Greenpeace: Mit Tempo 140 fährt Regierung Klimaschutz an die Wand
Wien – Die Umweltorganisation Greenpeace warnt, dass eine Tempoerhöhung auf Österreichs Autobahnen massiv mehr Schadstoffe verursachen würde. Nach neuen Berechnungen mit dem „NEMO – Network Emission Model“ der Technischen Universität Graz steigert Tempo 140 bei Pkw den Schadstoffausstoß um über 20 Prozent gegenüber Tempo 130 und sogar um über 50 Prozent gegenüber Tempo 100. Laut dem Air Quality Report 2017 der Europäischen Umweltagentur sind Schadstoffe wie Feinstaub, Stickoxide und Ozon bereits jetzt für über 8.500 vorzeitige Todesfälle pro Jahr in Österreich verantwortlich.
„Ich fordere Verkehrsminister Hofer auf, seine umweltpolitische Geisterfahrt zu beenden und endlich Maßnahmen zum Schutz von Gesundheit und Klima zu treffen“, sagt Adam Pawloff, Klima-Sprecher bei Greenpeace in Österreich. „Bereits jetzt sterben in Österreich wesentlich mehr Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung als durch Verkehrsunfälle. Tempo 140 birgt damit eine doppelte Gefahr: Es führt zu mehr Verkehrsunfällen auf unseren Autobahnen und sorgt für einen dramatischen Anstieg der gesundheitsschädlichen Schadstoffe.“
Straßenverkehr verursacht hierzulande rund ein Drittel aller Treibhausgase. Eine Klima- und Energiestrategie für Österreich müsse konkrete Maßnahmen enthalten, um den Verkehr umweltfreundlicher zu machen. Davon sei im Regierungsprogramm jedoch nichts zu lesen, kritisiert Greenpeace. „Im Verkehrskapitel kommt das Wort ‚Klimaschutz‘ kein einziges Mal vor. Wenn wir die Klimakatastrophe verhindern wollen, müssen wir die Abgase im Verkehr deutlich senken. Eine wichtige Maßnahme dafür sind etwa Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Autobahnen. Eine Tempoerhöhung führt dagegen zu einem massiven Anstieg der klima- und gesundheitsschädlichen Schadstoffe. Hier gibt es auch für Umweltministerin Köstinger nichts kleinzureden: Mit Tempo 140 fährt die Regierung den Klimaschutz ungebremst an die Wand“, so Pawloff.
Mit dem Emissionsberechnungsprogramm „NEMO – Network Emission Model“ der Technischen Universität Graz haben Expertinnen und Experten des Landes Steiermark den Schadstoffausstoß der Pkw auf Österreichs Autobahnen für Tempo 100, 130 und 140 berechnet. Bei den Stickoxiden NOx führt eine Geschwindigkeitserhöhung auf 140 zu 51 Prozent mehr Emission gegenüber Tempo 100 und 21 Prozent mehr gegenüber Tempo 130. Bei dem besonders gesundheitsgefährdenden PM10-Abgas steigt der Ausstoß auf 34 Prozent gegenüber Tempo 100 und 20 Prozent gegenüber Tempo 130. Auch für CO2 berechnen die Expertinnen und Experten eine überproportionale Steigerung, nämlich 24 Prozent gegenüber Tempo 100 und 12 Prozent gegenüber Tempo 130.