Weltwassertag: Greenpeace fordert Fünf-Punkte-Plan gegen Wasserknappheit in Österreich
Klimakrise gefährdet künftige Wasserversorgung - Bisherige Pläne von ÖVP-Wasserminister Totschnig völlig unzureichend
Wien – Anlässlich des morgigen Weltwassertages fordert Greenpeace von Wasserminister Totschnig eine Fünf-Punkte-Plan gegen Wasserknappheit. Denn aufgrund der Klimakrise könnte es auch in Österreich künftig zu wenig Wasser geben. Mit dem Fünf-Punkte-Plan soll beispielsweise klarer werden, wie viel Wasser Industrie und Landwirtschaft tatsächlich verbrauchen. Auch Wasser-Krisenpläne für künftig häufig von Dürren betroffene Regionen sollen erstellt werden. Den bislang von ÖVP-Wasserminister Norbert Totschnig vorgelegten Wasser-Plan bewertet Greenpeace als völlig unzureichend.
Sebastian Theissing-Matei, Wasserexperte bei Greenpeace: “In Österreich sind wir es gewohnt, dass Wasser jederzeit aus dem Hahn fließt, doch auch bei uns wird das Wasser immer öfter knapp. Ausgetrocknete Seen und verdorrte Felder, wie wir sie schon letztes Jahr sehen konnten, sind nur ein erster Vorgeschmack. Minister Totschnig muss endlich handeln und einen wirkungsvollen und klimafitten Plan gegen die drohende Wasserknappheit vorlegen.” Im letzten Sommer ist etwa nicht nur der Zicksee im Burgenland völlig ausgetrocknet, die Dürre hat in der Landwirtschaft einen Schaden von 170 Millionen Euro verursacht.
Laut einer Studie des Umweltbundesamtes wird sich die Situation in Zukunft weiter verschärfen: Bis 2050 wird es in Österreich aufgrund der Klimakrise um bis zu 23 Prozent weniger Grundwasser geben. Besonders betroffen ist davon die Ostregion. Grundwasser ist jedoch sehr wichtig: Unser gesamtes Trinkwasser besteht aus Grund- und Quellwasser und auch die Felder werden teilweise damit bewässert. Gleichzeitig werden wir 2050 um bis zu 16 Prozent mehr Grundwasser verbrauchen als aktuell. Das sind rund 200 Milliarden Liter mehr pro Jahr. Der Grund dafür ist etwa, dass es heißer wird, die Äcker mehr Wasser brauchen und auch mit zunehmender Bevölkerung mehr Wasser benötigt wird. Aber auch für die Industrie und Gewerbe in Österreich gehen wissenschaftliche Prognosen von einem noch weiter steigenden Wasserbedarf aus.
Trotz der Faktenlagen bleibt der zuständige ÖVP-Minister Norbert Totschnig säumig. Sein sogenannter “Trinkwassersicherungsplan” enthält keine einzige konkrete Maßnahme, die die Situation tatsächlich verbessert. Die Industrie als der Sektor mit dem größten Wasserverbrauch in Österreich bleibt wie die Landwirtschaft gänzlich unerwähnt. Dabei entnehmen auch Konzerne Wasser aus Gewässern und dem Grundwasser, um damit Gewinne zu machen - zahlen müssen sie dafür in der Regel bislang nichts. “Der bisherige Wasser-Plan von Minister Totschnig ist ein Papiertiger und bietet keinen Schutzschild vor einer drohenden Wasserknappheit. Totschnig muss einen Plan vorlegen, der auch Industrie und Landwirtschaft in die Pflicht nimmt und die Wasserversorgung in Österreich sichert”, fordert Theissing-Matei.
Damit Wasserknappheit in Zukunft keine jährlichen Begleiterscheinungen des Sommers wird, fordert Greenpeace einen echten Fünf-Punkte-Plan gegen Wasserknappheit in Österreich:
- Transparenz durch Wasser-Melderegister: Die Bundesregierung muss ein digitales Melderegister für Wasserentnahmen durch Industrie, Landwirtschaft und Wasserversorger schaffen. Damit soll ersichtlich werden, wie viel Wasser in den einzelnen Bereichen tatsächlich verbraucht wird und wo sich die größten industriellen Wasserverbraucher Österreichs befinden. Das ist bislang nicht bekannt und wird etwa auch vom Niederösterreichischen Rechnungshof kritisiert.
- Krisenpläne für besonders von Dürren bedrohte Regionen: Wissenschaftliche Prognosen zeigen klar, in welchen Regionen Österreichs es zukünftig öfter zu Wasserknappheit kommen wird. Die Bundesregierung muss für diese Regionen Wasser-Krisenpläne erstellen. Diese Pläne sollen im Fall von akuten Dürren klar vorgeben, wer (Industrie, Landwirtschaft, Haushalte) auf wie viel Wasser zugreifen darf.
- Ziele für die Reduktion des Wasserverbrauchs bis 2030 festlegen: Die Bundesregierung muss den zukünftigen Wasserverbrauch in von Dürren bedrohten Regionen um bis zu zehn Prozent reduzieren. Die genauen Zielwerte, sowie die dafür notwendigen Maßnahmen müssen pro Region festgelegt werden. Dies kann zum Beispiel über wasserwirtschaftliche Regionalprogramme geschehen.
- Förderprogramm gegen Wasserverschwendung: Die Bundesregierung muss ein Förderprogramm beschließen, um den Verbrauch von Wasser in Industrie und Gewerbe zu reduzieren und Wasserkreisläufe zu schließen.
- Bepreisung der Wasserentnahme durch Industriebetriebe: Die Bundesregierung muss für die Wasserentnahmen durch Industriebetriebe eine Preis vorschreiben, wenn diese Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit oder die Umwelt haben. Dies wird eigentlich bereits im Artikel 9 der EU-Wasserrahmenrichtlinie geregelt. Derzeit bezahlen Industriebetriebe in der Regel dennoch nichts für die direkte Entnahme des Allgemeinguts Wasser.