Neue Greenpeace-Verkehrsstudie zeigt erstmalig Weg zur Klimaneutralität für europäischen Verkehrssektor bis 2040 auf
Die heute vorgestellte Greenpeace-Studie „Transport Roadmap 2040“ zeigt erstmals konkret auf, wie der europäische Verkehrssektor bis 2040 klimaneutral werden kann. Durchgeführt wurde die großangelegte Studie gemeinsam von den beiden Forschungsinstituten Climact und New Climate Institute mit Sitz in Belgien bzw. Deutschland. Die Studie empfiehlt einen breiten, ambitionierten Maßnahmenmix aus Verkehrsvermeidung, Verbot des Verbrennungsmotors, Umstieg auf ökologische Verkehrsmittel und Treibstoffe sowie eine Reduzierung der Fahrzeugflotten in Kombination mit einer besseren Nutzung der Fahrzeuge. Agrotreibstoffe und andere schmutzige Energieformen wie Atom wurden in den Berechnungen ausgeschlossen. Basis der Studie ist eine 100-prozentige Versorgung des Verkehrssektors mit erneuerbaren Energien bis 2040.
Der größte Teil der Wirkung des vorgeschlagenen Maßnahmenmixes fällt auf den Bereich “Alternative Technologien und bessere Nutzung” mit 43 Prozent. 21 Prozent können mit Verkehrsvermeidung erreicht werden, 15 Prozent mit dem Verbot des Verbrennungsmotors, 11 Prozent mit einer Verschiebung des Verkehrsmittelmixes sowie zehn Prozent mit dem Einsatz von synthetischem Kerosin aus Ökostrom im Flugbereich.
Die neue Studie soll auch als Grundlage für den Green Deal in Bezug auf anstehende Investitionen im Verkehrsbereich dienen. Greenpeace adressiert damit auch die Europäische Investionsbank EIB, die bis Ende 2020 eine eine Klimastrategie entwickeln wird. „Öffentliche Gelder müssen im öffentlichen Interesse ausgegeben werden. Fluglinien, die Autoindustrie und die Schifffahrt sind für mehr als nur ihre CO2-Emissionen verantwortlich“, sagt Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster, „sie müssen auch ihre Angestellten fair behandeln. Steuergeld in der Corona-Krise kassieren und gleichzeitig Massenkündigungen durchführen ist inakzeptabel.“ Greenpeace fordert, dass unökologische Infrastrukturinvestionen wie Autobahnbauten und Flughafenerweiterungen europaweit sofort gestoppt werden. In Österreich gilt dies zum Beispiel für die Lobau-Autobahn oder die dritte Piste am Flughafen Schwechat. Ebenso müssen alle Kurzstreckenflüge in Europe mittelfristig durch Bahn- und Fährverbindungen ersetzt werden.
Stattdessen müssen viel mehr Mittel in den Ausbau der Bahn und vor allem im städtischen Bereich in die Förderung des Zufußgehens und Radfahrens fließen. „Der Verkehr ist in Europa seit langem ein großes Sorgenkind beim Kampf gegen die Klimakatastrophe. Während die Treibhausgasemissionen der meisten Sektoren EU-weit zumindest leicht sinken, sind jene im Verkehrsbereich bis 2017 gegenüber 1990 um 28 % gestiegen“, sagt Schuster, „EU-weit ist der Verkehr für fast ein Viertel aller CO2-Emissionen verantwortlich.“
Ein besonders wichtiges Anliegen ist Greenpeace dabei der Ausbau der europäischen Bahnnetze. Nachtzugverbindungen müssen schnell ausgebaut werden, Engpässe im Bahnnetz beseitigt und viele Regeln harmonisiert und vereinfacht werden. Das betrifft auch das Ticketsystem. „Die ÖBB sind bereits jetzt Bahnpionier in Europa und können zur Speerspitze eines ökologischen Bahnsystems in Europa werden“, kommentiert Schuster, ”Die EU-Kommission hat 2021 zum “Jahr der Eisenbahnen” erklärt. Diese Chance muss genutzt werden.”
Die neue Studie, die sowohl technische als auch systemische Ebenen untersucht, und umfangreiche Empfehlungen für Entscheidungsträger auf EU-, nationaler und lokaler Ebene enthält, finden Sie hier: https://act.gp/3mlt988