Greenpeace-Studie: Fleischhandel in der EU Mitschuld an Bränden im brasilianischen Pantanal
Wien - Eine aktuelle Greenpeace-Studie deckt auf, dass in der EU Rindfleisch, welches mit der Zerstörung vom brasilianischen Pantanal in Verbindung steht, verkauft wird. Im Rahmen der Studie hat Greenpeace Aktivitäten von 15 Farmern im Pantanal, ein Feuchtgebiet mit der dreifachen Größe von Österreich, über viele Monate beobachtet und analysiert. Jeder von ihnen kann mit den Bränden von 2020, bei dem 30 Prozent des UNESCO-Weltnaturerbes zerstört wurde, in Verbindung gebracht werden. Allein auf den Fallstudien-Grundstücken vernichteten die Brände innerhalb von vier Monaten 73.053 Hektar des Pantanal-Gebietes - das ist rund die doppelte Fläche von Wien. Die Farmen sind Zulieferer für 14 Fleischverarbeitungsbetriebe im Besitz der größten brasilianischen Fleischproduzenten JBS, Marfrig und Minerva sowie eine Exportstation für lebende Tiere im Besitz von Minerva. Alle drei Großunternehmen handeln weltweit. Zu deren AbnehmerInnen zählen etwa Fast-Food-Ketten wie McDonald’s und Burger King sowie Unternehmen wie Nestlé. Die Greenpeace-Studie zeigt auf, dass die Fleischverarbeitungsbetriebe zwischen dem 1. Januar 2019 und dem 31. Oktober 2020 zusammen mehr als eine halbe Million Tonnen Rindfleisch und Rindfleischprodukte exportierten haben - acht Prozent davon in die EU-27 und das Vereinigte Königreich und somit potentiell auch nach Österreich. Die Umweltschutzorganisation fordert von der EU-Kommission ein effizientes und starkes Waldschutzgesetz, das Produkte aus Naturzerstörung auf dem EU-Markt unterbindet.
“Die Fleischindustrie scheut vor nichts zurück. Für Dumping-Fleisch aus Brasilien brennt das weltgrößte Feuchtgebiet Pantanal lichterloh. Allein die zerstörten Flächen aus den 15 Greenpeace-Fallstudien haben in etwa die doppelte Größe von Wien. Menschen in Europa und somit auch in Österreich können nicht wissen, ob für ihren Burger oder Steak Ökosysteme zerstört wurden”, so Natalie Lehner, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace in Österreich. 1.200 Wirbeltierarten tummeln sich im Feuchtgebiet Pantanal, viele davon stehen auf der Roten Liste, wie etwa Jaguar, Riesenotter oder Tapir. Doch schon seit vielen Jahren ist dieses wertvolle Ökosystem bedroht und wird durch Brände zerstört. 2020 erreichten die Brände einen traurigen Höhepunkt, so dass mittlerweile 30 Prozent des Naturraums vernichtet sind. Die Mehrzahl der Feuer 2020 wurde von Menschen verursacht. Der Verdacht ist, dass in vielen Fällen ViehzüchterInnen absichtlich Feuer legen, um sich Weideland anzueignen.
Eine Besserung ist nicht in Sicht, ganz im Gegenteil: Mit dem Handelspakt EU-MERCOSUR soll der Import von Fleisch aus Südamerika und damit auch die Umweltzerstörung weiter angekurbelt werden. Der Handelspakt sieht eine Erhöhung der Einfuhrquote von billigem Rindfleisch von derzeit 200.000 Tonnen um weitere 99.000 Tonnen pro Jahr vor. Studien warnen, dass das Abkommen die Waldzerstörung in Südamerika beschleunigt, etwa allein durch die steigenden Rindfleischexporte um fünf Prozent. Das wäre für das Klima und für die wertvollen Ökosysteme Südamerikas fatal. „Die EU muss endlich Produkten aus Naturzerstörung den Riegel vorschieben. Anstatt einem verheerenden EU-MERCOSUR-Pakt, der die Vernichtung von Ökosystemen wie dem Pantanal weiter antreiben würde, brauchen wir ein starkes Waldschutzgesetz”, sagt Lehner.
Den Greenpeace-Report “Making mincemeat of the Pantanal” finden Sie unter: https://bit.ly/3becG28
Bildmaterial finden Sie unter: https://bit.ly/3qUoUT3
Das Fotomaterial steht unter Angabe der Credits (@Leandro Cagiano/Greenpeace) für die redaktionelle Nutzung kostenlos zur Verfügung.