Konsum & Verschwendung
Dass der Einfluss der KonsumentInnen etwas bewirken kann, zeigen zum Beispiel Bioprodukte. Vor einigen Jahren musste man sie im Supermarkt noch suchen. Heute sind Bioprodukte in fast allen Bereichen weit verbreitet. Ähnlich sieht es bei pflanzlichen Lebensmitteln aus. Ist die Nachfrage groß genug, ändert sich auch das Angebot.
Wichtig ist dabei aber: Wir können die Welt nicht allein mit Kaufentscheidungen retten! Sie sind eine Möglichkeit, Entwicklungen anzustoßen. Aber für die großen Hebel braucht es die Politik, denn sie beeinflusst mit Steuern, Förderungen oder Zöllen den Preis und die gesetzlichen Mindeststandards der Produkte.
Oft muss man lange suchen, aber es gibt die Wahl zwischen mehr und weniger umweltfreundlichen Produkten. Das fängt zum Beispiel bei der Verpackung der Produkte an. Plastikverpackungen werden oft nur einige Minuten lang benutzt und schnell wieder entsorgt. Allein in Österreich fallen jährlich 900.000 Tonnen Plastikmüll an. Um vollständig zu verrotten, braucht das Plastik dann hunderte Jahre. In dieser Zeit verschmutzt es Meere und Wälder und setzt sich als Mikroplastik in der Umwelt fest. Es lohnt sich, beim Einkauf auf Verpackungsmüll zu achten und möglichst viel Unverpacktes zu kaufen. Plastik mit Papier als Verpackungsmaterial zu ersetzen, ist nicht die Lösung. Wir empfehlen außerdem wiederverwendbare Taschen und Verpackungen, z.B. Mehrwegflaschen.
Bei tierischen Produkten steht natürlich die Frage des Tierwohls im Vordergrund. Auch in österreichischen Betrieben werden Tiere noch zu oft unter Bedingungen gehalten, die qualvoll sind. Biofleisch ist zwar teurer, gewährleistet dafür aber eine bessere Tierhaltung. Und am wichtigsten ist: Selten und dafür hochqualitatives Fleisch zu kaufen, ist nicht nur für die Tiere gut. Für den Anbau von Futtermitteln werden weltweit riesige Flächen benötigt. Für gentechnisch verändertes Soja, dass in der biologischen Landwirtschaft verboten ist, werden ganze Urwälder und andere wertvolle Ökosysteme in Lateinamerika gerodet. Das hat fatale Auswirkungen auf die Klima- und Artenkrise. Langfristig müssen wir unseren Fleischkonsum daher einschränken.
Aber auch für andere Lebensmittel gehen wichtige Ökosysteme verloren. Besonders kritisch ist zum Beispiel Palmöl, für dessen Anbau in Südamerika und Indonesien riesige Flächen Regenwald verloren gehen.
Beim Einkaufen können wir genau hinschauen und Produkte wählen, die möglichst umweltschonend sind. Zum Anfang hilft es dabei, auf regionale Produkte aus ökologischem Anbau zu achten. Und dazu ist es vor allem wichtig, politisch aktiv zu werden. Wir setzen uns für starken Waldschutz ein und machen auf die Regenwaldzerstörung aufmerksam.
Woher weiß ich, welche Produkte nachhaltig sind?
Umweltbewusstes Einkaufen kann kompliziert sein. Es ist wahrscheinlich allen klar, dass das Hühnchen um 2,99 € kein gutes Leben gehabt hat oder dass Kirschen im Dezember nicht vom regionalen Bauern kommen. In vielen Bereichen ist es aber deutlich schwieriger, kritische Produkte zu erkennen.
Woher weiß man, ob ein Produkt Rückstände schädlicher Pestizide enthält? Wie kann ich sichergehen, dass für meinen Konsum kein Regenwald gerodet wurde?
Greenpeace hilft bei der Orientierung. In unserem Marktcheck nehmen wir regelmäßig das Angebot der größten herkömmlichen Supermärkte in Österreich unter die Lupe. Wir erstellen ein Ranking der Supermärkte und erklären, welche Produkte umweltverträglicher hergestellt wurden als andere.
Gütezeichen – gute Orientierung oder falsche Versprechen?
Eine weitere Hilfe beim Einkaufen bieten Gütezeichen. Sie weisen auf verschiedene Produktionsstandards hin und bieten so eine gewisse Orientierung. Aber es ist nicht einfach zu erkennen, was sich hinter den einzelnen Zeichen, Siegeln und Zertifikaten verbirgt. Jedes bemisst unterschiedliche Kriterien unterschiedlich streng. So gibt es viele Zeichen, deren Regularien nicht einmal Mindeststandards gewährleisten. Durch ein buntes Logo wird den Produkten dennoch ein umweltbewusster Anstrich verpasst. Ein Paradebeispiel für Greenwashing.
Viele Industrieverbände haben diese Chance erkannt und eigene Zeichen mit fadenscheinigen Standards etabliert. Diese wirken sich sogar negativ auf die Umwelt aus, da sie den KonsumentInnen eine falsche Sicherheit vermitteln. Gleichzeitig gibt es durchaus vertrauenswürdige Labels mit umfassenden Bewertungskriterien. In der Flut der Gütezeichen verliert man jedoch schnell den Durchblick.
Wir haben uns alle wichtigen Gütezeichen aus den österreichischen Supermärkten angeschaut. In unserem Gütezeichen-Guide lässt sich einfach nachvollziehen, welche wirklich vertrauenswürdig sind und welche nur dem Greenwashing dienen.
