Greenpeace zu Rüben-Gipfel: Mercosur-Handelspakt wäre nächste Hiobsbotschaft für österreichische Zuckerbranche
Die Umweltorganisation Greenpeace warnt anlässlich des morgigen Zuckerrüben-Gipfels vor dem geplanten Handelspakt zwischen der EU und dem südamerikanischen Mercosur-Raum. Der ökonomische Druck auf die bereits schwer angeschlagene österreichische Zuckerbranche würde mit diesem Handelsabkommen aufgrund erhöhter Importquoten für Zucker und Bioethanol aus Südamerika noch einmal deutlich steigen. Bisher setzen den heimischen Zuckerrüben-ProduzentInnen in erster Linie schlechte Weltmarktpreise und der durch die Klimakrise ansteigende Schädlingsdruck zu. Und nicht, wie häufig unterstellt, das Verbot von bienenschädlichen Pestiziden, das aufgrund einer Ausnahmeregelung für den Zuckerrübenanbau ohnehin nicht gilt. Greenpeace fordert von der österreichischen Bundesregierung, sich zum Schutz der Umwelt und österreichischen Landwirtschaft auf allen Ebenen aktiv gegen den ruinösen Mercosur-Pakt zu stellen.
“Der Mercosur-Handelspakt wäre der nächste Tiefschlag für die österreichische Zuckerbranche. Wenn beim heutigen Gipfel also Maßnahmen zur Unterstützung der österreichischen Zuckerbranche diskutiert werden, dann muss ein endgültiges Aus für den Mercosur-Pakt ganz oben auf der Liste stehen”, fordert Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich. In Brasilien hat das Kilo Zucker nur rund die halben Produktionskosten wie in Österreich. Der Handelspakt zwischen der EU und den südamerikanischen EU-Staaten sieht unter anderem die Erhöhung von Importquoten für Zucker und für Bioethanol vor. Die Importquoten für Bio-Ethanol - das in Europa unter anderem aus Zuckerrübendicksaft hergestellt wird - sollen sogar um über 600 Prozent steigen. Für europäische und österreichische ZuckerrübenproduzentInnen wäre das die nächste Hiobsbotschaft.
Schon heute setzen den österreichischen ZuckerrübenproduzentInnen besonders die Klimakrise und die Überschwemmung des Markts mit Billigzucker zu. Anders als in den letzten Tagen immer wieder behauptet, ist es nicht das EU-weite Verbot von bienenschädlichen Neonicotinoiden, das BäuerInnen unter Druck setzt. “Das Neonicotinoid-Verbot von 2018 hat die ZuckerrübenproduzentInnen in Österreich noch nie betroffen. Es gab bisher immer Ausnahmeregelungen für diesen Bereich. Die Wahrheit ist also, dass der Rübenderbrüssler dem Rübenanbau nicht zusetzt, weil Neonicotinoide verboten wurden, sondern vielmehr, obwohl diese gefährlichen Insektizide weiterhin eingesetzt werden”, erklärt Theissing-Matei. Die Zunahme dieses Schädlings ist menschengemacht: Sie ist eine direkte Folge des wärmeren und trockeneren Wetters in der Klimakrise. “Wenn die österreichische Bundesregierung der Zuckerbranche in Österreich mittel- und langfristig eine Perspektive bieten will, dann muss sie einerseits wirksame Schritte gegen die Klimakrise setzen und andererseits den ruinösen Mercosur-Pakt endlich ein für allemal im Papierkorb entsorgen”, fordert Theissing-Matei.