Unverpackt und Mehrweg - es geht!
Unverpackt und Mehrweg - es geht!
Vorzeigebeispiele für weniger Müll aus aller Welt
Jede Minute gelangt eine LKW-Ladung voller Plastikmüll ins Meer. Dass wir dagegen etwas tun müssen ist, klar, doch die Konzerne produzieren weiterhin Plastik am laufenden Band und gesetzliche Verbote kommen viel zu langsam. Die Europäische Union hat zwar erste Schritte gegen die Plastikverschmutzung beschlossen und zehn Einwegkunststoffartikel, die einen großen Teil des Mülls an Stränden und in Meeren ausmachen, seit 2021 verboten. Doch bisher ist das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Dass viel mehr möglich ist, zeigen jene EU-Länder, die die Anforderungen der EU eigenständig überboten haben. Und auch außerhalb von Europa gibt es Positivbeispiele im Kampf gegen die Plastikflut:
Spanien
In Spanien gibt es ein neues, ambitioniertes Abfallgesetzes, das neben dem Verkaufsverbot häufiger Plastikprodukte auch eine Steuer auf Plastikprodukte und Müll, der auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen landet, beinhaltet. Darüber hinaus sind Lebensmitteleinzelhändler ab einer Verkaufsfläche von 400 Quadratmeter künftig verpflichtet auf 20 Prozent davon unverpackte Waren anzubieten. Zudem besteht ein Verbot der Vernichtung nicht verkaufter Produkte. Eine flächendeckende Einführung der Biotonne ist in Planung. Außerdem wird das Rauchen am Strand verboten, um so Zigarettenstummel in Sand und Meer zu verhindern und der Verschmutzung des Grundwassers entgegenzuwirken. Wer gegen das Abfallgesetz verstößt, erhält spürbare Strafen. Im Falle eines sehr schweren Verstoßes können Geldbußen von bis zu 3,5 Millionen Euro verhängt werden.
Frankreich
Frankreich hat das Einwegplastikverbot bereits vor der europäischen Frist umgesetzt und geht über die Mindestanforderungen hinaus. Neben den zehn von der EU vorgeschriebenen Artikeln werden auch Konfetti, Teebeutel und Verpackungen für Werbung, Zeitungen und Zeitschriften aus Plastik verboten. Außerdem hat Frankreich begonnen, Plastikverpackungen für Obst und Gemüse zu reduzieren. Seit Beginn des Jahres müssen 30 Obst- und Gemüsesorten wie Gurken, Zucchini und Orangen plastikfrei verkauft werden. Die Sorten werden schrittweise ausgeweitet, so dass ab Mitte 2026 alle Plastikverpackungen für Obst und Gemüse aus den Supermarktregalen verschwunden sind. Zudem haben sich Staat und Lebensmittelhändler im Rahmen des “Nationalen Pakts zu Plastikverpackungen” verpflichtet, Maßnahmen gegen Plastik zu ergreifen. Die Märkte haben zugesagt, problematische und unnötige Verpackungen zu beseitigen, neue Geschäftsmodellen zur Wiederverwendung und dem losen Verkauf von Produkten zu entwickeln und innovativer Lösungen auszuprobieren. Außerdem haben sie sich verpflichtet, bis 2022 60 Prozent und bis 2025 100 Prozent der Kunststoffverpackungen zu recyceln.
