Meeresschutz
Die Ozeane sind ein essentielles Ökosystem unserer Erde. Ihre Wassermassen kühlen den Planeten und sorgen für gemäßigte Temperaturen. Das Eis an den Polen reflektiert Sonnenstrahlen zurück ins Weltall. Zusätzlich speichert die maritime Artenvielfalt große Mengen an CO2.
In den Meeren finden sich faszinierende Lebewesen mit einzigartigen Eigenschaften. Diese haben sich im Laufe der Evolution an teilweise unwirtlichste Bedingungen, zum Beispiel im Polarmeer oder der Tiefsee angepasst. Selbst in tausenden Metern Tiefe, gänzlich abgeschnitten von der Lichtzufuhr der Sonne, tummelt sich erstaunlich viel Leben. Vieles davon wartet noch darauf, entdeckt zu werden – wir wissen mehr über den Mond als über die Tiefsee!
Leider besteht die Gefahr, dass diese faszinierenden Regionen zerstört werden, bevor wir sie erforschen können. Denn die Meere sind bedroht. Industrielle Großkonzerne stellen ihren Profit über Meeresschutz und beuten die Ressourcen der Meere aus. Die Klimakrise befördert bedrohliche Entwicklungen, vor allem in der Arktis und der Antarktis. Gleichzeitig verschmutzen wir die Meere mit immer größeren Mengen an Plastikmüll.
Jede dieser Entwicklungen befördert die schwelende Artenkrise, die eng mit der Klimakrise zusammenhängt und häufig übersehen wird.
Ölbohrungen – wie Ölkonzerne die Meere bedrohen
Ölkonzerne wollen auf der Suche nach neuen Ölvorkommen auch in unerforschte Gebiete der Tiefsee vordringen. Nicht einmal die sensiblen Polarregionen sind von der Profitgier der Mineralölindustrie ausgeschlossen. Bis jetzt gibt es keine Möglichkeit, ausgetretenes Öl unter der Eisdecke zu entfernen. Das Öl könnte bei einem Unfall über Jahrzehnte im Meer bleiben.
Beispiele wie die Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko 2010 zeigen, dass es schon bei Ölbohrungen in vergleichsweise zugänglichen Meeresgebieten zu verheerenden Unfällen kommen kann.
Sind Ölbohrungen ein österreichisches Problem?
Da Österreich nicht am Meer liegt, könnte man glauben, dass diese Probleme nicht direkt mit uns verknüpft sind. Aber auch die österreichische OMV betreibt gefährliche Ölplattformen auf der ganzen Welt. Die OMV möchte vor der Küste Neuseelands Bohrungen durchführen. In einem Gebiet, in dem Blauwale und Māui Delfine, eine der seltensten und bedrohtesten Delfinarten der Welt, leben.
Was macht Greenpeace dagegen?
Greenpeace kämpft auf der ganzen Welt gegen den Vormarsch der Öl- und Gasindustrie. In Österreich richten sich die Aktionen oftmals gegen die OMV. Als teilstaatlicher Konzern sollte die OMV, Vorreiter in Sachen Energiewende sein. Leider ist sie meilenweit davon entfernt. Wir fordern einen Ausstieg aus Öl und Gas bis 2040.
Konzerne, wie die OMV werden von Greenpeace ständig beobachtet. Zeigen sich Missstände auf oder werden notwendige Maßnahmen nicht umgesetzt, erhöhen wir den öffentlichen Druck. Im Frühjahr 2021 war die OMV in eine Reihe von Skandalen verwickelt. Unter anderem, weil der Konzern Überwachungsfirmen beauftragte, KlimaaktivistInnen in Neuseeland zu observieren. Im folgenden öffentlichen Aufschrei war Greenpeace eine der stärksten Stimmen der Kritik. Der öffentliche Druck führte letztlich zum Rücktritt des damaligen OMV-Chefs Rainer Seele.
Unsere Ozeane als Mülldeponie - Plastik in den Meeren
Jedes Jahr landen 12,7 Millionen Tonnen Plastik im Meer. Das entspricht mehr als einer LKW-Ladung pro Minute. Und da sich Plastik nur langsam zersetzt, bleiben diese Mengen dort auch für lange Zeit. Im Meer stellt unser Müll eine große Gefahr für die Tierwelt dar. Vor allem große Meeressäuger, wie Wale und Delfine, aber auch Meeresschildkröten und Seevögel fressen diese Plastikteile und sterben nicht selten daran. Wäre das nicht schon genug, um etwas gegen die Plastikverschmutzung im Meer zu tun, birgt sie auch eine direkte Gefahr für uns Menschen. Plastik zerfällt im Meer in kleine Partikel, sogenanntes Mikroplastik. Das wird zum Beispiel von Fischen geschluckt und setzt sich so in der Nahrungskette fest, bis es schließlich auch bei uns auf den Tellern landet. Durchschnittlich nimmt jeder von uns bis zu 5g Plastik pro Woche auf, das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte.
Geisternetze
Einen nicht zu verachtenden Teil des Plastiks im Meer stellen verlorene oder absichtlich zurückgelassene Fischernetze, Leinen und Angelruten dar. Nicht nur kleine Fische, sondern auch Haie, Wale und Delfine verfangen sich häufig in den „Geisternetzen” und sterben einen qualvollen Tod.
Was wird dagegen unternommen?
