Greenpeace zu Renaturierungsjahrestag: Naturschutz auf der Wartebank
Artensterben kann gestoppt werden – Pläne zur Wiederherstellung der Natur müssen zügig erstellt und umgesetzt werden

Wien – Morgen ist es ein Jahr her, dass das Europaparlament für das Renaturierungsgesetz gestimmt hat, jetzt muss die kommende Regierung ordentlich Meter machen im Naturschutz, fordert die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Auch die aktuelle Biodiversitätsampel des Biodiversitätsrats unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf. Bis September 2026 hat Österreich Zeit, der Europäischen Kommission einen Plan zur Wiederherstellung der Natur vorzulegen. Greenpeace fordert, dass Österreich europäischer Vorreiter im Arten- und Naturschutz wird. Dafür muss die kommende Regierung den Artenschutz zur Priorität machen und zügig den Wiederherstellungsplan auf den Boden bringen. Zudem müssen Länder und Bund bestehende Naturschutz-Budgets aufstocken und einen klaren Rahmen für die Finanzierung der Maßnahmen setzen.
Jakob Sonnenholzner, Natur- und Artenschutz-Sprecher bei Greenpeace, sagt:
„Der Großteil der Lebensräume für Pflanzen und Tiere sind in Österreich in einem schlechten Zustand: Ökologisch wertvolle Böden sind versiegelt, wichtige Tier-Wanderrouten und Lebensräume der Wald- und Wiesenbewohner zerschnitten. Mit dem Renaturierungsgesetz hat Österreich ein wichtiges Werkzeug bekommen, um der Natur in Österreich genügend Platz und Schutz zu geben. Die kommende Regierung muss den Naturschutz endlich von der Wartebank holen: Mit der Renaturierung muss noch vor Einreichen der Pläne begonnen werden, beispielsweise mit dem Wiedervernässen von Mooren und dem Aufwerten von Wäldern.”
Nach dem Renaturierungsgesetz sollen bis 2030 jeweils mindestens 20 Prozent der Land- und Meeresfläche in der EU sowie bis 2050 alle Ökosysteme, die in den nationalen Plänen als wiederherstellungsbedürftig ausgewiesen werden, in einen guten Zustand gebracht werden. Das bestehende Natura2000-Netzwerk ist dabei mit Vorrang zu behandeln.
Renaturierung bietet viele Vorteile: Die Qualität von Böden und Wasser wird verbessert, intakte Moore und Auen sind ein wirkungsvoller Schutz vor Hochwasser. Auch gefährdete Arten finden dringend benötigte Schutzzonen, in denen sie sich ansiedeln und ihre Bestände erholen können. So fliegen im renaturierten Bleistätter Moor am Ossiacher See wieder Große Quelljungfern, eine Libellenart, die in Österreich stark gefährdet ist. Durch den restaurierten Wald des Nationalparks Thayatal schleichen wieder Wildkatzen und an dem revitalisierten Wienfluss lassen sich Eisvögel erspähen.
“An vielen Orten in Österreich sehen wir bereits, wie Natur, Tiere und Menschen von renaturierten Gebieten profitieren. Das Wiederherstellen von Natur ist entscheidend für unser Fortbestehen. Nach der intensiven politischen Debatte im Vorjahr müssen die politisch Verantwortlichen nun die Ärmel hochkrempeln und sich tatkräftig an die Umsetzung machen”, so Jakob Sonnenholzner abschließend.