Greenpeace protestiert bei Umweltrat in Brüssel gegen globale Waldzerstörung der EU
Umweltschutzorganisation zeigt weltweite Rodungen in Echtzeit - fordert von Ministerin Köstinger Einsatz für starkes EU-Gesetz für globalen Waldschutz
Sechs AktivistInnen der Umweltschutzorganisation Greenpeace haben heute Früh die Fassade des EU-Ratssitzes in Brüssel erklommen und dort während des EU-Umweltrats einen Live-Tracker der globalen Waldzerstörung angebracht. Die AktivistInnen veranschaulichten damit in Echtzeit, wie viel Hektar Wald im Sekundentakt vernichtet wird, während die MinisterInnen über ein neues EU-Gesetz für globalen Waldschutz diskutieren. So wurden 3260 Hektar Wald weltweit in fast drei Stunden der Diskussionsrunde zerstört - eine Fläche fast zehnmal so groß wie die Donauinsel Das geplante EU-Gesetz für globalen Waldschutz soll verhindern, dass Produkte aus Wald- und Naturzerstörung auf dem EU-Markt landen. Greenpeace Österreich fordert von Landwirtschaftsministerin Köstinger, sich für ein starkes Gesetz einzusetzen. Über 86.000 Menschen haben bereits die Petition von Greenpeace in Österreich dazu unterschrieben.
„Österreich und alle anderen EU-Staaten befeuern die globale Natur- und Artenkrise, indem sie Produkte aus Waldzerstörung auf den EU-Markt bringen. Doch keine Konsumentin und kein Konsument möchte Produkte kaufen, für die unsere Wälder dem Erdboden gleichgemacht werden und das Artensterben befeuert wird. Jetzt haben wir die Chance, ein starkes EU-Gesetz für globalen Waldschutz zu beschließen - damit sich die EU nicht länger an der Vernichtung wertvoller Ökosysteme mitschuldig macht,” erklärt die österreichische Greenpeace-Aktivistin Nina Geyer, die an der Aktion teilnahm. Während des EU-Umweltrats verhandeln nationale Minister über einen Gesetzesvorschlag, den die EU-Kommission im November 2021 vorgelegt hat. Das Gesetz würde unter anderem Unternehmen vorschreiben, ihre Produkte bis zum Produktionsstandort zurückzuverfolgen und sicherzustellen, dass für die Produktion keine Wälder zerstört werden. Industrieverbände versuchen mittlerweile hinter verschlossenen Türen dagegen zu lobbyieren. „Die mächtigen Industrielobbys werden mit allen Mitteln gegen ein starkes Gesetz kämpfen. Denn ein wirksames Gesetz für Waldschutz würde skrupelloser Geldmacherei mit Rohstoffen aus Waldzerstörung einen Riegel vorschieben. Die europäischen Ministerinnen und Minister dürfen sich jetzt nicht von den Großkonzernen einschüchtern lassen,” erklärt Lukas Meus, Waldexperte bei Greenpeace in Österreich.
Auch von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, die Österreich bei den Verhandlungen federführend vertritt, ist mehr Tatkraft gefordert, so Greenpeace. Die Ministerin will beim EU-Gesetz für globalen Waldschutz vor allem Nachteile für die Wirtschaft verhindern und zusätzlichen, administrativen Aufwand vermeiden. Laut Köstinger müsse der gemeinsame Anspruch sein, dass die europäische Wirtschaft nicht unverhältnismäßig belastet wird. „Während das Artensterben ungehindert voranschreitet, denkt Landwirtschaftsministerin Köstinger nur an die Interessen der Industriemächte. Die Ministerin hat bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass sie echten Klima- und Naturschutz blockiert und hauptsächlich die Interessen ihrer Wirtschafts-Clique vertritt. Die Ministerin muss endlich die Bewahrung unseres Planeten vor den Profit einiger weniger stellen und sich für ein starkes Gesetz einsetzen,” so Meus.
- Bild- und Videomaterial: https://act.gp/Brüssel-Aktion-Fotos
- Redebeitrag von Ministerin Köstinger zum Gesetzesvorschlag beim EU-Landwirtschaftsrat im Februar 2022: https://video.consilium.europa.eu/event/en/25485