Deutschland
Auch bei Mehrwegalternativen und Pfandsystemen gibt es bereits gute, europäische Beispiele, wie eine müllarme Zukunft aussehen kann. So müssen in Deutschland nach der Änderung des Verpackungsgesetzes Cateringservices, Lieferdienste und Restaurants ab 2023 Mehrwegbehälter anbieten, wenn KundInnen ihr Essen und ihre Getränke mitnehmen oder bestellen. Nur kleine Lokale und Buden mit maximal fünf Beschäftigten und einer Ladenfläche von bis zu 80 Quadratmeter sind ausgenommen. Die Stadt Tübingen geht eigenständig einen Schritt weiter und hat eine Steuer für Einwegverpackungen beschlossen. Betroffen sind nicht nur Verpackungen wie Kaffeebecher, sondern auch Einweggeschirr und Einwegbesteck. Wenn Restaurants Mehrwegverpackungen ausgeben, bleibt ihnen diese Abgabe selbstverständlich erspart. Während aktuell noch ein Gericht entscheidet, ob die Steuer verfassungsgemäß ist, bleibt sie in Kraft und hat laut dem Bürgermeister bereits sichtbare Erfolge in Bezug auf leere Mülleimer und mehr Mehrweggeschirr erzielt.
Ruanda
Auch in anderen Teilen der Welt gibt es erfreuliche Entwicklungen. Während die EU erst kürzlich bestimmte Einwegplastikprodukte verbot, hat Ruanda bereits 2008 damit begonnen Plastiktüten per Gesetz zu verbannen. Auf den Import, die Herstellung und den Besitz stehen dabei hohe Geldstrafen und sogar Gefängnisstrafen von bis zu 12 Monaten. 2018 legte das Land nach und verabschiedete ein weiteres Anti-Plastik-Gesetz, das zusätzliche Einwegkunststoffprodukte wie Strohhalme, Flaschen und Lebensmittelbehälter beschränkt. Die Gesetze werden begleitet von breit-angelegten Informationskampagnen zu Plastik und Umweltschutz in Fernsehen, Radio und im Schulunterricht. Andere afrikanische Länder wie Kenia, Uganda, Marokko, Eritrea oder Kongo haben nachgezogen und ebenfalls Plastikverbotsgesetze erlassen.
Südkorea
Laut Welt-Abfall-Index haben die KoreanerInnen das größte Verantwortungsbewusstsein für ihren produzierten Müll. In den letzten zwei bis drei Jahrzehnten wurde in Südkorea ein starker Fokus auf Wiederverwertung und Recycling gelegt - besonders bei Lebensmittelabfällen, die 40 Prozent des Abfalls ausmachen. Generell gibt es unterschiedlich farbige Müllbeutel für die verschiedene Abfallarten, bei denen die Kosten für die Entsorgung bereits durch den Kaufpreis gedeckt sind. Lebensmittelreste und andere organische Abfälle werden in biologisch-abbaubaren Tüten gesammelt und aus ihnen werden wieder Dünger oder Tierfutter hergestellt. Dadurch bekommen inzwischen 95 Prozent der Lebensmittelabfälle einen neuen Verwendungszweck. Auch geht die Politik gegen Wegwerfprodukte in Cafés und Restaurants vor. Aktuell gibt es ein verpflichtendes Pfand auf Einwegbecher, das die KundInnen zurückerhalten, wenn sie die Produkte zum Recycling in den Geschäften zurückgeben. Im Laufe dieses Jahres tritt zusätzlich ein Verbot von Pappbechern, Plastikstrohhalmen und Rührstäbchen in Kraft. Auch bei Essensbestellungen sind positive Entwicklungen zu beobachten. Inzwischen liefern viele lokale Restaurants ihre Speisen in Picknick-Boxen mit wiederverwendbaren Schüsseln, die anschließend vor die Tür gestellt und von den FahrerInnen wieder mitgenommen werden.
Abseits von Gesetzen
Neben Gesetzesinitiativen von Ländern und Städten, treiben vor allem Start-ups den Fortschritt bei Müllreduktion und Mehrweglösungen voran. So stellt das Unternehmen RePack Onlineshops wiederverwendbare Versandtaschen zur Verfügung um Versandmüll zu vermeiden. Auch bei Essensbestellungen sind Anbieter wie Recup, myCoffeeCup, Skoonu und Vytal rechtlichen Anforderungen voraus und bieten KundInnen bereits jetzt eine nachhaltige Mehrwegalternative gegen Pfand.