Greenpeace: ÖVP muss Blockade von Pfand und Mehrweg aufgeben
Umweltschutzorganisation begrüßt nahezu flächendeckendes, positives Signal von Handel & Getränkeindustrie und fordert gesetzliches Pfandsystem mit hohen Mehrwegquoten schon 2022
Wien - Die Lebensmittelhändler REWE, Hofer und Lidl haben sich heute in einer Aussendung gemeinsam mit der Getränkeindustrie und der ARA für ein Einwegpfand und die verpflichtende Einführung von Mehrweg ausgesprochen. Die Ankündigung folgt nach monatelanger Blockade der ÖVP auf Druck von etwa Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und Handelsverband. Greenpeace begrüßt das Signal der Unternehmen und fordert gleichzeitig die ÖVP auf, jetzt ein starkes Abfallwirtschaftsgesetz (AWG) mit hohen Mehrwegquoten für alle Getränke und ein Pfandsystem im Jahr 2022 umzusetzen. In Umfragen sprechen sich 87 Prozent der BürgerInnen für Mehrweg und Pfand aus.
“Wir versinken im Plastikmüll. Es ist daher erfreulich, dass jetzt auch endlich die Wirtschaft gesetzliche Maßnahmen fordert, um die Plastikkrise einzudämmen”, sagt Lisa Panhuber Konsumexpertin bei Greenpeace in Österreich. Mit Ausnahme von SPAR haben sich heute alle großen Händler für Pfand und Mehrweg ausgesprochen. Dieser müsse umgehend nachziehen, so Greenpeace. WissenschafterInnen unterstützen die Maßnahmen zur Plastikreduktion und VertreterInnen der Abfallwirtschaft zeigen auf, dass Pfand und Mehrweg für Umwelt und SteuerzahlerInnen die beste Lösung ist, um Littering von Getränkeflaschen und Dosen zu reduzieren. Für jedes Kilogramm nicht recyceltem Plastikverpackungsmüll fällt seit dem 1. Jänner 2021 zudem eine EU-weite Plastiksteuer von 80 Cent pro Kilogramm an - die österreichischen SteuerzahlerInnen zahlen damit rund 160 Millionen Euro im Jahr. Das AWG kann die Abgabenhöhe reduzieren, denn Mehrwegquoten verringern die Müllmenge und Einwegpfand sorgt dafür, dass die Recyclingquote steigt. Jetzt liegt der Ball bei der Politik und der WKÖ: “ÖVP und Wirtschaftskammer müssen sich endlich bewusst werden, dass sie mit der umweltschädlichen Blockade ihre Mitglieder sowie auch ihre Wählerinnen und Wähler vor den Kopf stoßen. Umwelt und Klima ist nur dann geholfen, wenn die Supermärkte ernsthaft die Verpackungsmenge reduzieren und ein flächendeckendes, effizientes Mehrweg-Pfandflaschen-System aufbauen - dafür braucht es klare, verbindliche Zielvorgaben im Abfallwirtschaftsgesetz”, so Panhuber.
Eine repräsentative Umfrage von marketagent im Auftrag von Greenpeace im Frühjahr 2021 zeigt die überwältigende Zustimmung der Menschen in Österreich zu einem Pfandsystem und verpflichtenden Mehrwegquoten. 87 Prozent wollen, dass der Großteil der Getränke bis 2030 in wiederverwendbaren Mehrweg- statt Einwegflaschen abgefüllt ist. Zehn Länder in Europa, darunter etwa Deutschland und Litauen, zeigen bereits vor, dass ein Pfandsystem für alle Händler - auch kleine Nahversorger - umsetzbar ist und, dass damit die vorgegebenen Sammelquoten erreicht werden können. “Gerade für die kleinen Nahversorger ist Pfand nichts Neues, denn sie haben meist schon jetzt regionale, umweltfreundliche Mehrwegflaschen in den Regalen. Auch die Konsumentinnen und Konsumenten fragen Mehrweg-Flaschen immer mehr nach. Bei den Bierflaschen funktioniert die Rückgabe österreichweit seit Jahren einwandfrei”, so Panhuber „Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist desaströs: Österreich produziert heute deutlich mehr Plastikmüll und recycelt gleichzeitig weniger als früher. Trotzdem verhindert die ÖVP sinnvolle Maßnahmen wie Pfand und Mehrweg. Angesichts der Klima- und Naturkrise ist diese Position unzumutbar und rückschrittlich.”
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