Greenpeace setzt sich für ein Verbot von Wegwerfplastik ein und forciert die Einführung strengerer Regulierungen der Plastikproduktion. Der jahrelange Druck von Umweltorganisationen auf Regierungen sorgte dafür, dass die UN seit 2022 an einem globalen Plastikabkommen arbeitet. Natürlich kann jeder seinen Teil dazu beitragen, die Plastikverschmutzung zu reduzieren. Um einen weitreichenden Wandel zu erzwingen, müssen wir aber die großen Plastikproduzenten, wie Coca Cola und Nestlé zur Verantwortung ziehen.
Mit medienwirksamen Aktionen macht Greenpeace immer wieder auf die Plastikflut in den Meeren aufmerksam.
Die Fischereiindustrie fischt die Meere leer
Industrielle Fangflotten verwenden zerstörerische Methoden. Teilweise werden Grundschleppnetze verwendet. Das Eisengeschirr dieser Netze zerstört alles, was ihnen in den Weg kommt. So werden ganze Korallenriffe in Sekunden verwüstet.
Ebenso werden Fangnetze verwendet, die extrem viel Beifang erzeugen. Vor allem große Meerestiere wie Haie und Wale konkurrieren mit den Fischern um ihre Beute. Häufig landen sie dabei als Beifang mit im Netz, was sie in den seltensten Fällen überleben.
Wieso ist das erlaubt?
Die industrielle Fischerei ist sehr schlecht reguliert. Oft werden neue Fischgründe erschlossen, bevor sie ausreichend geprüft werden können, mit teils drastischen Folgen für die Tierwelt und die Menschen in den Küstenregionen.
Moderne Technologien des Fischfangs übertreffen die Regenerationsfähigkeiten der Fischbestände bei Weitem. Schon jetzt sind 90 % der kommerziell genutzten Fischbestände überfischt oder bis an die Grenze genutzt.
Kleine Fischer in Küstennähe können mit den großen Hochseetrawlern nicht mithalten und werden aus dem Markt gedrängt, schlimmstenfalls ihrer Nahrung beraubt.
Als Konsument bekommt man davon nicht viel mit. Fischprodukte sind meist gespickt mit Gütesiegeln und Abzeichen, die Nachhaltigkeit und faire Produktionsbedingungen suggerieren. Weit verbreitete Siegel, wie das des Marine Stewardship Councils (MSC), bieten aber nur schwache Standards. 83 % der MSC-zertifizierten Fischer nutzen große Industrieschiffe, oft mit umweltzerstörerischen Fangmethoden.
Wie geht Greenpeace gegen zerstörerische Fischerei vor?
Durch Recherchearbeit informiert Greenpeace regelmäßig über irreführende Zertifikate. In unserer Kampagnenarbeit fordern wir den Ausbau von starken Meeresschutzgebieten, in denen industrielle Tätigkeiten tabu sind. Diese bieten der Natur die Chance zur Regeneration.
Ewiges Eis? Die Rolle der Pole in der Klimakrise
Die Rolle der Pole hängt in der Klimakrise eng mit dem Schicksal der Meere zusammen. Das ewige Eis der Arktis und Antarktis dient als Kühlschrank der Erde und sorgt für stabile Temperaturen. Es ist zudem Lebensraum für einzigartige Tierarten.
Doch das Eis wird immer weniger. Jährlich fließen allein in der Antarktis unglaubliche 141 Gigatonnen Eis ab. Das entspricht dreimal der Wassermenge des Bodensees.
Die Auswirkungen immer eisfreierer Pole auf das Klima ist immens. Zudem geht mit der Erhitzung auch ein großes Artensterben einher. Den Tieren schmilzt der Lebensraum unter den Füßen weg.
Während die Artenvielfalt unter der Klimakrise leidet, schlägt sich diese Artenkrise im Gegenzug auch negativ in der Klimabilanz nieder. Tiere und Pflanzen im Meer binden große Mengen Kohlenstoff. Insgesamt speichern Ökosysteme im Meer bis zu zehnmal so viel Kohlenstoff, wie Ökosysteme an Land. Die vielfältigen Tier- und Pflanzenarten der Meere dienen so als Puffer für den CO2-Haushalt unserer Erde.
Etliche Kipppunkte der Klimakrise sind eng mit den Polen verknüpft. Es ist von größter Bedeutung, diese Eiswelten zu schützen. Das geht nur, indem wir auf der ganzen Welt das Klima schützen.
Wie können wir die Meere effektiv schützen?
Bis 2030 müssen mindestens 30 % der Meere zu starken Schutzgebieten werden, in denen sich die Natur erholen kann.
Wir werden uns weiterhin der industriellen Fischerei in den Weg stellen, die mit zerstörerischen Mitteln auch die letzten Fischbestände vernichtet. Sie stellt nicht nur eine Gefahr für die Fische dar, sondern auch für größere Meerestiere und Fischer, für die nichts mehr übrig bleibt.
Im Fokus unserer Arbeit steht auch das Aufdecken von falschen Versprechungen der Nachhaltigkeit, wie dem MSC-Siegel.
Die Problematiken rund um die Ozeane sollten aber auch im Kontext grundlegender Krisen betrachtet werden. Der Schutz der Meere vor Ausbeutung ist das eine, gleichzeitig fordern wir aber auch umfassende Klima- und Artenschutzmaßnahmen. Das Artensterben im Meer, das Teil einer globalen Artenkrise ist, ist eng verknüpft mit der Klimakrise. Wir müssen daher bei uns und global effektiven Klimaschutz und Artenschutz vorantreiben, um die Meere als artenreiches Ökosystem und Klimastabilisator zu erhalten.