Verhandlungen gescheitert: Shell droht Greenpeace auf 8 Millionen Euro zu verklagen
Öl- und Gaskonzern versucht Umweltschutzorganisation mit Schadensersatzforderung und Protestverbot zum Schweigen zu bringen
Wien / London - Der Energieriese Shell hat eine Einschüchterungsklage gegen Greenpeace Großbritannien und Greenpeace International eingereicht. Shell droht mit einer Schadensersatzforderung in Höhe von rund acht Millionen Euro (8,6 Millionen US-Dollar) sofern Greenpeace sich nicht dazu verpflichtet künftig jegliche Proteste auf Shell-Infrastruktur (Plattformen, Frachtern, Firmensitzen etc.) zu unterlassen. Als weltweit agierender fossiler Energiekonzern gehört Shell zu den größten Verursachern der Klimakrise. Greenpeace fordert Shell dazu auf, die Einschüchterungsversuche zu unterlassen und stattdessen Verantwortung für die verursachte Klimazerstörung zu übernehmen. Dafür muss der Konzern aufhören, nach Öl und Gas zu bohren und seinen gerechten Anteil an der Finanzierung der durch die Klimakrise verursachten Schäden und Verluste leisten.
“Mit der steten Suche nach dreckigem Öl und Gas befeuert Shell die Klimakrise. Es ist unsere Pflicht, gegen diese fossilen Verbrechen zu protestieren. Doch statt die Zeichen der Zeit anzuerkennen und Teil der Energiewende zu sein, möchte Shell uns mundtot machen. Doch wir werden nicht schweigen”, so Marc Dengler, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace in Österreich. “Mit dieser Einschüchterungsklage zeigt Shell einmal mehr, dass internationale Öl- und Gas-Konzerne nicht bereit sind, von selbst ihre fossilen Verbrechen zu beenden. Die Regierungen der Welt müssen dem klimaschädlichen Treiben von Öl- und Gaskonzernen einen Riegel vorschieben. Bei der Weltklimakonferenz in Dubai müssen sie endlich einen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas beschließen."
Mit der Klage reagiert Shell auf einen friedlichen Protest von Greenpeace Großbritannien Anfang des Jahres, bei dem Aktivist:innen 13 Tage eine fahrende Ölplattform besetzten, um gegen die von Shell verursachten Klimaschäden zu protestieren. Das Unternehmen behauptet, es habe beträchtliche Summen für Anwälte und Sicherheitsmaßnahmen ausgegeben, um den Protest zu beenden, und fordert nun die Erstattung dieser Kosten. Eine außergerichtliche Einigung war gescheitert, nachdem Shell als Bedingung einen freiwilligen Protestverzicht auf seiner Infrastruktur von Greenpeace forderte. Greenpeace Großbritannien und Greenpeace International erklärten sich zu einem solchen Verzicht nur bereit, sofern Shell im Gegenzug seine Klimaverbrechen beendet und seine Emissionen bis 2030 um 45 Prozent senkt. Bis Ende November hat Shell Zeit seine finale Forderung bei Gericht einzureichen. Greenpeace Großbritannien bereitet sich nun auf den anstehenden Gerichtsprozess vor. Die Klage ist eine der größten rechtlichen Bedrohungen für Greenpeace in der mehr als 50-jährigen Geschichte der Organisation.
Bildmaterial von dem Greenpeace-Protest gegen Shell finden Sie hier
https://media.greenpeace.org/Detail/27MZIFJFZGYVT
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