Greenpeace: Retten von Lebensmitteln ist kein Verbrechen
Umweltschutzorganisation fordert Entkriminalisierung von “Dumpstern” und effektive Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung

Wien - Große Wellen schlägt derzeit ein Urteil in Wien, bei dem ein Mann bedingt zu vier Wochen Haft verurteilt wurde. Sein “Verbrechen”: Er habe gemeinsam mit einer Freundin noch genießbare Lebensmittel aus dem Müll eines Supermarktes “entwendet”. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die nächste Bundesregierung muss die Rettung von Lebensmitteln vor der Müllverbrennungsanlage so rasch wie möglich entkriminalisieren. Darüber hinaus fordert Greenpeace Berichtspflichten über Lebensmittelabfälle für große Konzerne sowie verpflichtende Reduktionsziele.
Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace: “Essen vor der Müllverbrennungsanlage zu retten, darf kein Verbrechen sein! Ganz im Gegenteil: Die Rettung von Lebensmitteln ist gelebter Umweltschutz und eine moralische Pflicht. Die nächste Bundesregierung muss das so rasch wie möglich reparieren.” Schätzungen zufolge landen derzeit in Österreich 26 Kilogramm Lebensmittel pro Sekunde im Müll. Pro Jahr sind es laut Greenpeace-Berechnungen rund 830.000 Tonnen genießbare Lebensmittel. Bereits 2022 zeigte eine Greenpeace-Recherche, dass jährlich Lebensmittel im Wert von mindestens 1,4 Milliarden Euro in Müllverbrennungsanlagen verbrannt werden. Oft landen die Lebensmittel im Müll, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten wurde. Dabei hat ein Langzeittest von Greenpeace erst letztes Jahr gezeigt, dass Lebensmittel oft Wochen oder sogar Monate nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch immer einwandfrei genießbar sind.
Seit Ende 2023 müssen größere Supermärkte melden, wie viele Lebensmittelabfälle bei ihnen pro Quartal anfallen. Greenpeace hatte eine solche Berichtspflicht jahrelang für große Händler und Verarbeiter gefordert. Wie viele Lebensmittelabfälle bei Verarbeitern anfallen, bleibt aber weiterhin im Dunklen. Greenpeace fordert daher die Ausweitung der Berichtspflicht auf große Lebensmittelverarbeiter sowie die Einführung von verpflichtenden Reduktionszielen für alle Branchen.