Geplante Obsoleszenz - die künstliche Alterung
Uns allen ist es wahrscheinlich schon einmal passiert: Ein Gerät geht gerade nach Auslauf der Garantie kaputt. Besonders elektronische Geräte scheinen anfällig dafür zu sein, schon nach wenigen Monaten oder Jahren nicht mehr zu funktionieren. Nicht immer liegt das allerdings an ungeplantem Materialversagen. Manche Hersteller bauen ihre Geräte absichtlich so, dass sie nur einige Jahre halten. Diese Strategie nennt sich geplante Obsoleszenz. Für die Firmen ist das lukrativ. Die Menschen sind auf diese Geräte angewiesen und kaufen sich direkt das nächste Modell.
Für die Umwelt hingegen ist es eine Katastrophe. Riesige Mengen toxischen Elektroschrotts landen täglich auf den Mülldeponien dieser Welt. Sie verschmutzen die Umwelt und vergiften Mensch und Tier. Nachhaltiger Konsum sieht anders aus.
Wir müssen Elektrogeräte so lange wie möglich verwenden können. Eine Ressourcenverschwendung können wir uns nicht leisten. Hersteller dürfen Profite nicht länger über Umweltinteressen stellen.
Es ist möglich, technische Geräte mit längerer Haltbarkeit herzustellen. Greenpeace fordert, dass Produkte wieder für die langfristige Nutzung hergestellt werden. Dazu gehört auch, sie reparierbar zu gestalten und jahrelang Softwareupdates zur Verfügung zu stellen.
Kleidung Detox – das Problem mit Fast Fashion
Die Modeindustrie bringt eine ganze Reihe an Problemen, angefangen bei der Produktion bis hin zum Verkauf und der Entsorgung.
Teilweise werden für die Produktion unserer Kleidung Chemikalien verwendet, die schon in kleinen Mengen Gesundheit und Umwelt gefährden. Dazu gehören Bleichmittel, Schwermetalle und andere Stoffe. Diese landen nicht nur in der Kleidung, sondern vergiften auch die Umwelt. Das schadet natürlich auch den Menschen in den Produktionsländern.
Eine giftfreie Produktion ist möglich. Selbst für Spezialstoffe bei Outdoorbekleidung gibt es harmlose Alternativen. Es ist aber auch wichtig zu überlegen, welche Kleidung wir wirklich benötigen. Eine für Arktisexpeditionen entwickelte Jacke ist für den alltäglichen Gebrauch in der Stadt nicht zwingend notwendig.
Doch es gibt auch positive Entwicklungen in diesem Bereich. Mit der Detox-My-Fashion-Kampagne konnte Greenpeace wichtige Zugeständnisse erkämpfen. Viele große Modekonzerne haben sich mittlerweile verpflichtet, giftige Chemikalien aus der Produktion zu verbannen. Doch jetzt müssen Gesetze dafür sorgen, dass auch die restlichen 80 Prozent der Modewelt ihre Produktion frei von gefährlichen Chemikalien machen.
Doch die Modeindustrie hat ein weiteres großes Problem. Fast alle Modekonzerne spielen das Spiel der Fast Fashion mit. Das heißt konkret: Es werden am laufenden Band neue Kollektionen an Billigmode produziert. Dementsprechend schlecht ist leider oft die Qualität der Kleidung, die oft nur einige Male getragen wird, bevor sie im Müll landet. Im Schnitt kaufen KonsumentInnen heute um 60 Prozent mehr Kleidung ein, getragen wird sie jedoch nur halb so lang wie noch vor 15 Jahren. Ein Greenpeace-Report zeigte 2021 auf, dass 20 von 29 untersuchten Unternehmen weiterhin auf Wegwerf-Mode setzen. Und das trotz Versprechen zur Besserung.
Wir müssen uns überlegen, wie wir Mode in Zukunft konsumieren wollen. Statt jede Saison billig neue Kleidung zu kaufen, lohnt es sich, in qualitative Mode zu investieren, die länger hält. Das spart Ressourcen und schont die Umwelt.
Online Shopping - Einkaufen im Konsumrausch
Der Onlinehandel verschärft solche Entwicklungen weiter. Produkte, die nicht den Vorstellungen der Kunden entsprechen, werden nach der Rücksendung in manchen Fällen einfach vernichtet.
Greenpeace kam in einer Berechnung 2021 zum erschreckenden Ergebnis, dass allein in den Bereichen Kleidung und Elektronik in Österreich rund 1,4 Millionen Retourpakete entsorgt wurden. Das sind Produkte, die in ihrer Herstellung Ressourcen und Energie benötigt haben und die voll funktionstüchtig wären. Es kommt für die Versandhändler billiger, die Produkte zu entsorgen, als sie zu lagern, gegebenenfalls zu reparieren und weiterzugeben. Auch hier wird Profit über Vernunft gestellt.
Diese Praktiken müssen beendet werden. Greenpeace fordert von der Bundesregierung ein Vernichtungsverbot für neuwertige Waren.
Die Ursache für die Krisen unserer Zeit ist ein System, das auf Wachstum und Profit aus ist. Der Schutz unseres Planeten wird dabei oft zur Nebensache. Diese Art zu wirtschaften können wir uns nicht mehr leisten. Klima- und Umweltschutz müssen zur ersten Priorität werden. Es ist Zeit, dass wir uns vom ewigen Wirtschaftswachstum lossagen und neue Wege finden, umweltschonend zu produzieren.
Dazu braucht es natürlich politische Regelungen. Aber wir können auch als KonsumentInnen unseren Teil zu einer besseren Wirtschaft beitragen. Unser bewusster Konsum setzt Konzerne unter Druck und erzwingt Veränderungen.