bundesregierung darf diesem Öko-Schwindel nicht auf den Leim gehen und muss sich bedingungslos gegen den EU-Mercosur-Pakt stemmen”, so die Expertin.
Eine aktuelle Studie aus Frankreich zeigt auf, dass allein durch die steigenden Rindfleischimporte mit EU-Mercosur über die nächsten sechs Jahre die Waldzerstörung jährlich um 25 Prozent ansteigen würde. Die schon jetzt katastrophale Regenwald-Zerstörung würde somit weiter angefacht werden. Das würde dem Weltklima einen zusätzlichen irreparablen Schaden zufügen, die Lebensräume einzigartiger Tier- und Pflanzenarten vernichten und die Lebensgrundlage der lokalen indigenen Bevölkerung weiter zerstören.
Auf die heimische Landwirtschaft hätte das Abkommen verheerende Auswirkungen. Der europäische Markt würde mit Dumping-Fleisch, Billig-Zucker und anderen, unter fragwürdigsten Bedingungen hergestellten Agrarprodukten überschwemmt werden - trotz Beipackzettel. Schon jetzt importiert die Europäische Union Agrargüter, für die jährlich 120.000 Hektar Wald alleine in den vier Mercosur-Ländern Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay zerstört werden. Das entspricht einem Fußballfeld Waldfläche alle drei Minuten. Der EU-Mercosur-Pakt würde diese Zerstörung weiter antreiben und beschleunigen.
Laut einer von Greenpeace beauftragten repräsentativen Umfrage sind in Österreich 88 Prozent der Bevölkerung der Meinung, dass sich die Bundesregierung mit vollem Einsatz gegen den EU-Mercosur-Pakt stellen sollte. „Diesem Klimakiller-Abkommen muss jetzt ein Riegel vorgeschoben werden. Die Menschen in Österreich wollen kein Dumping-Fleisch am Teller. Die österreichische Bundesregierung muss das Veto Österreichs gegen EU-Mercosur ohne Wenn und Aber verteidigen“, fordert Lehner.